FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

Foto: © Christoph Hemmerich D ie Konferenzetage im 41. Stock des Opernturms bietet einen beein- druckenden Blick über Frankfurt. Von hier oben hat Dirk Schmitz, der seit Januar das Geschäft für Blackrock in Deutschland, Österreich und Osteuropa leitet, unter anderem die Zwillingstürme seines früheren Arbeitgebers im Blick: Schmitz hatte das Investmentbanking der Deutschen Bank in ihrem Heimatmarkt geleitet, bevor er das Institut im Frühjahr 2017 verließ. Dirk Schmitz empfängt FONDS professionell zu seinem ersten großen Interview in neuer Position. Herr Schmitz, Sie kamen Anfang dieses Jahres zu Blackrock – als langjähriger Investmentbanker. War die Asset-Ma- nagement-Welt völlig neu für Sie? Viele Asset Manager waren meine Kunden, darum hatte ich in den vergangenen Jahren durchaus einiges mit der Fondsbranche zu tun. Nach über 20 Jahren auf der Bankenseite hat es mich einfach gereizt, eine neue Heraus- forderung anzunehmen. Ich habe die Asset- Management-Industrie schon immer positiv wahrgenommen, insbesondere wegen ihrer treuhänderischen Funktion für die Kunden. Es freut mich, dieses Geschäft nun zu erleben. Die wichtigste Aufgabe Ihres Teams ist der Fondsvertrieb. Da wimmelt es von Abkürzungen und Gepflogenheiten, die nicht immer selbsterklärend sind. Haben Sie sich schon halbwegs eingearbeitet? Halbwegs ist das richtige Wort. Es wäre ver- messen zu sagen, dass ich schon zum absolu- ten Fondsbuchhaltungsexperten geworden bin. Das muss ich aber auch nicht werden. Ich kann auf das Know-how vieler Spezialisten zurückgreifen. Erst kürzlich haben wir hier im Büro das 20-jährige Betriebsjubiläum einer Kollegin gefeiert. Die Expertise ist im Haus. Ich traue mich, auch mal nachzufragen. Hatten Sie vorher schon häufiger mit Blackrock zu tun? Und hat sich der Eindruck, den Sie von außen hatten, im Nachhinein bestätigt? Blackrock war ein wichtiger Kunde der Ban- ken, bei denen ich gearbeitet habe. Außerdem gibt es an einem Finanzplatz wie Frankfurt natürlich viele persönliche Beziehungen, bei- spielsweise zu früheren Kollegen, die zu Blackrock gewechselt sind. Ganz neu war mir das Haus daher nicht. Hinzu kommt, dass ich vor meiner Verpflichtung viele intensive Gespräche geführt habe – hier in Frankfurt, aber auch in London und New York. Rück- blickend muss ich sagen, dass meine Erwar- tungen nicht nur erfüllt, sondern sogar über- troffen wurden. Ich habe hier ein zielorientier- tes, kooperatives Arbeiten kennengelernt, das ich sehr schätze. Was ist Ihr Eindruck vom Team in Deutschland und Österreich: Was läuft gut, wo gibt es Baustellen? Das Fundament ist sehr gut. Schon bevor ich zu Blackrock kam, hat das Unternehmen das Geschäft in Deutschland, Österreich und Ost- europa deutlich ausgebaut. Klares Ziel der Unternehmensführung in New York ist es, Blackrock stärker in den lokalen Märkten zu verwurzeln. In Deutschland ist das unter anderem mit dem Aufbau des Multi-Asset- Teams geschehen und mit der Verpflichtung von Martin Lück als Chefanlagestratege für die Region. Dazu kommt die kontinuierliche Erweiterung des Vertriebsteams. Von diesem robusten Fundament aus möchten wir das Geschäft weiter vorantreiben. Unsere ETF-Sparte iShares ist klarer Marktführer, und auch das Geschäft mit aktiv gema- nagten Fonds läuft sehr gut: Im Cross- Border-Vertrieb sind wir derzeit der An- bieter mit dem höchsten Bruttoabsatz in Europa. Darauf ruhen wir uns aber nicht aus. Denn die Dynamik im Markt ver- langt uns eine stetige Anpassung ab, etwa wenn es um technologische Neuerungen oder geänderte Kundenbedürfnisse geht. Wir werden nie in der Situation sein, sagen zu können: „So, jetzt sind die Haus- aufgaben erledigt, wir sind perfekt aufgestellt, ab jetzt läuft das Geschäft von allein.“ Wir müssen dem Wandel immer gerecht werden. Sie wurden auch deshalb an Bord geholt, weil Sie viele Kundenkontakte aus Ihren Investmentbanking-Zeiten mitbringen. Aber sind die Ansprechpartner, die Geld investieren, nicht ganz andere als die, die einen M&A-Deal durchziehen oder eine Anleihe begeben wollen? Ja und nein. Auf der Arbeitsebene werden sol- che Themen in der Tat oft in unterschiedlichen Abteilungen behandelt. Auf Geschäftsfüh- rungsebene laufen die Fäden aber fast immer bei den gleichen Personen zusammen. Außer- dem gibt es große Kundengruppen, die eher selten mit M&A-Deals oder Anleihenemis- sionen zu tun haben. Wenn ich beispielsweise einen Pensionsfonds beraten habe, ging es da- rum, ihn mit Investitionsideen zu versorgen – so wie jetzt auch. Der wesentliche Unterschied ist, dass die Bank eher Ideen für den Direkt- bestand liefern wird, während sich der Asset Manager um ein Mandat bewirbt. Ich habe bei meinen Terminen für Blackrock jedenfalls schon einige alte Weggefährten getroffen. Wie viel Zeit verbringen Sie denn selbst beim Kunden? Ich bin schon jetzt mehr beim Kunden als mit internen Managementaufgaben beschäftigt. Dieses Verhältnis wird sich umso weiter zu- Dirk Schmitz , der neue Länderchef von Blackrock, über seinen Wechsel aus dem Investmentbanking in die Fondsbranche, die Wachstumsziele des US-Vermögensverwalters in Deutschland, die Aufstellung seines Teams, strategische Partnerschaften mit Banken und die Frage, wie die Regulierung den Markt umkrempeln wird. „ Mifid II prägt die gesamte Br » Wir erwarten, dass sich der Trend hin zu gebührenbasierten Beratungsmodellen verstärken wird. « Dirk Schmitz, Blackrock vertrieb & praxis I dirk schmitz | blackrock 266 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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