FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2018
bandspräsident. „Diese stiften derzeit bei Kun- den Verwirrung und stoßen auf Ablehnung.“ Seine Meinung dürfte für die vieler Banken und Sparkassen in diesem Lande stehen. Die Umfragen stützen zumindest Schnei- ders Einschätzung. 86 Prozent der Befragten der Cofinpro-Analyse berichten, dass die zusätzlichen Produkt- und allgemeinen Infor- mationen viele Kunden irritieren würden. Der PPI-Umfrage zufolge sehen die Institute und deren Kunden die Vorgaben über Beratungs- und Telefonprotokolle als größtes Ärgernis. Und die Technik zur Aufzeichnung und Archivierung von Telefonaten kostet die Ban- ken Geld. Ausweg Automatisierung Diejenigen Institute, die die Anlageberatung weiterführen wollen, kommen wiederum kaum umhin, mehr zu investieren. Denn 72 Prozent der von PPI befragten Geldhäuser geben an, dass Beratungsgespräche komple- xer geworden und ohne technische Unterstüt- zung kaum noch zu bewältigen seien. Zudem dauern sie länger, weshalb die Berater weni- ger Gespräche führen können. Um die Finanzberatung effizienter zu ge- stalten, will immerhin die Hälfte der Befrag- ten Automatisierungstechniken einführen oder hat dies bereits getan. Dies heißt aber noch nicht, dass Robo-Advice die persönliche Be- ratung ersetzen soll. Dies wollen nämlich nur 16 Prozent der Banken nutzen. Vielmehr geht es darum, Routinearbeiten zu automatisieren. Dennoch dürften die dafür nötigen Investitio- nen sowie der insgesamt höhere Aufwand Folgen haben: 40 Prozent der Befragten ent- wickeln neue Preismodelle für die Anlage- beratung. Ob die Institute tatsächlich höhere Preise bei ihren Kunden durchsetzen können, ist allerdings nicht ausgemacht. Eine Auswer- tung der Konditionen von Private-Banking- Anbietern im deutschsprachigen Raum durch die Gesellschaft Fuchs-Richter Prüfinstanz zeigt, dass die Gebühren in diesem Bereich seit Jahresbeginn im Schnitt sogar leicht ge- sunken sind. Zudem tritt der nun geforderte „Ex ante“-Ausweis der anfallenden Kosten Diskussionen mit den Kunden los, berichten mehr als die Hälfte der von PPI befragten Häuser. Die ohnehin schwache Profitabilität vieler Institute dürfte also weiter schrumpfen. Bei all dem Klagen der Banken über die Lasten der strikteren Regulierung: Die zähe Umsetzung haben sich viele Führungsetagen zu einem gewissen Grad selbst zuzuschreiben. Mehr als ein halbes Jahr nach dem Mifid-II- Start haben 44 Prozent der Banken die Um- setzung noch nicht vollständig abgeschlossen, so ein weiteres Ergebnis der PPI-Umfrage, die zum siebenten Mal stattfand. Zwei Drittel der Institute erwarten, dass sie an dieser Baustelle noch bis Ende 2019 arbeiten werden. Und 60 Prozent der Geldhäuser setzen mehr Personal ein als ursprünglich gedacht. „Offenbar haben die Institute den Aufwand und die benötigten Ressourcen unterschätzt“, sagt PPI-Partner Christian Appel. „Ein zu später Start oder die Anpassung des Zeitplans hat viele Finanzhäu- ser unter Druck gesetzt.“ Starke Einschränkung So bleibt nach den ersten Monaten der Mifid-II-Welt ein schaler Beigeschmack haf- ten. Immerhin sollte das Regelwerk richtung- weisend in Sachen Anlegerschutz sein. „Der Kapitalaufbau wird vom Staat propagiert“, be- tont Daniel Spitschan, Manager bei Cofinpro. Gleichzeitig führe die gesetzliche Regulierung aber zu starken Einschränkungen imAngebot. Selbst erfahrene Kunden hätten nicht mehr uneingeschränkt die Möglichkeit, aus einem breiten Angebot an risikoreichen und -armen Angeboten zu wählen – sofern die Banken das Geschäft überhaupt noch betreiben. „Das kann nicht im Sinne des Gesetzgebers gewe- sen sein“, resümiert Spitschan. SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Sparkassenverband Baden-Württemberg | Wolfgang List Peter Schneider, Sparkassenverband Baden-Württem- berg: „Informationspflichten stiften Verwirrung.“ Verkaufshemmnis „Wie hat sich bei Ihnen der Absatz von Wertpapieren seit Januar 2018 insgesamt entwickelt?“ (Nennungen in Prozent) Die Finanzmarktrichtlinie schlägt sich deutlich im Wertpapiergeschäft der Banken nieder, der Produktabsatz sinkt. Quelle: Cofinpro-Umfrage, September 2018 4 % 3 % 9 % 28 % 35 % 21 % Stark gesunken | 21 % Etwas gesunken | 35 % Gleichgeblieben | 28 % Etwas gestiegen | 9 % Stark gestiegen | 3 % Kann ich nicht sagen | 4 % Frustrierte Kunden „Wie haben Kunden auf Mifid II reagiert?“ Antworten aus den Banken (Mehrfachnennungen möglich) Eine längere und eingehendere Beratung scheint nicht im Interesse aller Anleger zu sein. Zahlreiche Kunden sehen dies vielmehr als Ärgernis. Quelle: PPI-Umfrage, August 2018 Weiß nicht/keine Angabe Kunden haben Verständnis für die Dauer des Beratungsgesprächs Kunden reagieren mit Unverständnis auf zum Teil sehr persönliche Angaben bei der Geeignetheitsprüfung Kunden reagieren mit Unverständnis auf Aufzeichnungspflicht bei telefonischer Beratung Längere Beratungsdauer führt zu Unmut bei Kunden W 56 % 48 % 42 % 32 % 10 % Wie Finanzberater eine Onlinestrategie entwickeln, erläutert Christian Hammer von NFS Netfonds in sei- nem Vortrag „Die digitale Zukunft des Bankberaters“. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 30. + 31. JAN. 2019 350 www.fondsprofessionell.de | 4/2018 steuer & recht I mifid II
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