FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
Foto: © Rachel Hein N ach rund 200 Jahren kündigte die britische Standard Life Anfang des Jahres an, bald sei Schluss mit Versicherungen, man werde das Geschäft an die in Edinburgh ansässige Phoenix- Gruppe verkaufen. Inzwischen ist der Deal unter Dach und Fach, die mittlerwei- le als Standard Life Aberdeen firmierende Gesellschaft agiert künftig als selbststän- diger Asset Manager, die Phoenix-Gruppe wird das übernommene Versicherungs- geschäft unter Standard Life Assurance aber weiterführen, auch im Neugeschäft. Anlass genug für die Redaktion, das Gespräch mit Susan McInnes zu suchen. Die Schottin steht seit fast zehn Jahren auf der Payroll der auf das Run-off-Geschäft spezialisierten Phoenix und wird künftig als CEO die Geschicke von Standard Life Assurance unter dem Phoenix-Dach verant- worten. Sie ist zudem als Director Open Busi- ness bei Phoenix und Mitglied des Phoenix Executive Committee. Wir haben sie am Stammsitz von Phoenix in Edinburgh besucht. Die Übernahme der Standard Life Assu- rance durch die Phoenix-Gruppe wurde erst vor wenigen Wochen abgeschlossen. Der Name Standard Life ist in der Ver- sicherungsbranche in Deutschland und Österreich bereits seit langem gut be- kannt. Der Name Phoenix wird für viele Marktteilnehmer eher neu sein. Klären Sie uns ein wenig auf. Susan McInnes: Die Geschichte der Phoenix- Gruppe reicht im Grunde schon sehr weit zu- rück bis ins Jahr 1782. Die moderne Phoenix, wie ich es nenne, gibt es seit 2008. Seitdem hat sich das Unternehmen zu einem der füh- renden Aufkäufer von Lebensversicherungs- beständen entwickelt. Phoenix hat in den ver- gangenen rund zehn Jahren eine ganze Reihe von geschlossenen Beständen anderer Versi- cherer aufgekauft und betreut heute, nach dem Kauf der Standard Life Assurance über zehn Millionen Endkunden mit einem verwalteten Vermögen von rund 240 Milliarden Pfund. Eine Besonderheit von Phoenix ist, dass das Unternehmen zwar in erster Linie als Aufkäu- fer von geschlossenen Beständen wahrgenom- men werden, es in der Phoenix-Gruppe aber auch Unternehmen gibt, die Neugeschäft schreiben. Können Sie uns einige Namen nennen? Ein bekanntes Beispiel ist die Sunlife, die Versicherungsprodukte im Bereich der über 50-jährigen Kunden in Großbritannien ver- kauft und hier einer der Marktführer ist. Und Phoenix schreibt zudem noch eigenes Renten- versicherungsgeschäft für die eigenen Kun- den. Von daher können wir Erfahrungen in beiden Bereichen, geschlossene wie auch of- fene Bestände, vorweisen. Die meisten unse- rer rund 4.500 Mitarbeiter arbeiten hier in Großbritannien, aber wir unterhalten darüber hinaus auch Niederlassungen in Deutschland und Österreich wie auch im irischen Dublin. Was waren die wesentlichen Hinter- gründe für die Übernahme der Versiche- rungsaktivitäten von Standard Life? Lassen Sie mich die Frage zunächst aus der Perspektive von Phoenix beantworten. In An- betracht der Tatsache, dass Phoenix bis dahin wie gesagt eher ein Spezialist für ge- schlossene Bestände gewesen ist, stellt die Übernahme der Standard Life Assurance eine große Chance für die Phoenix Group dar. Das Wachstum war bisher im Grunde ausschließlich anorganisch, das heißt, es wurden von Zeit zu Zeit immer wieder Run-off-Bestände aufgekauft, wodurch das Geschäftsvolumen dann jeweils wei- ter gewachsen ist. Die Übernahme von Standard Life erlaubt es Phoenix nun, auch stärker organisch zu wachsen, indem wir neues Geschäft mit neuen Kunden schreiben, was bisher einen kleinen Teil am Gesamtgeschäft ausgemacht hat. Jetzt kann Phoenix beides , organisch und wei- terhin anorganisch wachsen. Aus der Per- spektive der Standard Life Aberdeen plc. ist das Ganze ebenfalls eine wichtige Sta- tion in einem großen Transformationsprozess. Das Unternehmen hatte sich dafür entschie- den, sich auf das Investment Management zu konzentrieren, und das Versicherungsgeschäft auf Phoenix zu übertragen. Im Endeffekt können sich künftig beide Parteien auf ihr ei- gentliches Stammgeschäft konzentrieren. Unsere Leser in Deutschland und Öster- reich stellen sich natürlich die Frage, welche Veränderungen damit für einen Versicherungsmakler und dessen Kun- den verbunden sein werden. Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass wir in dieser neuen Konstellation nur dann erfolgreich sein werden, wenn wir si- cherstellen, dass sich für unsere Kunden und Partner im Prinzip nichts ändern wird. Also werden wir mit dem gleichen Service und mit dem gleichen Mitarbeiter-Team am Markt ak- tiv sein. Für unsere Kunden und Makler be- deutet das, dass diese auch künftig mit den gleichen Kontaktpersonen sprechen und ar- beiten werden wie zuvor. Die Marke Standard Life ist in Großbritannien, aber auch in den kontinentaleuropäischen Märkten in Deutsch- land und Österreich sehr gut positioniert. Die- se jeweils erreichte Stärke wollen wir auf je- Für rund 3,2 Milliarden Pfund hat die britische Phoenix-Gruppe den Versicherungsbestand von Standard Life in Höhe von 166 Milliarden Pfund übernommen. Unter dem Namen Standard Life Assurance will deren CEO Susan McInnes auch künftig weiter neues Geschäft schreiben. Ein Interview zu den Hintergründen. „Für Kunden und Makler wird » Wir bleiben offen für neue und interessante Produktideen, die zum Geschäft von Standard Life sowie zu unseren Vertriebspartnern und Kunden passen. « Susan McInnes, Standard Life Assurance fonds & versicherung I susan mcinnes I standard life assurance 242 www.fondsprofessionell.de | 4/2018
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