FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

moderat um durchschnittlich 2,9 Prozent zum Vorjahr. 2017 war der Anstieg mit 6,6 Prozent noch fast doppelt so hoch ausgefallen. In den Jahren 2000 bis 2018 lag das Beitragsplus in einer Beispielrechnung für einen Angestellten im Schnitt lediglich bei 3,8 Prozent. Der Map-Report hat neun „hervorragende“ Anbieter identifiziert: Debeka, Provinzial Hannover, Signal, SDK, Alte Oldenburger, R+V, LVM, Barmenia und Huk-Coburg. Andere haben aus unterschiedlichen Gründen nicht teilgenommen. Somit könnten die Bei- tragserhöhungen branchenweit stärker ausge- fallen sein als bei den Rating-Teilnehmern. Dem widerspricht Walter Botermann, Ex-Vor- standschef der Halleschen Krankenversiche- rung und seit Juli im Ruhestand: „Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt: Die durchschnittliche Entwicklung der Beitragseinnahmen der PKV liegt in etwa auf dem Niveau der gesetz- lichen Kassen“ (siehe Grafik). Die Modellrechnungen Map-Re- port beinhalten erstmals auch ein Fallbeispiel für Senioren, die heute 74 und 76 Jahre alt und schon als Angestellte seit 1982 privat vollver- sichert sind. Von 2000 bis 2018 lag deren durchschnittliche Beitragser- höhung im Schnitt bei 2,3 Prozent. Das sind 1,5 Prozentpunkte weni- ger als bei den Nichtsenioren. Hier bewährte sich die Alterungsrück- stellung, die ab dem 65. Lebensjahr den Beitragsanstieg dämpft, der sonst durch den vermehrten Abruf von medizinischen Leistungen im Alter auf- treten würde. Zum Jahresbeginn 2018 gab es laut Map-Report einen durchschnittlichen Anstieg des Seniorenbeitrags im Musterfall von 2,9 Prozent (2017: 5,7 Prozent). „Zwar steigen die Beiträge insgesamt noch, aller- dings zeigen die beitragsentlastenden Mittel ihre Wirkung“, sagt Klages. Juristischer Gegenwind Dennoch kämpft die PKV mit Gegenwind – auch von juristischer Seite. So haben bereits mehrere Gerichte die höheren Beiträge der vergangenen Jahre für unwirksam erklärt, weil die verantwortlichen Gutachter von Axa und DKV in den Augen der Richter nicht unab- hängig waren. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig, der Bundesgerichtshof will im Herbst 2018 entscheiden. Geben die Karls- ruher Richter den Versicherten recht, haben diese in vielen Fällen Anspruch auf hohe Rückzahlungen. Auch ohne dieses juristische Damokles- schwert geht die PKV-Branche unruhigen Zeiten entgegen. Bereits 2017 musste die Branche in der Vollversicherung einen leich- ten Bestandsrückgang von 0,2 Prozentpunkten hinnehmen. Ohne den Zuwachs im Beihilfe- segment (plus 0,9 Prozentpunkte) wäre das Ergebnis deutlich schlechter ausgefallen. Bei den „Normalversicherten“ schrumpfte der Bestand um 1,3 Prozentpunkte – der höchste Verlust gegenüber dem Vorjahr seit 2014. Das erwähnte Versicherungsentlastungsgesetz dürfte den Abwärtstrend verstärken. Niedrigzins belastet Auch die Niedrigzinspolitik der EZB wirkt sich beitragserhöhend aus. Durch die Bei- tragssteigerung zu Jahresbeginn reduzierte sich der durchschnittliche firmenindividuelle Rechnungszins bei den von Assekurata gera- teten Krankenversicherern von 3,06 auf 2,90 Prozent. Trotzdem gelingt es den PKV-Gesell- schaften bis dato nicht, die Lücke zwischen angesetztem Rechnungszins und aktuariellem Unternehmenszins, mit dem die Anbieter ihre Leistungsverpflichtungen abzinsen, zu ver- ringern. Er sank von 2,87 Prozent 2017 auf nunmehr 2,70 Prozent. Für diese Lücke ist die seit 2012 stetig und spürbar sinkende laufende Durchschnittsverzinsung der Kapitalanlage verantwortlich – eigentlich müsste der Rech- nungszins noch 20 Basispunkte niedriger liegen. „Allein dieser Umstand zieht eine Beitragsstei- gerung von zwei bis drei Prozent nach sich“, schätzt Assekurata- Analyst Reichl. Die Niedrigzins- politik werde auch in den kom- menden Jahren für Beitragsan- passungen sorgen, erwartet er. „Nachhaltige Ruhe an der Bei- tragsfront ist also vorerst nicht in Sicht.“ DETLEF POHL | FP Frank Dietrich, Versicherungsmakler: „Berater sollten die PKV nicht über den Preis vermitteln.“ Uwe Laue, Debeka: „Die Beitragsentwicklung ist längst nicht so schlimm wie oft dargestellt.“ Geringer Unterschied Beitragsentwicklung in der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung Die Krankenversicherungsbeiträge haben sich ähnlich stark erhöht. Stand: 10/2017, Quelle: Gesundheitsministerium/Wissenschaftliches Institut der PKV, inkl. erwart. PKV-Beitragsanpassung 2018 100 % 110 % 120 % 130 % 140 % PKV-Beitragseinnahmen je Vollversicherten GKV-Beitragseinnahmen je Vollversicherten +3,05 % % p.a. +3,28 % % p.a. 2018 2016 2014 2012 2010 2008 » Die beitragsentlastenden Mittel zeigen Wirkung. « Reinhard Klages, Map-Report 237 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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