FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

Preise. Nur im Anleihensegment ließen sich zuletzt offenbar höhere Gebühren durchsetzen (siehe Grafik „Gegen den Trend“). Dies dürfte vor allem auf den Ausbau des Sortiments in Bereichen wie Schwellenländerbonds oder Hochzinsanleihen zurückzuführen sein, wo sich höhere Margen erzielen lassen. Grund- sätzlich wird der Wettbewerb aber zunehmend über den Preis ausgefochten. Dem Analyse- haus Flowspring zufolge verzichteten Asset Manager weltweit seit 2014 auf sechs Mil- liarden Dollar an Gebühreneinnahmen, um beim Preis mit der Konkurrenz mithalten zu können. Das spüren die aktiven Manager ebenfalls. So forciert Fidelity auch bei seiner aktiven Produktpalette eine neue Politik: Das Haus führt bei einer ganzen Reihe von Portfolios zusätzliche Anteilsklassen mit einer erfolgs- abhängigen Komponente ein. Die sogenannte Fulcrum Fee steigt, wenn der Fondsmanager sein Vergleichsbarometer übertrifft, und fällt, wenn die Leistung nachlässt. Die neue Preis- struktur tritt neben die pauschale Vergütung, Kunden haben also die Wahl. Die Bostoner führen die Fulcrum Fee nicht nur im Heimat- markt ein, sondern auch in Europa. Preisverfall beim Neugeschäft Fidelity ist nicht allein. Auch Allianz Global Investors (AGI) startete in den USA einen Testlauf und führte bei einigen Fonds eine erfolgsabhängige Kostenkomponente ein. Die Basisgebühren bewegen sich hingegen auf dem Niveau von Indexfolgern. „Aktive Fondsmanager müssen beweisen, dass sie für ihre Arbeit einen angemessenen Preis verlan- gen“, plädiert AGI-Chef Andreas Utermann. „Anbieter sollten bei ihren Gebührenmodellen mutig und innovativ sein.“ Nehmen die US- Kunden das neue Gebührenkonzept an, dürfte die Versicherungstochter das Modell auch in Europa etablieren. Noch agiert die Branche aus einer bequemen Ausgangssituation heraus. Selbst Fondsgesellschaften, die unter Mittel- abzügen leiden, weisen oft noch hohe Gewin- ne aus. Die Branche zehrt vom boomenden Segment der Mischfonds und dem margen- trächtigen Retail-Vertriebskanal. Selbst die Finanzmarktrichtlinie Mifid II mit ihren Transparenzvorschriften schien zunächst weit- gehend geräuschlos vorbeizuziehen. Doch das ändert sich zusehends, räumen Akteure unter der Hand ein. Hinter den Kulis- sen stellen sich immer mehr von ihnen auf einen umfassenden Umbruch ein. „Ich habe noch nie so viele Gespräche über Kosten geführt wie im Jahr 2018“, berichtet ein für den Wholesale-Bereich verantwortlicher Ma- nager. „Das Neugeschäft weist zum Teil nur ein Viertel des Preises des Altgeschäfts aus“, berichtet der Insider. Sein Haus könne es zwar aushalten, wenn die Gebühren sinken, aber es sei klar, dass die früheren Niveaus nicht mehr wiederkehren. „Wer als aktiver Manager nur mit einem mittelmäßigen Preis-Leistungs- Verhältnis aufwarten kann, geht durch die Hölle.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Andreas Utermann, Allianz GI: „Anbieter sollten bei ihren Gebührenmodellen mutig und innovativ sein.“ Nick King, Fidelity: „Es geht uns um einfache Lösungen und um eine Demokratisierung der Geldanlage.“ Je älter, desto teurer Abweichung vom Kostendurchschnitt nach Fondsalter Neue Fonds müssen sich erst bewähren. Zudem starten sie in einem sich wandelnden Wettbewerbsumfeld, weshalb sie tendenziell günstiger sind. Quelle: Flowspring, Juni 2018 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 älter als 10 Jahre 5-10 Jahre 3-5 Jahre 1-3 Jahre jünger als 1 Jahr Abweichung vom Durchschnitt in Basispunkten Gegen den Trend Durchschnittliche Gesamtkostenquote europäischer ETFs Im Schnitt sinken bei ETFs die Kosten stetig, Nur im Anleihenbereich bescherte die Erschließung von lukrativen Nischen höhere Preise. Quelle: Lyxor/Bloomberg 0,20 % 0,25 % 0,30 % 0,35 % 0,40 % Aktien-ETFs Renten-ETFs Durchschnitt ’18 2017 2016 2015 2014 2013 » Wer als aktiver Manager nur mit einem mittelmäßigen Preis-Leistungs-Verhältnis aufwarten kann, geht durch die Hölle. « Branchen-Insider Foto: © Oliver Rüther, AGI 290 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 vertrieb & praxis I fondskosten

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