FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Foto: © Andreas Endermann | Photography Das ist eine sehr politische Frage. Wenn man in die Satzung schaut, sind wir ein öffentlich- rechtliches Institut, aber mittlerweile haftet der Gewährträger nicht mehr. Und anders als genossenschaftliche Institute oder private Ban- ken können wir keine Kapitalerhöhung durch Ausgabe von neuen Anteilsscheinen vorneh- men. Die Kapitalbasis kann nur durch die Thesaurierung von Gewinnen gestärkt wer- den. Der Vorstand ist im Rahmen seines Auf- gabengebiets gehalten, diverse Interessen, auch die des jeweiligen Trägers, zu berück- sichtigen. Für unser Haus haben wir mit dem Verwaltungsrat einen Weg erarbeitet, der von allen akzeptiert wird. In Sachen Ausschüt- tungspolitik verfolgen wir einen konservativen Ansatz. Dabei werden planerisch auch die Interessen des Trägers berücksichtigt. Geht die Planung nicht auf, muss natürlich reagiert und adjustiert werden. Dies geschieht in enger Abstimmung und imAustausch mit dem Ver- waltungsrat – ein fairer Weg, der allen Seiten entgegenkommt. Und mit 16 Millionen Euro im Jahresabschluss 2017 gehören wir mit Blick auf die Ausschüttungen bundesweit zu den Top Ten. Am Bankplatz Düsseldorf herrscht gro- ße Konkurrenz. Neben dem Bankhaus HSBC Trinkaus sind in unmittelbarer Nachbarschaft auch viele Institute aus dem Sparkassenlager beheimatet. So sitzt beispielsweise die Kreissparkasse Düsseldorf direkt vor Ihrer Haustür. Ferner befinden die Sparkassen in Hil- den, Neuss und Langenfeld und Haan in der Nähe. Gibt es bei Ihnen im Haus Gedanken über mögliche Fusionen oder Kooperationen? Mit den benachbarten Sparkassen leben wir seit vielen Jahren eine gute Kooperation, bei- spielsweise im Großkredit- oder imAuslands- geschäft. Aber Größe allein ist für mich kein ausschlaggebendes Kriterium. Als bereits gro- ßes Haus sollte man darauf bedacht sein, nicht noch größer zu werden. Im Hinblick auf die aufsichtsrechtlichen Kriterien kommen auf größere Häuser zukünftig noch mehr Heraus- forderungen zu. Für uns zählen dagegen Wen- digkeit, kurze Wege und Innovationskraft. Als Vorstandschefin setze ich auf Kooperationen und Netzwerke. Und als Düsseldorfer Institut kennen wir den heimischen Markt und sind hier vor Ort gut unterwegs. Fusionen im Spar- kassenlager sind gegebenenfalls für kleinere Institute eine Chance. Wir als Stadtsparkasse Düsseldorf besitzen keine Ambitionen, durch Fusionen größer zu werden. Sie sind die erste Frau an der Spitze der Stadtsparkasse Düsseldorf und zudem die einzige Chefin einer deutschen Groß- sparkasse. Wie fühlt es sich an, als Frau im Topmanagement einer Bank ange- kommen zu sein? Es macht wirklich Spaß! Ich genieße die Chance, gemeinsam mit den Vorstandskolle- gen unser Haus zu positionieren. Neues zu ge- stalten, zukünftige Trends vorab zu erkennen und Dinge zu verändern, dafür stehe ich. So habe ich bereits Anfang der 1990er-Jahre bei der BfG Bank bundesweit den mobilen Ver- trieb eingeführt. Damals hieß mobiler Vertrieb für die Mitarbeiter im Firmenkundengeschäft, mit riesigen Laptops, die auf Trolleys gezogen wurden, unterwegs zu sein. Die Kommunika- tion zu Hause funktionierte nur mit Modems. Als Vorstandschefin packe ich gern neue und visionäre Themen an und gehe oftmals andere Wege. Dabei stelle ich – damals wie heute – immer den Menschen, das Team, in den Mittelpunkt. Hier in Düsseldorf kann ich dies in einem fantastischen Marktumfeld tun – mit engagierten Mitarbeitenden und einem guten Vorstandsteam. Welche Tipps geben Sie jungen Banke- rinnen, die Karriere machen möchten? Erst einmal ist es wichtig zu wissen, welche Ziele man verfolgen möchte und wo die eige- nen Talente liegen. Dann sollte jede Frau den Mut besitzen, Verantwortung zu übernehmen, und zulassen, aus Fehlern zu lernen. Wichtig ist es, Netzwerke im Unternehmen zu knüp- fen und nicht darauf zu warten, entdeckt zu werden. Auch das „Über-Bande-Spielen“ muss geübt werden, um Themen zu platzieren. Statt falsch gemeinter Bescheidenheit ist Mut ge- fragt, den eigenen Weg zu gehen. Auch ich war bereit, schwierige Aufgaben anzunehmen, bei denen ich hätte scheitern können. Aber Er- folg stellt sich ein, wenn man vertrauen kann und Vertrauen erhält, in gemischten Teams spielt und Spaß an der Aufgabe hat. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER | FP Karin-Brigitte Göbel: „Kunden können in naher Zukunft digitale Dokumente wie Grundbuchauszüge, Pläne, Verträge oder Ausweise durch uns verwahren lassen, und dies am Standort Düsseldorf, auf unseren eigenen Servern.“ » In Sachen Ausschüttungspolitik verfolgen wir einen konservativen Ansatz. « Karin-Brigitte Göbel, Stadtsparkasse Düsseldorf 336 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 bank & fonds I karin-brigitte göbel | stadtsparkasse düsseldorf

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