FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018

Foto: © Christiane Koch; HASPA Christiane Dierks | The Image Institute „Ein Bank-Outfit muss seriös wirken“ Christiane Dierks, Image- und Stilberaterin aus Hamburg, über Tabus aus dem Kleiderschrank, zeitgemäße Kleidung für Banker und die Frage, warum Männer beruflich oft angemessener gekleidet sind als Frauen. M it ihrem „The Image Institute“ berät Christiane Dierks Personen des öf- fentlichen Lebens, Führungskräfte und Unternehmen. Frau Dierks, woran liegt es, dass die Banken in den letzten Jahren ihre Klei- derrichtlinien immer mehr auflockern? Christiane Dierks: Der gesellschaftliche Wan- del in den letzten 50 Jahren, weg vom gehor- samen Befehlsempfänger und hin zum selbst- bestimmten Mitarbeiter, zog auch einen Wan- del in der Kleidung nach sich. Hinzu kommt mehr Tragekomfort durch leichtere Verarbei- tung und Hightech-Materialien. Gepaart mit Bildern von Unternehmenslenkern wie Bill Gates und Dieter Zetsche hat all dies zur Lockerung des Bekleidungsverhaltens auch im Beruf geführt. Und zwar in allen Bran- chen, nicht nur bei den Banken. Für die verschiedenen Industrien gelten jedoch un- terschiedliche Regeln. Was für Mitarbeiter in Forschung und Ent- wicklung gilt, ist für Banken noch lange nicht angemessen. Ein Bank-Outfit muss in erster Linie seriös wirken. Zetsche signalisiert mit seinem Outfit Innovation – in der Automobilbranche ein richti- ges Zeichen. Trotz der neuen Freiheiten gibt es immer noch Tabus. Was geht im Banker-Alltag gar nicht? Kleidung am Arbeitsplatz muss generell ausstrahlen: Ich bin hier, um aktiv zum Unternehmenser- folg beizutragen. Zu legere Klei- dung wirkt gegenteilig. Dabei gibt es jedoch ein Dilemma: Der Wohlfühlfaktor wird beruflich wie privat wichtiger genommen als der Faktor Angemessenheit. Frau- en unterschätzen oft die Wirkung von Kleidung im Beruf. Die ver- schiedenen Lebensphasen von Frauen – Ausbildung, Beruf, Mutterschaft mit Teilzeit – führen neben modischen Aspekten zu einer notwendigen Veränderung in der Kleidung. Hier wird oft nicht nachjustiert, was in der jeweiligen beruflichen Position angemessen ist, sondern getragen, worin frau sich gerade wohlfühlt. Männer sind bei glei- cher Position beruflich oft angemessener gekleidet und wirken dadurch erstmal kom- petenter. Regeln zur Orientierung wären hier dringend notwendig. Ein Mehr an Freiheit bedeutet auch immer ein Mehr an Eigenverantwor- tung. Viele vor allem männliche Banker sehnen sich nach dem klassischen Ban- ker-Outfit zurück. Was können Sie die- sen Mitarbeitern raten? Der Trick ist, sich eine neue, etwas aktuali- sierte „Berufsbekleidung“ zusammenzustel- len, über die man morgens genauso wenig nachdenken muss wie früher über die Kombination Anzug, Hemd und Krawatte (siehe Kasten) . Grundsätzlich gilt: Das Outfit darf nicht altmodisch wirken. Veraltete Kleidung assoziiert man oftmals mit einem veralteten Informations- stand. „Kleider machen Leute.“ Gilt das heute immer noch? Ja, das gilt immer noch: Kleider machen Leute interessant, sympa- thisch, kompetent, autoritär, nah- bar, unnahbar und vieles mehr. Kleidung drückt Gruppenzugehö- rigkeit, Status und innere Haltung aus. Beobachtet man heute die Menschen im Beruf, scheint vie- len Individualität und Eitelkeit wichtiger zu sein als Angemessen- heit. Guter Stil vereint beides: Outfits, die zur Person passen und individuelle Akzente haben, aber immer auch der Situation ange- messen sind. MARCUS HIPPLER | FP Christiane Dierks: „Kleider machen Leute interessant, sympathisch, kompetent, autoritär und vieles mehr.“ Vorschläge für ein aktuelles Banker-Outfit • Anzug ohne Krawatte, dezent gemustertes Hemd mit Button-down-Kragen. Schuhe und gepflegter Gürtel in einer Farbe. • Chinohose mit Elasthan in Beige, helles Hemd ohne Krawatte, Button-down-Kragen mit unsichtbaren Knöpfen, modernes Sakko in Augenfarbe. • Bei mehr Körperfülle: Hose in Dunkelblau, moderne Weste, auch in Dunkelblau oder Grau/Graublau. Dazu ein helles Hemd. Quelle: Christiane Dierks 346 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 bank & fonds I kleiderordnung

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