FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

Aktienfonds der Welt ist, sondern auch regel- mäßig von unabhängigen Institutionen wie der Stiftung Warentest empfohlen wird. Und ge- rade Faktorstrategien eignen sich durchaus zur Risikoabsicherung, ohne auf die Generierung von Alpha verzichten zu müssen. Das ist et- was, was vor allem die eher risikoscheuenAn- leger in Deutschland sehr zu schätzen wissen. Ein derzeit mindestens genauso intensiv diskutiertes Thema am Markt ist das Investieren auf der Basis von Nachhal- tigkeitskriterien, kurz ESG. Ein tempo- rärer Trend oder wirklich „nachhaltig“? Ich glaube nicht, dass ESG-Investing nur ein kurzlaufender Trend sein kann. Der Anleger von heute will einfach wissen, was mit sei- nem Geld passiert und ob es in Unternehmen investiert wird, die bestimmte Kriterien erfül- len, sei es beim Umweltmanagement, den Arbeitsbedingungen oder bei anderen Nach- haltigkeitsaspekten wie einer guten und ver- antwortungsvollen Unternehmensführung. Das signalisiert uns zumindest die überwie- gende Mehrheit unserer Kunden weltweit, nämlich dass sie mit Asset Managern zusam- menarbeiten möchten, die entsprechend solide Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken in ihrem Investmentprozess berücksichtigen. Bei Invesco tun wir das übrigens bereits seit über 15 Jahren. Ganz einfach, weil wir davon überzeugt sind, dass wir durch entsprechend verantwortungsvolles Investieren nicht nur unseren Kunden eine starke und langfristige Anlageperformance bieten können, sondern dadurch auch unserem treuhänderischen Auf- trag gerecht werden, auch künftigen Genera- tionen eine nachhaltige und lebensfreundliche Umwelt zu hinterlassen. Im Übrigen betrach- ten wir das ESG-Thema nicht nur als eines, das unseren Kunden nützt, sondern auch den Unternehmenswert, den wir unseren Aktionä- ren bieten, positiv beeinflussen wird. Wenn Sie davon sprechen, dass Invesco sich bereits seit 15 Jahren im Bereich ESG engagiert, was muss man sich genau darunter vorstellen? Bei Invesco Quantitative Strategies verfolgen wir unterschiedliche Herangehensweisen, um ESG-Faktoren innerhalb des Investmentpro- zesses zu integrieren. Das reicht von Best-in- Class-Ansätzen über normenbasierte Invest- ments bis hin zu Negativ-Screenings und individuell festgelegten ESG-Kriterien. Die dabei immer noch gern gestellte Frage, ob die Berücksichtigung von ESG-Faktoren in der Vermögensanlage nicht sozusagen automa- tisch zu den häufig befürchteten Renditeein- bußen führt, ist meiner Ansicht nach der fal- sche Ansatz. Die Frage muss eher lauten, ob man nicht langfristig auf Rendite verzichtet, wenn man solche Kriterien nicht berücksich- tigt. Es ist im Übrigen mittlerweile durch viele wissenschaftliche Studien belegt, dass die intelligente Kombination von ESG-Kriterien und traditioneller Finanzanalyse Anlegern hilft, ihre Nachhaltigkeitsziele mit ihren Ren- diteerwartungen in Einklang zu bringen. Und wie stehen Sie zum Thema Robo- Advice? Gefahr oder Chance für die Asset-Management-Industrie? Robo-Advice ist ganz klar eine Chance für unsere Industrie, denn es ist ein zusätzlicher Vertriebskanal. Mit Jemstep in den USA und Intelliflo in Großbritannien haben wir selbst zwei Robo-Advisors erworben, die mit ihrer Technologie Finanzberatern helfen, ihr Geschäft zu meistern. Wir sind davon über- zeugt, dass die Bereitstellung von digitalen Tools nicht nur unseren Kunden zugute- kommt, sondern auch für unsere Berater eine enorme Chance darstellt, von der sie nur profitieren können. Alles zusammengenommen sind das ambitionierte Pläne, die Ihre Gesellschaft verfolgt. Ist das alles zu stemmen ange- sichts der zunehmenden Regulierung? Regulierung an sich ist ja kein Widerspruch zur Verbesserung der eigenen Leistung, des eigenen Geschäfts. Denn am Ende sollte Regulierung ja nichts verhindern, sondern vielmehr nützen. Denken Sie nur an den Schiedsrichter im Fußball. Würde den selbst der ambitionierteste Fußballtrainer in Frage stellen? Natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Daher hat unser Aufwand in Bezug auf die Umsetzung neuer Regeln natürlich deutlich zugenommen. Aber die noch über Jahre an- haltenden Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 haben doch deutlich gezeigt, dass vieles in dieser Hinsicht absolut notwendig war, um Anleger vor künftigem Schaden zu schützen. Außerdem nützt mehr Regulierung nicht nur Anlegern, auch die Fondsanbieter selbst pro- fitieren schließlich am Ende davon. Denn die Kosten für Regulierung lohnen sich allemal, wenn man sie ins Verhältnis zu den Kosten für die Bereinigung von Schäden setzt, wenn diese erst einmal entstanden sind. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » Ich glaube nicht, dass ESG- Investing nur ein kurzlaufender Trend sein kann. Der Anleger von heute will einfach wissen, was mit seinem Geld passiert. « Marty Flanagan, Invesco Foto: © Christoph Hemmerich Marty Flanagan: „Die Kosten für Regulierung lohnen sich allemal, wenn man sie ins Verhältnis zu den Kosten für die Bereinigung von Schäden setzt, wenn diese erst einmal entstanden sind.“ vertrieb & praxis I mar ty flanagan | invesco 296 www.fondsprofessionell.de | 3/2018

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