FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
338 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 bank & fonds I berater Foto: © adiruch na chiangmai | stock.adobe.com W er heutzutage als junger Mensch einen Partner sucht, nutzt dafür oft die Plattform Tinder. Tinder ist eine „kommerzielle Mobile-Dating-App, die das Ziel hat, das Kennenlernen von Menschen in der näheren Umgebung zu erleichtern“, so Wikipedia. „Sie wird zur Anbahnung von Flirts, zum Knüpfen von Bekanntschaften oder zur Verabredung von unverbindlichem Sex verwendet.“ Die Internetflirtbörse funk- tioniert ganz einfach: Beziehungssuchende stellen persönliche Fotos in das Portal ein, die dann anderen Flirtwilligen vorgestellt werden. Wer sich gegenseitig sympathisch findet, kann daraufhin in Kontakt treten. Ein ähnliches Konzept möchte jetzt auch die Frankfurter Sparkasse auf Kunden anwenden, die einen neuen Bankberater suchen. Beim Projekt „Friends in Banks“, das Ende November (kurz nach Redak- tionsschluss dieser Ausgabe) starten sollte, geben Berater persönliche Informationen auf der Homepage ihres Arbeitgebers preis und hoffen, vom Kunden „erwählt“ zu werden. „Der zentrale Kern von ‚Friends in Banks‘ ist das ‚Matching‘, also die passgenaue Zuordnung eines Kunden zum Berater“, sagt Robert Restani, Vorstandschef der Frankfurter Sparkasse. Die Berater legen online ein Profil an, in dem sie ausgewählte persönliche Informatio- nen und ihre grundlegenden geschäftlichen Angaben, einen Kurztext sowie ein Profilbild speichern. So erfährt man von einem Berater beispielsweise, dass er gern Pink Floyd hört, auf die Frankfurter Eintracht steht und am liebsten nach Mallorca in den Urlaub fährt. Für den Kunden ist es noch einfacher: Er muss sich weder anmelden noch ein Foto hochladen, sondern braucht lediglich zehn Fragen zu beantworten. Die Bank ordnet dann zu. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ziel des Matchings ist natürlich nicht, sich zum Flirt zu verabreden. Vielmehr möchte man den für den Interessenten am besten geeigneten Berater finden. „Gewisse Leichtigkeit“ Die Idee ist nicht ganz uneigennützig. „Je besser der Kundenberater zum Kunden passt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer für beide Partner zufriedenstellenden Ge- schäftsbeziehung“, ist Restani überzeugt. Neben der Ansprache von neuen Kunden erhofft sich das Institut auch einen Prestige- gewinn. Bestehende Kunden sollen enger an die Sparkasse gebunden werden. So soll die Zahl der Beratungsgespräche steigen – genau wie die der Abschlüsse. Welche Fragen dem Kunden konkret ge- stellt werden, will die Sparkasse vorab nicht verraten. Man möchte die Spannung bis zum Start des Projekts in diesem Winter hochhal- ten. „Die Fragen besitzen eine gewisse Leich- tigkeit, wir wollen in dem Prozess schließlich auch unterhalten“, sagt Restani. „Trotzdem generieren wir genug Informationen für eine ausgefeilte Matching-Grundlage.“ Am Ende hat der Kunde die Qual der Wahl: Neben den am besten passenden Betreuer bekommt er noch drei weitere Vorschläge. Sollte der oder die passende nicht dabei sein, gibt es noch einen „Nachschlag“: Das System schlägt drei weitere Mitarbeiter vor, danach ist jedoch Schluss. Erst nach Auswahl „seines“ Beraters gibt der Kunde seine persönlichen Kontaktdaten an und wird anschließend von seinem Favoriten kontaktiert. Die Idee für „Friends in Banks“ ist während eines Ideenwettbewerbs unter den eigenen Mitarbeitern entstanden. Mithilfe des institutseigenen Innovationslabors wurde der Gedanke weiterentwickelt und realisiert. „Technisch gesehen handelt es sich bei ‚Friends in Banks‘ um eine sogenannte Web-App, die unsere Kunden wie jede andere Website einfach über den Browser aufrufen können“, berichtet Restani. Zielgruppe Neukunden Mit dem neuen Angebot richtet sich die Sparkasse in erster Linie an Neukunden, etwa Zugezogene ohne Bankverbindung Bei der Frankfurter Sparkasse können Kunden ihren Wunschberater bald per App auswählen. Dabei spielt nicht nur die Expertise eine Rolle, sondern auch das Foto und die Hobbys. Tinder für Banker Mal eben per App nicht nur das Date für den Abend klarmachen, sondern auch den Anlageberater auswählen? Bei der Frankfurter Sparkasse soll das bald Realität sein. Wie die App genau aussehen wird, verrät das Institut noch nicht. Vorreiter USA Die im US-Bundesstaat Oregon beheimatete Umpqua Bank prakti- ziert die Beraterwahl per App bereits seit mehreren Monaten. Die Banker geben dabei ihren beruflichen Werdegang, persönliche Inter- essen sowie ihren Standort und ihre fachliche Expertise preis. Gefällt dem Nutzer der Beratervorschlag nicht, „wischt“ er ihn einfach zur Seite, genau wie bei Tinder. Wer möchte, kann nach erfolgter Aus- wahl über eine Chatfunktion direkt in Kontakt treten und die neue „Liebe“ testen – oder einen Termin in einer der 270 Filialen verein- baren. Die Bank of America bietet einen ähnlichen Service an.
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