FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

gunsten der Kunden verschieben, je besser ich Blackrock kennengelernt habe. Weltweit hat Blackrock ein Wachs- tumsziel von fünf Prozent, gemessen an den Nettomittelzuflüssen. Ihr Vor- gänger Christian Staub hatte uns ver- raten, dass das Geschäft in Deutsch- land und Österreich um zehn Prozent wachsen soll, also doppelt so schnell. Wie liegen Sie da im Plan? Grundsätzlich gut. Im ersten Halbjahr haben sich die Zuflüsse in Segmenten, die stark von den Kapitalmärkten abhängen, etwas verlangsamt. Das ist aber ein allgemeines Phänomen. In Zeiten erhöhter Volatilität bleiben viele Investoren lieber an der Sei- tenlinie. Im strukturellen Geschäft, das un- abhängig von kurzfristigen Marktschwan- kungen ist, sehen wir aber konstante oder sogar zunehmende Wachstumsraten. Damit meine ich Projekte, in denen sich Investoren neu aufstellen, etwa wegen der Niedrig- zinsen oder aufgrund der Regulierung. Ein Beispiel sind Versicherer, die renditeträch- tigere Anlagemöglichkeiten benötigen, oder Vertriebspartner, die nach Lösungen suchen, um für Mifid II gerüstet zu sein. Wie wird Mifid II Ihrer Meinung nach den Retailvertrieb verändern? Mifid II prägt die gesamte Branche bereits wenige Monate nach Inkrafttreten entschei- dend. Vor Mifid II waren etwa Reportings im ETF-Handel keine Pflicht. Jetzt haben Anleger einen wesentlich besseren Einblick in die Liquidität der Produkte. Die Handels- volumina haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres sichtbar angezogen. Mifid wird mit dazu beitragen, dass der ETF-Markt wei- terhin dynamisch wächst. Die Regulierung rückt aber auch die Kosten eines Produkts und die Klarheit seines Konzepts stärker in den Vordergrund. Kostentransparenz und damit Margendruck werden für ein Umdenken in der gesamten Asset-Management-Branche sorgen. Wir erwarten, dass sich der Trend hin zu gebührenbasierten Beratungsmodellen ver- stärken wird. Immer mehr Vertriebskanäle und Berater bieten ihren Kunden an, sie gegen eine jährlich oder quartalsweise zu zahlende Gebühr dauerhaft und ganzheitlich zu betreu- en. Viele große Wealth-Management-Einhei- ten arbeiten bereits nach einem solchen Modell, und auch der Druck auf die freien Berater wird steigen, entsprechende Konzepte anzubieten. Dieser Trend erhöht das Preis- bewusstsein der Berater, denn sie achten noch einmal verstärkt darauf, diese Konzepte für ihre Kunden kosteneffizient umzusetzen. Auch auf Seiten der Kunden steigt das Preis- bewusstsein, vor allem wegen der viel höhe- ren Transparenz. In diesem Umfeld können wir mit verschiedenen Produktkonzepten punkten, zum Beispiel mit unseren Blackrock Managed Index Portfolios, kurz BMIPs. Das sind Dachfonds für verschiedene Risikopro- file, in denen wir die Asset Allocation mit pas- siven Zielfonds umsetzen. Mit diesen Fonds ist Ihr Haus im Januar eine strategische Partnerschaft mit der Commerzbank eingegangen. Hält eine so enge Kooperation andere Vertriebspart- ner womöglich nicht davon ab, enger mit Blackrock zusammenzuarbeiten? Strategische Partnerschaften sind inzwischen gang und gäbe, ihre Bedeutung wird in Zu- kunft wahrscheinlich noch zunehmen. Die Zei- ten sind vorbei, in denen Banken oder andere Vertriebe versuchten, ihre Kunden mit einer riesigen Zahl von Anbietern und noch mehr Produkten glücklich zu machen. Der Trend geht zu engeren Kooperationen, in denen der Vertrieb sehr genau darauf achtet, welchen Mehrwert der Produktpartner liefern kann und wie gut dessen Fonds sind. Im Ergebnis ent- anche bereits entscheidend“ » Es wäre vermessen zu sagen, dass ich schon zum absoluten Fondsbuchhaltungs- experten geworden bin. Das muss ich aber auch nicht werden. Ich kann auf das Know-how vieler Spezialisten zurückgreifen. Ich traue mich, auch mal nachzufragen. « Dirk Schmitz, Blackrock 267 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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