FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
unserem Geschäftsfeld erfolgsentscheidend sein, ein wirklich attraktives Angebot in Be- zug auf die Ertragsaussichten unserer Produk- te unterbreiten zu können. Hier sind wir auch in der neuen Konstellation mit unserem In- vestmentpartner Aberdeen Standard Invest- ments sehr gut aufgestellt. In Bezug auf das Stammgeschäft der Phoenix-Gruppe, den Aufkauf und die Verwaltung von Run-off-Beständen an- derer Versicherer, herrscht durchaus ei- ne ausgeprägte Skepsis in Deutschland. Nicht nur Verbraucherschützer, auch Regulierer zeigen sich besorgt über die zum Teil deutlich zunehmenden Volumi- na in diesem Bereich. Wie ist Ihre Erfah- rung hier in Großbritannien? Grundsätzlich beobachten wir auch wir hier in Großbritannien wie auch in anderen euro- päischen Märkten seit einigen Jahren, dass sich die Versicherungsindustrie in einer Art Teilungsprozess befindet. Viele Marktteilneh- mer orientieren sich gerade um, was die künf- tige Ausrichtung ihres Geschäfts angeht. Auf der einen Seite stehen Unternehmen wie Phoenix, die sich mit entsprechend hohem Ei- genkapital im Hintergrund auf die Bereitstel- lung und Verwaltung von Versicherungspro- dukten konzentrieren. Auf der anderen Seite entscheiden sich mehr und mehr Unterneh- men wie auch Standard Life Aberdeen dafür, sich mit entsprechend geringerem Eigenkapi- taleinsatz auf das Asset Management zu spe- zialisieren. Historisch betrachtet waren das eben Geschäftsbereiche, die unter einer ein- zelnen Gesellschaft zusammengeführt waren und geführt wurden, jetzt aber im Zuge der Spezialisierung aufgesplittet werden. Aber was sind aus Ihrer Sicht die tat- sächlichen Hintergründe des Trends zum Run-off, und ist die zum Teil damit ver- bundene Sorge mancher Marktteilneh- mer nicht gerechtfertigt? Was die Hintergründe angeht, die zu dieser Entwicklung geführt haben, spielen verschie- dene Aspekte eine Rolle. Zum einen ist es ein ganz natürlicher Vorgang, dass bestehende Versicherungsbestände sozusagen altern, weil es für neue Kunden unter Umständen keinen Sinn mehr macht, in diese Produkte einzustei- gen, da es inzwischen attraktivere Angebote am Markt gibt. Zum anderen kann es sein, dass die Versicherungsgesellschaft selbst ein in einem noch günstigeren Umfeld gegebenes Leistungsversprechen angesichts nach wie vor extrem niedriger Zinsen nicht mehr aufrecht- erhalten kann oder will. Hinzu kommen deut- lich gestiegene Anforderungen an die Solva- bilität von Versicherungsunternehmen, was ein Betreiben des Geschäfts nach altem Mu- ster aufgrund gestiegener Kapitalanforderun- gen immer teurer gemacht hat. Aus meiner Sicht besteht aber kein Grund zur Sorge in Bezug auf diese Entwicklung, im Gegenteil: Ich glaube, dass es sogar sinnvoll und im Sin- ne von Kunden ist, wenn alternde Versiche- rungsbestände nicht sozusagen gezwungener- maßen von dem ursprünglichen Initiator wei- tergeführt werden müssen, sondern bei einem spezialisierten Konsolidierer in der Regel sehr viel besser aufgehoben sind. Aber wenn Sie gerade die Spezialisie- rung betont haben, widerspricht es sich dann nicht eigentlich, dass ein Unter- nehmen wie die Phoenix-Gruppe beide Geschäftsbereiche verfolgt, das Run-off- wie auch das Neugeschäft? Sind Sie damit nicht automatisch in so etwas wie der „alten Welt“? Aus meiner Sicht ist das keineswegs unge- wöhnlich oder widersprüchlich. Wir betreiben wie gesagt beides schon seit einiger Zeit ne- beneinander, auch wenn das Geschäft mit ge- schlossenen Beständen den Großteil darstellt. Aber auch wenn wir künftig sicher noch wei- tere entsprechende Bestände von anderen Ver- sicherern hinzukaufen werden, dann liegt es in der Natur der Sache, dass diese Bestände nicht weiter wachsen, sondern im Gegenteil mit der Zeit immer kleiner werden. Denn zum einen kommen in diesem Bereich ja keine neuen Kunden hinzu, der Bestand wird auch deshalb kontinuierlich kleiner werden, weil immer mehr Verträge auslaufen oder Kunden verster- ben. Von daher ist es unser Vorteil, dass wir auf der anderen Seite schon vor der Übernah- me von Standard Life einen kleineren Anteil an offenem Neugeschäft betrieben haben und jetzt mit Standard Life ein weiteres größeres Neugeschäft hinzukommt. Nicht nur, dass wir dadurch wie gesagt in der Lage sind, organisch weiter zu wachsen. Wir sind auch angehalten, den Service für all unsere Kunden auf einem zeitgemäßen Niveau zu halten, das diese von » Ich glaube, dass es sinnvoll und im Sinne der Kunden ist, wenn alternde Versicherungsbestände nicht gezwungenermaßen vom ursprünglichen Initiator weiter- geführt werden müssen. « Susan McInnes, Standard Life Assurance Foto: © Rachel Hein Susan McInnes: „Gerade in einer Zeit extrem niedriger Zinsen wird es in unserem Geschäftsfeld erfolgsentscheidend sein, ein wirklich attraktives Angebot in Bezug auf die Ertragsaussichten unserer Produkte unterbreiten zu können.“ fonds & versicherung I susan mcinnes I standard life assurance 244 www.fondsprofessionell.de | 4/2018
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