FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
Foto: © cinexo | stock.adobe.com S ieben Jahre nach ihrem Start hat sich die Crowdinvesting-Szene in Deutsch- land etabliert. Taktgeber und zugleich Wachstumszelle für die junge Branche ist das boomende Immobiliengeschäft. Es hat im Fundraising momentan einen Marktanteil von rund 70 Prozent, und im Gesamtmarkt aller seit 2011 platzierten Projekte entfallen 56 Pro- zent des Investitionsvolumens auf Immobilien (siehe Grafik). Man darf davon ausgehen, dass das rasante Umsatzwachstum von ak- tuell jährlich 40 Prozent noch eine Weile anhält. Es ist ein breites Angebot erhältlich, und die Investments lassen sich mit zuneh- mender Marktreife leichter platzieren. Denn inzwischen wurde bereits jedes vierte platzierte Projekt aufgelöst und an die Schwarminvestoren zurückgezahlt. Bislang wurde erst ein Ausfall bekannt. Diese Art von Immobilieninvestments erscheint für die Anleger also lohnenswert. Auffällig war zuletzt, dass sich mit der Marktgröße das Angebot weiterentwickelt hat. Auf der einen Seite laufen über die Plattformen inzwischen Projekte in sämtli- chen Immobiliensektoren – von Wohnun- gen über Einzelhandels- bis hin zu Logistik- immobilien. Auf der anderen Seite beschrän- ken sich die Beteiligungen nicht mehr auf Nachrangdarlehen, die mit der Ausnahme- regelung im Vermögensanlagengesetz für Crowdplattformen bis 2,5 Millionen Euro Emissionsvolumen ohne Prospekt aufgelegt werden dürfen. Bis vor Kurzem waren Ange- bote mit Prospekt die Ausnahme. Als eine der Ersten hat die Plattform Bergfürst 2014 für das Projekt „Middendorf Haus Hamburg“ Genussscheine mit einemWertpapierprospekt der Projektgesellschaft verkauft. Anleihen auf dem Vormarsch Relativ neu im Crowdinvesting-Markt sind Anleihen und der sogenannte Forderungskauf. Dabei werden die Bankdarlehen, die Projekt- gesellschaften zur Finanzierung ihres Vorha- bens aufnehmen, in kleiner Stückelung an An- leger verkauft. „Die Kundennachfrage nach neuen Produkten ist gestiegen, und auch viele etablierte Banken widmen sich mittlerweile dem Thema“, berichtet Simon Brunke, Chef der marktführenden Plattform Exporo. Aktuell besonders hoch im Kurs stehen In- haberschuldverschreibungen. Mit diesem Vehikel können größere Investments getätigt werden, die noch dazu wegen des Wertpapier- prospekts transparenter sind als prospektfreie Vermögensanlagen. „Für uns ist es eine logi- sche Weiterentwicklung, aus der Nische der unregulierten Produkte in den regulierten Markt hineinzuwachsen“, meint Brunke. Weil die neuen „Verpackungen“ so gut ankommen, ist der Marktanteil der Nachrangdarlehen innerhalb kurzer Zeit auf rund die Hälfte zu- rückgegangen. Daraus zieht Michael Stephan, Geschäftsführer der Plattform Ifunded, einen plausiblen Schluss: „Die Branche professio- nalisiert sich.“ Anleihen bieten den Emittenten einige Ge- staltungsmöglichkeiten. Sie können zum Beispiel als „klassisches“ Fremdkapital oder als Mezzaninkapital strukturiert wer- den, das im Rang hinter anderen Finan- zierungen steht, aber mit Sicherheiten ver- sehen ist. „Damit können Anleihen auch für die Anleger bedarfsgerechter gestaltet werden, was mit den Vermögensanlagen ungleich schwerer oder gar nicht möglich ist“, erklärt Crowddesk-Geschäftsführer Jamal El-Mallouki. Trotzdem sind nicht alle von den Wert- papieren begeistert. „Das große Problem der aktuellen Anleihenstrukturen vieler Anbieter ist aus unserer Sicht, dass die Vorteile, die das Crowdinvesting vor allem wegen der Einfachheit und der Schnellig- Immobilienprojekte lassen sich mittlerweile problemlos über Crowdinvesting-Platt- formen finanzieren. Dafür haben die Anbieter einen Entwicklungssprung gemacht. Nächste Hürde genommen In den Anfangsjahren setzten die Projektentwickler von Immobilien bei Crowdfinanzierungen in der Regel auf Nach- rangdarlehen. Nun kommt die Anleihe mit transparentem Prospekt in Mode. Damit nimmt die Szene Tempo auf. Marktanteil der Immobilien Im Crowdinvesting-Markt haben Anleger seit 2011 insgesamt 606 Millionen Euro investiert. Stand: 30.10.2018 | Quelle: Crowdinvest.de Unter- nehmen, Start-ups, Energie 269 Mio. Euro 44,3 % Immobilien 337 Mio. Euro 55,7 % 192 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 sachwerte I crowdinvestments
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