FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

Jüngst kündigte auch der australische Anbieter First State Investments an, die Mittel seiner EU-Kunden auf irische Fonds zu über- tragen. Die Gesellschaft unterhält auf der Insel bereits eine Präsenz. Die Euro-Anteilsklassen von 18 britischen OEIC-Fonds sollen auf Pendants in Dublin verschmolzen werden. „Wir beabsichtigen damit, die Interessen unse- rer Anleger zu schützen“, sagt Chris Turpin, Leiter der Region Europa, Nahost und Afrika bei First State. „Wir möchten sicherstellen, dass unsere in der EU ansässigen Kunden weiterhin reibungslos in unsere Anlagestrate- gien investieren können.“ Im ersten Quartal 2019 wollen die Australier das Geld umheben. Bei den Anlegern stoßen die Umzugspläne offenbar auf Verständnis. „Für EU-Anleger wird es nach der Übertragung auf unsere Luxemburger Plattform keine Unsicherheit mehr über den zukünftigen Status ihrer Invest- ments in ihrem Heimatland geben“, argumen- tiert Columbia-Threadneedle-Mann Uleer. „Insofern ist das Feedback unserer Kunden im Hinblick auf den Transfer bislang positiv.“ Auch M&G-Länderchef Kolitsch berichtet von „durchweg positiven“ Rückmeldungen. Harter Schlag Andere Asset Manager errichten ebenfalls EU-feste Standorte. So hat die Gesellschaft Legal & General Investment Managers im Mai die Zulassung für eine Verwaltungs- gesellschaft in Dublin erhalten. Andere bauen neben ihrer Luxemburger Gesellschaft ein zweites Standbein in der irischen Hauptstadt auf, wie Morgan Stanley Investment Manage- ment. Der Brexit bringt so manche angel- sächsische Gesellschaft dazu, sich über den Standort London hinaus zu wagen, ist aus Branchenkreisen zu hören. „Ohne den Brexit hätte unsere Zentrale nie erwogen, eine Präsenz auf dem Festland aufzubauen“, berichtet ein Insider. Einige Unwägbarkeiten bleiben jedoch. So entflammte eine Debatte darüber, dass nicht nur die Fonds einen EU-Sitz haben müssen, sondern auch deren Manager. Bislang dürfen UCITS-Vehikel im Rahmen der sogenannten „Delegation“ auch von außerhalb Europas aus gelenkt werden. „Sollte es künftig nicht mehr möglich sein, das Portfoliomanagement in ein Nicht-EU-Land zu delegieren, wäre das für die gesamte Branche ein harter Schlag“, sagt Dirk Schmitz, der beim weltgrößten Ver- mögensverwalter Blackrock das Geschäft in Deutschland, Österreich und Osteuropa ver- antwortet. „Ein solcher Schritt wäre auch aus Sicht der Kunden nicht nachvollziehbar.“ Tat- sächlich leuchtet es ein, wenn ein Japan-Port- folio von Tokio aus betreut wird und nicht etwa vom Main oder der Seine aus. Der Vorstoß, die Möglichkeit der Delega- tion zu kippen, entspringt der französischen Politik. Paris hoffte damit augenscheinlich, im Zuge des Brexit die eigene Finanzindustrie zu stärken. Doch die französische Finanzaufsicht kündigte Ende Juni an, den Feldzug zur Ver- schärfung der Delegationsregeln nicht weiter verfolgen zu wollen. „Dennoch: Sollte es dazu kommen, haben wir Pläne in der Schub- lade, die wir über Nacht umsetzen könnten und die gewährleisten, dass wir unsere Fonds weiterhin in bewährter Qualität managen kön- nen“, sagt Blackrock-Länderchef Schmitz. Sein Kollege Andrew Wilson, Europachef von Goldman Sachs Asset Management, ergänzt: „Wir haben für verschiedene Sze- narien Pläne entwickelt – bis hin zum Worst Case eines harten Brexit.“ Ein anderer Branchenvertreter sieht genau diesen Fall drohen: „Der Brexit entpuppt sich als völliges Desaster“, meint Andreas Uter- man, Vorstandschef von Allianz Global In- vestors. „Der Countdown hat begonnen. Wir können unser Geschäft nicht mehr so be- treiben, als würde eine Einigung zustande kommen.“ Welche Brexit-Form am Ende auch herauskommen mag: Einig sind sich die Spitzenmanager darin, dass der EU-Austritt die Kosten in die Höhe treibt. Keine Briefkastenmanager Das gilt vor allem für den Personalauf- wand. Fondsgesellschaften werden nicht da- rum herumkommen, ihre EU-Außenposten mit ausreichend Personal zu unterfüttern. Denn die europäische Aufsicht hat klar ge- stellt: „Briefkastenfirmen“ in Luxemburg oder Dublin werden die Wächter nicht tolerieren. Unter diesen Vorzeichen dürften sich auch nicht Paris, Frankfurt oder Mailand als die neuen europäischen Asset-Management-Zen- tren etablieren, sondern vielmehr Luxemburg und Irland ihren Vorsprung ausbauen. Das Großherzogtum meldete bereits eine steigende Zahl an Angestellten in der dortigen Fondsbranche, auch die Zahl der gemeldeten Investmentgesellschaften stieg. Die Lobbyis- ten des Finanzplatzes meinen, dies sei erst der Anfang einer Karawane von London nach Luxemburg. Allerdings gibt es für die Attrak- tivität des Fondsstandorts eine natürliche Bremse: wenn die Gehälter, um Personal in das kleine Land zu locken, so exorbitant steigen, dass dies sämtliche Budgets sprengen würde. SEBASTIAN ERTINGER | FP Brexit – so reagieren die Asset Manager Änderung der Vertriebsstrategie Mitarbeiter an anderen Standorten einstellen Es wird ernst: Fondsgesellschaften passen ihre Vertriebskonzepte für die Welt nach dem Brexit an. Die Verlagerung von Stellen ist meist aber erst in Planung. Quelle: State Street 2018 Fund Strategy Survey Florian Uleer, Columbia Threadneedle: „Für EU-Anleger wird es keine Unsicherheit mehr geben.“ Foto: © Axel Gaube | Kaleidomania Bildproduktion (2) 286 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 vertrieb & praxis I brexit

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