FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

O bwohl die skeptischen Stimmen be- züglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung lauter werden, herrscht aktuell noch Hochkonjunktur. Geld ist billig und im Überfluss vorhanden. Das bekommen geschlossene Fonds zweifach zu spüren: Einerseits sind die Preise für Sachwerte zur- zeit enorm hoch, was für neue Investments hinderlich ist. Andererseits profitieren beste- hende Fonds vom guten Marktumfeld. Dut- zende Gesellschaften haben die aktuelle Hausse für einen Exit genutzt und Investoren erfreuliche Renditen beschert (siehe FONDS professionell 2/2018, Seite 142). Aber auch sehr viele laufende Fonds haben in den ver- gangenen Monaten eine überzeugende Per- formance geliefert – und konnten teils sogar Rückstände aufholen. Daraus ließe sich eine Botschaft formulie- ren, die der Branche helfen könnte, würde sie die frohe Kunde glaubhaft transportieren kön- nen: Unternehmerische Beteiligungen sind besser als ihr Ruf. Anleger erzielen mit ge- schlossenen Fonds durchaus attraktive Erträ- ge, wie FONDS professionell regelmäßig be- richtet. Das zeigt auch die Statistik der Deut- schen Bundesbank: Geschlossene inländische Investmentfonds haben im ersten Halbjahr 2018 Erträge in Höhe von 2,6 Milliarden Euro ausgeschüttet. Dieses Ergebnis bezieht sich auf eine Basis von rund 3.400 Fonds mit einem platzierten Eigenkapital von rund 108 Milliarden Euro. Auf das Gesamtjahr hochge- rechnet beträgt der Ertrag auf das eingesetzte Eigenkapital voraussichtlich rund 4,8 Prozent. Im Jahr 2017 flossen knapp 4,4 Milliarden Euro an die Anleger, das entspricht einer Rückzahlung von etwa vier Prozent. Demzu- folge dürfte die Performance der geschlosse- nen Fonds in diesem Jahr steigen. Großer Test FONDS professionell hat sich nach der Auswertung der Ergebnisse der aufgelösten Fonds im Frühjahr nun wieder die Entwick- lung der laufenden Fonds angesehen. Die Redaktion hat dafür mit Unterstützung von Efonds eine Stichprobe erstellt. Sie besteht aus 695 Fonds, die seit 1971 aufgelegt und unab- hängig von Anbietern, Volumen und Assets ausgewählt wurden. Zentrales Kriterium für die engere Auswahl war, dass die Fonds bis- lang kumuliert zumindest 50 Prozent aus- geschüttet haben. Das trifft auf 648 Fonds zu. Mit der Stichprobe ist über ein Fünftel des transparenten Marktes abgedeckt. Enthalten sind unter anderem 341 Immobilien- und 105 Schiffsbeteiligungen. Direktinvestments, Nach- rangdarlehen, Genussrechte und Anleihen sind nicht berücksichtigt. Alle Auszahlungen be- ziehen sich auf das von den Anlegern einge- setzte Eigenkapital ohne Berücksichtigung der Ausgabeaufschläge. Das Gesamtinvestitionsvolumen der reprä- sentativen Stichprobe beträgt knapp 45 Milli- arden Euro. Etwas mehr als Fünftel valutieren in fremden Währungen, hauptsächlich in US- Dollar. Die Eigenkapitalquote über alle Fonds hinweg liegt bei rund 56 Prozent, die Anleger haben also insgesamt 25 Milliarden Euro in die ausgewählten Beteiligungsmodelle inves- tiert. Das durchschnittliche Fondsvolumen be- trägt rund 65 Millionen Euro. Die Fonds der Stichprobe sind im Mittel 15,7 Jahre alt und haben seit ihrer Auflage bislang durchschnitt- lich 83,03 Prozent ausgezahlt (2017: 80,98 Prozent). Demzufolge beträgt die jährliche Ausschüttung im Schnitt 5,56 Prozent, womit sie erneut unter dem Vorjahreswert liegt (2017: 6,07 Prozent). 2016 hatten die ge- schlossenen Fonds im Schnitt sogar noch 7,58 Prozent an die Investoren ausgekehrt. Im Berichtsjahr gab es 170 Beteiligungs- modelle, die nicht ausgeschüttet haben. 474 Fonds – zwei Drittel der Grundgesamtheit – haben mindestens drei Prozent ausgekehrt, 352 Fonds sogar mindestens sechs Prozent. Daraus ergibt sich über alle Fonds, die tat- sächlich Liquidität an die Investoren ausge- kehrt haben, eine durchschnittliche Auszah- lung von 9,45 Prozent (2017: 9,98 Prozent). Zwei Drittel schütten aus Obwohl die Rückzahlungen im Jahresver- gleich geringer ausfielen, ist der Zwischen- stand erfreulich. Er bedeutet aber nicht, dass die Anleger mit den Fonds in der Stichprobe schon Geld verdienen. Dafür muss man die Beteiligungen betrachten, die zum Stichtag in Summe mindestens 100 Prozent ausgeschüttet haben und damit an der Gewinnschwelle ste- hen. Das sind 146 Fonds und damit 21 Pro- Der Wirtschaftsboom kommt bei den Anlegern an. Die Analyse zeigt, dass viele geschlossene Fonds hohe Ausschüttungen leisten. Ernte zeit Brummt die Wirtschaft, freut sich der Investor – das gilt auch für Anleger mit Beteiligungsmodellen. FONDS professionell hat für 695 laufende Fonds untersucht, welche Ausschüttungen sie über die vergangenen Jahre geleistet haben. 192 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 sachwerte I geschlossene fonds Foto: © hywards | stock.adobe.com, Olympia Einkaufszentrum, Galeria Vankovka

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