FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

vertreiben, dazu der Antritt als Immobilien- händler – einige Marktteilnehmer werden da die Nase rümpfen. Wenn ein Händler selbst zum Hersteller wird, wähnen manche das Reinheitsgebot verletzt. Dümmler dagegen sieht eine solche Offerte als Service für die Vermittler, ähnlich wie bei den hauseigenen Anlagestrategien, die in einer Fondsvermö- gensverwaltung umgesetzt werden. „Dieses Angebot richtet sich an Berater, die ihren Kunden ohnehin vor allem Mischfonds emp- fehlen“, sagt Dümmler. „Unsere Vermögens- verwaltung stellt einen Korb von bis zu zehn bewährten VV-Fonds zusammen, der je nach Risikoprofil und Marktentwicklung regel- mäßig angepasst wird, ohne dass eine neue Anlageberatung nötig wäre. Das stellt für die Berater eine große Arbeitserleichterung dar.“ Früher war Netfonds auch an dem Emis- sionshaus und Edelmetallhändler Solit Kapital beteiligt. Doch diese Anteile haben die Ham- burger vor einigen Jahren veräußert. An der Wiesbadener Investmentboutique Prima Fonds hält Netfonds 35 Prozent der Anteile, hat mit dem operativen Geschäft eigenen Angaben zufolge aber nichts zu tun. Weitere „eigene“ Produkte bietet der Pool nicht an. Unabhängig bleiben Den Hamburgern ist wichtig, ihre Unab- hängigkeit zu bewahren. Das zeigt sich auch an den Details des Börsengangs. Anfang Sep- tember ließ die Netfonds AG ihre Anteils- scheine ohne Kapitalerhöhung an der Börse listen – und zwar als vinkulierte Namens- aktien. Dank der Vinkulierung sehen die Chefs, wer die Titel kaufen möchte. „Theore- tisch können wir einen Käufer ablehnen“, sagt Vorstand Peer Reichelt. „Das haben wir in der Praxis zwar nicht vor, aber so sind wir für den Fall der Fälle gerüstet. Wir möchten verhin- dern, dass ein Produktanbieter, zum Beispiel ein Versicherer, als Aktionär Einfluss auf unser Unternehmen ausüben kann.“ Reichelt zufolge hat die Börsennotierung mehrere Vorteile: „Sie ermöglicht uns den Zu- gang zum Kapitalmarkt, um bei Bedarf auch über Kapitalerhöhungen oder die Ausgabe von Aktien als Akquisitionswährung aktiv an der Branchenkonsolidierung mitzuwirken.“ Laut Investorenpräsentation hat das Manage- ment schon „passende Übernahmeziele iden- tifiziert“. Konkreter äußern möchten sich Rei- chelt und Steinmeyer zu diesem Punkt nicht. Immerhin hat Netfonds schon eine größere Integration gemeistert, nämlich die Übernah- me von Argentos im Jahr 2013. „Direkt nach dem Zusammenschluss hat uns ein einziger Argentos-Makler verlassen, alle anderen sind heute noch an Bord“, sagt Steinmeyer. Das administrierte Vermögen der Argentos-Partner sei seit damals von 1,6 auf 2,7 Milliarden Euro gestiegen. „Das zeigt, dass wir offen- sichtlich nicht alles falsch gemacht haben.“ Außerdem verbessert die Börsennotierung natürlich die Handelbarkeit der Aktie. 54 Pro- zent der Anteile liegen beim Management, beim Aufsichtsrat und deren Familien. Unter den restlichen Aktionären finden sich Mitar- beiter, einige Hamburger Kaufleute, die schon seit Gründungstagen an Bord sind, und die Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton. Der Vorstand hat angekündigt, auf absehbare Zeit die Mehrheit der Anteile behalten zu wol- len. „Grundsätzlich bleiben wir alle an Bord“, lässt sich Dümmler im hauseigenen Kunden- magazin zitieren. „Ich persönlich bin aber Mitte 50 und habe praktisch mein gesamtes Vermögen in Netfonds-Aktien. Eine Alloka- tion, die wir als Berater bei unseren Kunden niemals durchgehen lassen dürften. Insoweit werde ich, so der Preis stimmt, sicher auch hin und wieder ein paar Stück verkaufen.“ Kursminus zum Einstand Die ersten Wochen an der Börse verliefen allerdings ernüchternd: Die Netfonds-Aktie verlor bis Anfang November rund ein Vier- tel ihres Wertes. Das liegt zum einen am schlechten Timing – der Aktienmarkt brach im Oktober regelrecht ein – und zum anderen an der geringen Liquidität des Titels. Peer Reichelts Job ist es nun, die Aktie bekannter zu machen. Erste Anlegerkonferenzen und Investorenpräsentationen hat er schon hinter sich. Reichelt hat eine Wachstumsstory zu erzählen. Das ist dann doch ein großer Unter- schied zu dem, was die „Ernährungs-Docs“ im Hausboot gegenüber vermitteln. Dort geht es meist ums Abnehmen. BERND MIKOSCH | FP Foto: © Jost Fink Die Räumlichkeiten von Netfonds finden sich im zweiten und sechsten Stock dieses Bürogebäudes in Hamburg-Ham- merbrook. Auf der anderen Kanalseite liegt das Hausboot, auf dem die NDR-Serie „Ernährungs-Docs“ gedreht wird. Typisch Hamburg: Im zweiten Stock hängt eine Schiffs- glocke. Geläutet wird sie bei erfolgreichen Geschäften. Das Topmanagement von Netfonds und vielen anderen Maklerpools treffen Sie Ende Januar auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim! Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 30. + 31. JAN. 2019 252 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 vertrieb & praxis I netfonds

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