FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
Direktgeschäftaktivsind,hängtausmeiner Sichtdamitzusammen,dasssieesschlichtweg nichtkönnen.Dennesistjakeineswegsso, dassessozusagenintrinsischineinemAs- setManagerangelegtwäre,insdirekteGe- schäftmitdemEndkundeneinzutreten. WennmansichinderSzeneumschaut, erkenntmansehrschnell,dassesnursehr wenigeFondsgesellschaftengibt,diedazu inderLagewären,mitVertriebskanälen, diedasseitvielenJahrzehntenalsihr Stammgeschäftbetreiben,wirklichineine echteundernstzunehmendeKonkurrenz zutreten.UnsereStrategieisteinevollkom- menandere.Wirhaltenesfürwesentlich sinnvoller,mitdenentsprechendenVer- triebskanälenundFondsvermittlernzusammen- zuarbeiten.WirlieferndasProdukt,wirliefern vielleichtauchdieTechnologieundunterstützen beimMarketing,beiderIndividualisierungvon Lösungenundsoweiter.DasistderWeg,den wirgehen,weilwireinfachdavonüberzeugt sind,dasswirKundennichtbesserberatenkön- nenalseineBank,eineSparkasseodereinfreier Finanzdienstleister.HierstehtderNachweis nochaus,weralsAssetManagerdazuinder Lagewäre,dasEndkundengeschäftbesserzu machenalsprofessionelleVertriebe.Heuser: Teilen Sie denn die Ansicht, dass Asset Manager entmachtet sind in Bezug auf die Preissetzung für ihre eigenen Pro- dukte? Machts: Wirfühlenunskeineswegsent- machtet,deshalbglaubeichschon,dasswir nachwievoreinePreissetzungsmachtam Markthaben.Zumalwirauchoftgenug gesehenhaben,dassderMarktoderder Kundebereitist,füreinegewisseLeistung aucheinenentsprechendenPreiszubezah- len.IndemMoment,damaneineangemes- senePerformanceabliefert,istderKunde sogarunsensibelgegenüberdemdahinter stehendenPreis,auchwenndieserPreis heutesichernichtmehrsohochseinkann wiefrüher.WerdiePerformanceliefert, kannaufseineProdukteaucheinenent- sprechendenPreisschreiben,weildas Produktsowahrgenommenwird,dasses genaudenerwartetenMehrwertliefert. LiefereichdiesenMehrwertnicht,dann kommtmannatürlichsofortineinemassive Preisdiskussion.Insofernglaubeich,dass wirdiesePreissetzungsmachtimmernoch haben. Haas: IchwürdedemzumindestzumTeil widersprechen,denninderFondsbranchehaben wirschoneinProblem,dasichnichtalsStock- holm-Syndrom,sondernalsdasklassischeGe- fangenendilemmabezeichnenwürde.Damit meineich,dassdieBrancheineinemfrüheren MarktumfeldeinebestimmtePreisstruktureta- blierthat,diebeiklassischenAktienfondsviel- leichtirgendwozwischen125und175Basis- punktenbeiderTotalExpenseRatioliegt.Und vondiesemBetraggehenebenmehrals50Pro- zentandenVertrieb. Dashabenwirallesoeta- bliert,unddaswerdenwirauchnichtmehrso ohneWeiteresändernkönnen.Ichweißnicht, wiedieVertriebspartnerderanderenGesell- schaftenhieramTischdaraufreagierenwürden, wennwireinfachhingehenwürdenundbeiei- nemunsererFlaggschiffproduktedieManage- mentFeeum40Prozentkürzen,umdann gleichzeitigzuverkünden,dassdamitaucheine KürzungderVertriebsprovisioningleicherHöhe verbundenwäre.Ichvermute,daswürdeeine extremschwierigeDiskussionwerden.Undge- nauhierliegtdasProblem,daswiralsIndustrie tatsächlichhaben.Wirwerdenaufdemgroßen BestandunsererProduktenichtohneWeiteres einePreisanpassungvornehmenkönnen,selbst wennwirzutiefstdavonüberzeugtsind,dasswir anbestimmtenStellenetwasunternehmenmüs- sen,weilinsbesonderebeidenEndkundenpro- duktenbestimmtePreiseeinfachnichtmehrin dieLandschaftpassen.Heuser: Muss man denn damit rechnen, dass der Regulierer die Branche irgendwann dazu zwingen wird – Stichwort Provisionsverbot in Großbritannien? Haas: AusSichtdesfreienVertriebskannman dasnatürlichnichthoffen.Aberwirwärendann zumindestwiedersozusagenaufdergrünen Wiese,umvollkommenneunachzudenkenüber einesinnvollePreisgestaltung,diedemtatsäch- lichenMehrwert,deneinProduktauchwirklich liefert,angemessenwäre.Wiegesagt,iminsti- tutionellenBereichstehenwirschonvorderSi- tuation,dassauchimaktivenBereichdie Preisedeutlichgedrücktwerden,umeinen höherenMehrwertfürdenInvestorheraus- zuholen.Heuser: Sehen sich die aktiven Manager hier am Tisch denn in einem solchen Gefangenendilemma? Schrieber: AusmeinerSichtgreiftdieaus- schließlicheReduktionaufdenPreiszu kurz.DenndasThemaAssetAllocation bleibtjanachwievoralseinentscheiden- derAspektbestehen.Selbstwennichnur aufpassiveProduktesetze,benötigeichdoch einengewissenErtragfüreineprofessionelle UmsetzungderAssetAllocationobendrüber. DeshalbstellenwiretwaunserenRobo-Advisor auchdemVertriebzurVerfügung;dasgehtaber nicht,wennwirdafürnichteinengewissen Preisberechnen.NurüberdenPreiszukom- men,istmirauchdeshalbzueinfach,weilman damitimplizierteRisiken,dieetwaeinETFaus meinerSichtohneFrageaufweist,ausblendet– obdassprunghaftansteigendeSpreadsin Marktsituationensind,indenensozusagenalle Alexander Schmidt (Honorarberater): „Fakt ist, dass Bankberater immer noch Vertriebsziele haben und an ihren Provisionserlösen gemessen werden.“ 136 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 roundtable I aktiv/passiv Fotos: © Christoph Hemmerich » Die Diskussion, ab wann der Markt nicht mehr effizient sein wird – ob das bei einer Passivquote von zehn, 50 oder 70 Prozent der Fall sein wird, ist relativ unergiebig. « Ali Masarwah, Morningstar
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