FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

G roßbanken sind keine Dinosaurier“ – fast trotzig wirft Asoka Wöhrmann diesen Satz in den Saal. Der einstige DWS-Chefanlagestratege leitet seit nunmehr fast drei Jahren das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in ihrem Heimatmarkt; ein Segment, das im Umbruch begriffen ist. Denn die Digitalisierung erfasst das Finanzwesen immer mehr. Wie sich die Geldhäuser in die- sem Umfeld positionieren, diskutierten hoch- rangige Branchenvertreter beim Blackrock- Investorenforum 2018 in Frankfurt. Die Lage etablierter Institute ist verzwickt: Einerseits greifen Fintechs mit ihren Innova- tionen an. Andererseits drohen Riesen wie Google, Apple oder Amazon mit ihrer enor- men Kundenreichweite und ihren Algorith- men, den Geldhäusern das Stammgeschäft abzunehmen. Obendrein radieren die Mager- zinsen die Einnahmen aus. Dem steht ein stei- gender Kostendruck gegenüber. Schließlich engt die Regulierung den Handlungsspielraum ein. Mit der Finanzmarktrichtlinie Mifid II trifft dies Banken auch im Fondsgeschäft. Vor diesem Hintergrund skizziert Wöhr- mann bei der Konferenz die Zukunftsstrategie seines Hauses. Dieses passe sich durchaus an den digitalen Wandel an. „Die Kooperation mit Fintechs ist wichtig, sie gehört für uns zumAlltag“, sagt der Manager. Auf der Platt- form „Zinsmarkt“ etwa vermittelt das Haus Festgeldangebote anderer Anbieter. Dies erin- nert an den Amazon Marketplace, über den Drittanbieter ihre Waren vertreiben. Mit dem digitalen Vermögensverwalter „Robin“ samm- le die Bank weitere Erfahrungen, so Wöhr- mann. Im Kern seiner Vision steht aber nach wie vor die Filiale als unverzichtbarer Be- standteil des Bankwesens. „Die Filiale wird auch künftig der Hort für die Kunden sein“, ist Wöhrmann überzeugt. „Sie wollen bei den wesentlichen Themen beraten werden.“ Zu- dem müsse sein Institut nicht nur online-affine Millennials, sondern alle Menschen bedienen. Ganz ähnlich sieht das Olaf Lorenz, Leiter Produktmanagement Wertpapier bei der Com- merzbank. Zwar richtet sich auch sein Haus darauf aus, wegen der rasanten Digitalisierung neue Wege zum Kunden einzuschlagen. Doch seiner Meinung nach schätzen Menschen die Großbanken weiterhin als eine zentrale An- laufstelle für ihre Finanzgeschäfte. Und ein wichtiger Teil dieser Dienstleistung sei die persönliche Beratung. Darauf wollen die Kunden auch in Zeiten digitaler Assistenten wie Siri, Alexa und Co. nicht verzichten. „Apps ersetzen keine Filialen“, sagt Lorenz. „Menschen wollen einen Ansprechpartner und sichergehen, dass sie nicht in einer Hotline hängengelassen werden, wenn sie Fragen haben oder etwas nicht läuft wie gedacht.“ Peinlicher Moment Für Matthias Memminger, Leiter Asset Management bei der Unternehmensberatung Bain & Company, ist das längst nicht aus- gemacht. „Die persönliche Beratung wird zu großen Teilen durch digitale Assistenten er- setzt werden“, prophezeit er. Bankgeschäfte würden künftig nahtloser zwischen automa- tisierten und persönlichen Kontakten zum Kunden abgewickelt. „Persönliche Beratung wird nur noch da ihren Platz haben, wo sie einen Mehrwert bietet.“ Einen Schritt weiter geht Arno Walter, Vor- standschef der Comdirect. Ihm zufolge ist ge- rade für die in Finanzfragen wenig bewander- ten Deutschen ein digitaler Berater sogar der bessere Ansprechpartner. „Für viele Menschen entsteht ein peinlicher Moment im Beratungs- gespräch, wenn sie den Unterschied zwischen Banken geraten zunehmend in Bedrängnis. Sie suchen fieberhaft nach neuen Vertriebsstrategien, dürfen dabei aber keine bestehenden Kunden verprellen. Kunde gesucht Christian Machts (Blackrock), Asoka Wöhrmann (Deutsche Bank), Olaf Lorenz (Commerzbank) und Matthias Memminger (Bain) (v. l.) beim Blackrock-Investorenforum 2018. » Die Filiale wird auch künftig der Hort für die Kunden sein. Sie wollen bei den wesentlichen Themen beraten werden. « Asoka Wöhrmann, Deutsche Bank Foto: © Julia Schwager 308 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 bank & fonds I filialver trieb

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=