FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018
Schwintowski hält eine solche „asymmetri- sche Intransparenz“ auch im Versicherungs- markt für höchst gefährlich, sowohl für die Anbieter als auch für die Nachfrager. Im Prinzip gebe es fünf Wege, dem entgegen- zuwirken: Garantien bieten, Reputation und Markenstärke aufbauen, Informationsmärkte schaffen, Standards und Gütesiegel installieren oder der Intransparenz die Kontrolle durch das Recht entgegensetzen. „Qualitäts-Awards be- seitigen asymmetrische Informationen vor Vertragsabschluss des Kunden, der somit eine richtige Entscheidung treffen kann“, ist Schwintowski überzeugt. Ein solcher „Selbsthilfemechanismus“ zie- he nicht den Preis zurate, sondern nur Leis- tungsmerkmale, betont der Jurist. Der Preis komme erst am Ende ins Spiel: „Er steuert die Nachfrage bei den zuvor qualitativ vergleich- bar gemachten Versicherungen“, sagt Schwin- towski. Dabei könne es durchaus passieren, dass sich der Kunde das Produkt, das er eigentlich be- nötige, nicht leisten könne. Arbeitshilfe für Makler „Ein guter Makler wird immer auf Awards zurückgreifen, weil es seine Such- und Entschei- dungskosten senkt und die eige- ne Kompetenz durch Einbezie- hung von fremdem Know-how erhöht“, meint der Wissenschaft- ler. „Qualitäts-Standardisierer“ wie Fairtest nähmen einen Teil der Beratung vorweg – durch Bildung passender Produktgruppen für be- stimmte Kunden. Dies erhöhe die Kompetenz und Geschwindigkeit der Beratung, vermin- dere so die Kosten und schaffe Vertrauen beim Kunden. „Der Makler sollte in der Beratungsdokumentation auf die Methodik hinweisen und auch dadurch zeigen, dass er im Kundeninteresse handelt“, ermuntert Schwintowski zur Nutzung der Ergebnisse. Bemühen um Qualität Analyst Heidekamp würdigt das Bemühen vieler Versicherer um Qualitätstarife in der Pflegezusatzversicherung. Als Beispiel nennt er die Inter Krankenversicherung, die unter anderem den Award beim Pflegetagegeld hol- te. „Bei der Gestaltung des Tarifs haben wir auch gewerbliche Pflegedienste nach ihren Erfahrungen in der täglichen Arbeit befragt und dies berücksichtigt“, sagt Verena Hofstet- ter, Bereichsleiterin Vertriebsmanagement der Inter-Versicherungsgruppe. So entstand eine sehr flexible Police mit der Option, sich sta- tionär ab Pflegegrad 2 höher zu versichern, ohne sich gleichzeitig ambulant überversi- chern zu müssen. Um die Versicherungsbe- dingungen möglichst verständlich zu formu- lieren, kooperierte der Anbieter eigens mit der Ratingagentur Assekurata. Fairtest habe über eine eigene Software in- zwischen so viele Qualitätsmerkmale aus den Bedingungen herausgefiltert und jedem Tarif zugeordnet, dass „klassische Ratings das nicht mehr leisten könnten“, sagt Heidekamp selbst- bewusst. In seine Analyse sei nicht nur Fach- wissen zu den Versicherungsbedingungen ein- geflossen, sondern auch Kenntnisse des So- zialgesetzbuches, des Versicherungsvertrags- gesetzes und der Rechtsprechung. Aus Kun- densicht drehe sich alles nur um einen Punkt: „Eine falsche Tarifentscheidung kann zur Leistungseinschränkung oder gar -verweige- rung führen mit der Folge, dass Angehörige zur Kasse gebeten werden könnten“, so der Fachmakler aus Berlin. Lizenzen, Schulungen, Gutachten Und wie finanziert Heidekamp seine auf- wendige Analysearbeit? Nach eigenen Anga- ben schließt er unter anderem Lizenzverträge mit Medienpartnern ab, die anhand seiner Daten beispielsweise Ratings erstellen und diese mit Testsiegeln prämieren wollen. „Fair- test selbst bietet gewollt keine Testsiegel zu Werbezwecken für die Produktgeber an“, betont Heidekamp. Über Fairtest.de offeriert er Auswertungen und Schulungen, auch für Makler über die Fairtest-Akademie. Sein Know-how setzt Heidekamp zudem an ande- rer Stelle ein, etwa wenn er die Anbieter bei der Produktgestaltung berät, Vorträge hält, Gutachten schreibt oder in Kooperation mit Anwälten Ge- richtsprozesse begleitet. Manche Versicherer setzen Heidekamps Analysen ganz zeit- gemäß via QR-Code ein: Scannt der Makler das kleine Quadrat, öffnet sich gleich die Auswertung zum aktuellsten Tarifstand. „Das geht schneller als üblich, beinhal- tet stets eine aktuelle Tarifbewer- tung, erspart eine eigene Rating- Software und ermöglicht es auch, die wichtigsten Fakten auf dem Kundenhandy zu hinterlegen“, sagt Heidekamp. DETLEF POHL | FP Bert Heidekamp, Makler: „Eine falsche Tarifentscheidung kann zur Leistungseinschränkung führen.“ Hans-Peter Schwintowski, Humboldt-Universität: „Die wahre Qualität zeigt sich allein in den Bedingungen.“ Höchstleistungstarife von Pflegezusatzpolicen 1 Kategorie Gesellschaft Testsieger-Tarif 2 Familie mit Kinderwunsch Inter Qualicare QC 1 und 2 + QC E Kind Allianz Pflegetagegeld Best mit ambulanter Erhö- hung und EZ, PZTB03, PZTA03, PZTE03 Startertarife ab 18 Ideal Pflege Starter Exklusiv Optionstarif Münchener Verein Deutsche Privatpflege – Basis Pflegeergänzung für Barmenia Pflege 100D mit Pflege Sofort Militär, Zoll, Polizei BU mit Pflegerentenoption Swiss Life kein Tarifname 3 Pflegetagegeld für Senioren Münchener Verein Deutsche Privatpflege – Premium Pflegerente (Monatsbeitrag) Ideal Ideal Pflegerente Exklusiv Pflegerente (Einmalbeitrag) Ideal Ideal Pflegerente Exklusiv Pflegetagegeld Inter Qualicare QC 1 und 2 + QC E 1 analysiert und prämiert durch Fairtest | 2 mindestens 70 % Erfüllungsgrad der Fairtest-Standards | 3 nur 57 % Erfüllungsgrad Quelle: Fairtest; Stand: Juni 2018 240 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 fonds & versicherung I pflegezusatzpolicen Foto: © Hoffotografen, Uwe Toelle
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