FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Eine weitere Entwicklung begünstigt Spin- offs. „Die einsetzende Konsolidierung imAs- set Management spielt ebenfalls hinein“, sagt Hübner. „Sowohl Banken wie auch Versiche- rungen stellen sich die Frage, ob ihr Fondsge- schäft die kritische Größe hat, um imWettbe- werb bestehen zu können.“ Wo das nicht der Fall ist, schließt sich unweigerlich die nächste Frage an: Verkaufe ich meinen Asset Manager oder übernehme ich einen anderen Anbieter, um die kritische Größe zu erreichen? Besser wird’s nicht „Ein Spin-off ist oft ein Zwischenschritt“, führt der Experte weiter aus. „Er kann die ers- te Stufe eines Komplettverkaufs sein.“ Das Spin-off dient dann dazu, das Interesse am Markt und die Bewertung abzuschätzen. Die Deutsche Bank etwa brachte nur rund 20 Pro- zent der DWS-Anteile auf den Markt. Über eine ausgeklügelte Konstruktion behält sie zu- dem die Kontrolle, sollte sie weitere Anteile versilbern. Bei Investec Asset Management will sich die Bankeinheit mit einer Minder- heitsbeteiligung begnügen. Zudem sind die Führungskräfte beteiligt, wie bislang auch. Das über der Investmentindustrie lauernde Schreckgespenst der Konsolidierung könnte weitere Spin-offs hervorbringen. Auch wenn sich die Stimmung an den Märkten über das Jahr hinweg eingetrübt hat, scheint die Zeit für einen Börsengang noch recht günstig. Mit Blick auf die Bürden der Branche drängt sich der Schluss auf: Besser wird’s nicht. Ein Spin-off wurde aber abgeblasen. Die Commonwealth Bank of Australia kündigte an, die Fondstochter First State Investments direkt an die japanische Großbank Mitsubishi UFJ zu verkaufen. Der Finanzriese zahlt 4,1 Milliarden australische Dollar (rund 2,6 Mil- liarden Euro). First State verwaltet ein Vermö- gen von 213 Milliarden australischen Dollar (135 Milliarden Euro). „Die Bewertungen sind derzeit attraktiv, auch aus Verkäufersicht“, meint Hübner. Allein aus einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung heraus erscheine es manchem Vorstand eine Überlegung wert, die Asset- Management-Einheit zu verkaufen. „Denk- verbote in diese Richtung sind in vielen Häu- sern gefallen“, berichtet der Branchenkenner. „Da sich attraktive Preise erzielen lassen, kön- nen die Vorstände den Verkaufserlös nutzen, um Löcher an anderer Stelle zu stopfen – oder um es positiv auszudrücken: das Geld in zu- kunftsträchtige Felder zu investieren.“ Entscheidungsfreiheit Schließlich verschafft eine Loslösung den Fondssparten selbst Vorteile. So ist es in der derzeitigen Gemengelage aus Regulierung und Verbraucherschutz attraktiver, als unab- hängiges Investmenthaus wahrgenommen zu werden. Als hauseigener Produktlieferant einer Bank oder einer Versicherung steht un- terschwellig der Verdacht im Raum, dass die Kunden ausgenommen werden sollen. Zudem schafft die Eigenständigkeit Klarheit. „Als selbstständige Einheit kann ein Asset Manager vergleichsweise einfach und rasch entschei- den, wo er sein Kapital einsetzt“, sagt Michael Werner, Analyst bei der Großbank UBS. Die Führung muss nicht auf Belange oder Begehr- lichkeiten der Gruppe Rücksicht nehmen. Zuletzt kann die Freiheit auch belebend wirken. „Mancher Asset Manager, der über einen quasi exklusiven Vertriebskanal verfügt, ist etwas träge geworden“, berichtet Unter- nehmensberater Hübner. „Die mit einem Bör- sengang aufkommende Transparenz kann sich da als hilfreich erweisen.“ Denn wenn die Fondstochter unter Wettbewerbsdruck steht und von Analysten durchleuchtet wird, gerate einiges in Bewegung. „Ein Börsengang kann daher einerseits ein Ansporn für das beste- hende Team sein, aber auch neue Talente an- locken“, fasst der Experte zusammen. Inves- tec-Chef du Toit bringt es auf den Punkt: „Wenn du in der Spitzenliga mitspielen willst, geht Unabhängigkeit über alles andere.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Oliver Wyman Matthias Hübner, Oliver Wyman: „Warum sollte ich eine Kuh halten, wenn ich auch die Milch kaufen kann?“ Mütter vor der Trennung Wertentwicklung von Investec und Prudential im Vergleich Investec und Prudential spalten ihre Asset-Management-Einheiten ab. Versicherer und Banken konzentrieren sich aufs Kerngeschäft. Quelle: Bloomberg | Stand: 7.11.2018 -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Investec Prudential D 2018 2017 2016 2015 2014 Kinder auf dem Parkett Wertentwicklung von Amundi und DWS im Vergleich Im März 2018 brachte die Deutsche Bank einen Teil der DWS-Aktien an die Börse. Den Ausgabekurs erreichte das Haus nicht mehr. Quelle: Bloomberg | Stand: 7.11.2018 -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % DWS Amundi April 2018 Mai Juni Juli Aug Sept Okt » Wenn du in der Spitzenliga mitspielen willst, geht Unab- hängigkeit über alles andere. « Hendrik du Toit, Investec Asset Management 298 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 vertrieb & praxis I spin-offs

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