FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018
N achhaltiges Banking boomt. Bestes Beispiel ist die GLS Bank. Ende 2017 belief sich die Bilanzsumme des Insti- tuts, das sich auf nachhaltige Anlagen spezia- lisiert hat, erstmals auf über fünf Milliarden Euro. Die Bochumer setzen bei der Beratung über ökologische Geldanlagen auf die tradi- tionelle Filiale, sie betreiben insgesamt sieben Standorte. Ganz ohne Filialen, aber ebenfalls mit Fokus auf Nachhaltigkeit kommt der neue Finanzdienstleister Tomorrow aus. Die Ham- burger vertrauen auf den digitalen Vertriebs- weg – und bezeichnen ihr Institut als die erste „grüne“ Smartphone-Bank Deutschlands. Start im Herbst „Für viele Menschen besitzt die Frage ‚Was macht eigentlich mein Geld?‘ eine große Re- levanz“, sagt Jakob Berndt, einer der Gründer. Nachhaltigkeit habe in vielen Lebensbereichen Einzug gehalten – beim Essen, beim Strom, bei der Mobilität. „Nur Finanzen hinken da immer noch gewaltig hinterher. Was auch dar- an liegen dürfte, dass die bisherigen Angebote etwas sperrig daher kommen. Wir wollen das Thema aktiv aus der Nische holen.“ Im Herbst möchten die Gründer, zu denen noch Inas Nureldin und Michael Schweikart gehören, „live“ gehen und für mehrere hun- dert Kunden, die sich bereits registriert haben, ein Konto eröffnen. Zum Start bietet das Fin- tech zwei Kontomodelle an: Neben der kos- tenlosen Basisversion gibt es eine Premium- Variante mit einer Reihe von zusätzlichen Funktionen. Dazu gehört auch ein Partnerpro- gramm mit Produkten und Dienstleistungen von „grünen“ Marken. Die Palette soll dabei von Co-Working über emissionsfreie Mobili- tät bis hin zum „Eco-Sneaker“ reichen – ein fair produzierter, veganer Schuh. Große Konkurrenz Tomorrow ist freilich nicht die erste Smartphone-Bank in Deutschland. N26 star- tete bereits 2013, und drei Jahre später brach- ten Telefonica Deutschland und die Fidor Bank mit O2 Banking ein ähnliches Angebot an den Markt. Die Sparkassen wollen mit „Yomo“ nachziehen, noch stecken sie aber in der Testphase. Der größte Anbieter hierzulan- de ist ohne Frage N26. Die Bank um die Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, die nach eigenen Angaben bereits Gewinn erzielt, betreut mit rund 430 Mitar- beitern über eine Million Kunden. Tomorrow, das über Venture-Capital-Fir- men wie Berlin Ventures finanziert wird, möchte sich aber nicht mit dem Platzhirsch vergleichen. „Die Kollegen von N26 haben ein tolles Produkt geschaffen, technologisch geben sie, zumindest in Deutschland, den Takt vor“, sagt Berndt. „Aus unserer Warte reicht es allerdings nicht aus, dass sich Banking technologisch neu erfindet. Es braucht auch einen Wertewandel. Wir alle müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass Geld einen enor- men Fußabdruck hinterlässt, ökologisch wie sozial.“ In dieser Hinsicht böten die bisherigen Smartphone-Banken keine Antwort, sondern eher alten Wein in neuen Schläuchen. Grünes Banking Auf der Anlageseite plant Tomorrow, zwei nachhaltige Aktienfonds und einen Mikro- finanzfonds anzubieten. Bei der Auswahl der Fonds sollen sowohl Negativ- als auch Posi- tivkriterien angewandt werden. „Zudem ist es uns wichtig, dass die bei uns gelisteten Nach- haltigkeitsfonds über einen unabhängigen Anlageausschuss verfügen. Einen reinen ‚Best in Class‘-Ansatz halten wir nicht für ausrei- chend, denn dann passieren solche Dinge wie beim Dow Jones Sustainability Index, in dem plötzlich Werte wie Royal Dutch Shell oder American Tobacco auftauchen“, so Berndt. Dass „grünes“ Banking nicht ganz so ein- fach ist, mussten die motivierten Gründer be- reits feststellen, als sie eine Kreditkarte in Auf- trag gaben, die aus nachwachsendem Material bestehen sollte. Der ehrenwerte Versuch schlug fehl, da die Rohware nicht das hielt, was sie versprach. Vorerst bleibt es deshalb bei der Mastercard aus Plastik. „Wir bleiben dran und suchen mit Hochdruck nach neuen, alternativen Produzenten“, verspricht Berndt. Schwierige Produktauswahl Ob Tomorrow sich lediglich einen grünen Anstrich verpassen oder substanziell nachhal- tig agieren wird, kann vor Marktstart und kon- kreter Produktauswahl noch nicht beurteilt werden. Kriterien zur Beurteilung gibt es je- Im Spätherbst soll Tomorrow an den Markt kommen, Deutschlands erste „grüne“ Smartphone-Bank. Die drei Gründer verfolgen ehrgeizige Pläne. Die Banker von morgen Wie typische Banker sehen sie nicht aus (v. l. n. r.): Jakob Berndt, Inas Nureldin und Michael Schweikart wollen aber auch vieles ganz anders angehen als die etablierten Branchenvertreter mit Gel im Haar und Einstecktuch. Foto: © VIERTEL/VOR Magazin, Marcus Werner 322 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 bank & fonds I smar tphone-bank
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