FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

denfalls. „Obwohl die Thematik Nachhaltig- keit sehr vielschichtig ist, sind die ernsthaft nachhaltigen Produkte gut von den Produkten mit lediglich grünem Anstrich zu unterschei- den“, sagt Norbert Wolf, Chef der Steyler Ethikbank in St. Augustin. „Die entscheiden- den Fragen sind: Wie sieht es mit dem Trans- parenz-Logo aus? Gibt es beispielsweise ein Siegel des Forums für Nachhaltige Geldanla- gen?“ Die Steyler Bank arbeitet seit gut 40 Jahren auf nachhaltiger Basis. Wolf sieht keine Probleme darin, lediglich digital über nachhaltige Produkte zu beraten. Für ihn sind die institutionelle Glaubwürdig- keit und die Reputation der Anbieter wichti- ger. Diese Meinung wird nicht von allen Marktteilnehmern geteilt. Die Natixis-Gruppe, die bei ihrer Fondsgesellschaft DNCA Invest- ments erst im Sommer ein eigenes Nachhal- tigkeits-Research aufgebaut hat, betont die Rolle des Vermögensberaters bei nachhalti- gen Geldanlagen. „Vermögensberater sind in Sachen Nachhaltigkeit ein wichtiges Bin- deglied zwischen Produktanbietern und Anlegern“, sagt Sebastian Römer, Leiter des Vertriebs in Zentral- und Osteuropa bei Natixis Investment Managers. Was genau nachhaltige Anlagen ausmache, sei gesetz- lich nicht geregelt und unterliege auch kei- ner Kontrollinstanz. Demzufolge müsse der Anbieter verstärkt für Transparenz und Pro- duktklarheit sorgen. Geborgte Banklizenz „Kunden sollten sehr genau darauf achten, wer hinter einem ‚Banking Service‘ steckt. Eine Banklizenz ist da ein wichtiger Indika- tor“, sagt Alex Weber von N26. Sein Institut verfügt seit 2016 über eine solche Erlaubnis der Bafin. Tomorrow arbeitet hingegen mit der Berliner Solaris Bank zusammen, die die notwendige Banklizenz mitbringt und die Transaktionen abwickeln wird. Über Solaris ist Tomorrow auch Teil der gesetzlichen Einlagensicherung. Marktführer N26 sieht dem Markteintritt des neuen Mitbewerbers gelassen entgegen. „Wir wachsen mit 3.000 bis 4.000 neuen Kunden pro Tag, und das Interesse an Mobile Banking nimmt nicht ab, die Tendenz ist sogar steigend“, sagt Weber, der bei N26 für das internationale Geschäft zuständig ist. „Es kommt letztlich auf das Angebot und die ‚User Experience‘ an. Nur weil wir uns aufs Smartphone fokussieren, heißt das nicht, dass es künftig nur noch eine Bank geben wird.“ Auch Weber sieht „grüne“ Sparprodukte als zukunftsträchtigen Bereich an, imAngebot hat er sie derzeit jedoch noch nicht. Datensicherheit Verbraucherschützer sehen das Phänomen Smartphone-Banken nicht nur positiv. So rät die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, bei den sogenannten Premiumprodukten auf jeden Fall ins Kleingedruckte zu schauen und zu überlegen, ob sie die Extras, für die sie zahlen sollen, auch wirklich benötigen. Andere sehen die Gefahr des Datenhandels und möglicher Sicherheitslecks. Tomorrow- Gründer Berndt versucht, diese Bedenken zu zerstreuen: „Wir verkaufen keine Kunden- daten an Dritte. Außerdem monitoren wir die Transaktionen und agieren bei Auffälligkeiten. Zudem arbeiten wir mit renommierten Sicher- heitsexperten zusammen.“ Ehrgeizige Pläne Die Ideen gehen dem Gründerteam jeden- falls nicht aus. „Wir arbeiten intensiv an dem Thema ‚Smart Saving‘, also daran, wie wir die digitalen Möglichkeiten dafür nutzen kön- nen, intelligente Lösungen rund um das The- ma Geldanlage anzubieten.“ Berndt nennt als Stichwort das Aufrunden: „Wenn die Kundin irgendwo 17,59 Euro bezahlt, dann ermöglicht ihr die App, automatisch auf den nächsten vollen Euro aufzurunden.“ Das Geld könne dann entweder angelegt oder an ein Sozial- projekt gespendet werden. Auch über einen eigenen Index als Grund- lage des Anlageuniversums denken die Ham- burger nach. Arbeitstitel: „Index of Tomor- row“. Das Thema grüne Kreditkarte lässt Berndt und seine Kollegen ebenfalls nicht los. Sie wollen die Gebühr, die Händler bei der Akzeptanz der Tomorrow-Karte an die Bank zahlen müssen, ökologisch sinnvoll einset- zen. „Wir führen die Gebühren in weltweite Klimaschutzprojekte ab. Wir forsten damit Regenwälder auf und lassen Brunnen boh- ren“, so der quirlige Gründer. Die Ideen von Tomorrow klingen sicher- lich gut. Allerdings wird sich erst in der Praxis zeigen, ob die Pläne auch tatsächlich umgesetzt werden können. Insbesondere der Aufbau eines eigenen Nachhaltigkeits-Re- searchs ist aufwendig und teuer. Dass nicht immer alles wie am Schnürchen läuft, haben die Jungbanker schon gelernt. Verglichen mit den Angaben zu Jahresbeginn hat sich der Start von Tomorrow bereits um einige Wochen verschoben. MARCUS HIPPLER | FP Alex Weber, N26: „Das Interesse an Mobile Banking nimmt nicht ab, die Tendenz ist sogar steigend.“ Jakob Berndt, Tomorrow: „Für viele besitzt die Frage ‚Was macht eigentlich mein Geld?‘ große Relevanz.“ Nachhaltige Geldanlagen 2017 in Deutschland, Österreich und der Schweiz In der DACH-Region sind schätzungsweise 280,6 Milliarden Euro nachhaltig investiert. Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen Mandate 118,6 Mrd. USD 42 % Investmentfonds 81 Mrd. Euro 29 % Kunden- einlagen und Eigenanlagen* 81 Mrd. Euro 29 % * In Mandaten verwaltete Eigenanlagen wurden hier abgezogen. 324 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 bank & fonds I smar tphone-bank Foto: © VIERTEL/VOR Magazin, Marcus Werner, N26

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