FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019
Dümmler: Zu Recht! Montag: Ich glaube, dass uns im B2C-Bereich etwas Umsatz von den Crowdinvesting-Plattfor- men weggenommen wird. Diese Entwicklung müssen wir imAuge behalten. Randelshofer: Wir haben sechs Billionen Euro Vermögen in Deutschland, davon liegen drei Bil- lionen auf Cash-Konten herum. Da können Sie doch nicht sagen, dass uns die Plattformen Geld wegnehmen. Es ist genügend für alle da. Montag: Ich glaube, dass man sich der Digita- lisierung stellen muss, um langfristig zu den Gewinnern zu zählen. Die Sachwertbranche soll- te diese Entwicklung nicht an sich vorbeiziehen lassen. Die neuen Kunden sind jünger und im Internet unterwegs. Die Produkte, die nicht so beratungsintensiv sind, können direkt angeboten werden. Für die anderen Produkte braucht es weiter die Berater. Dümmler: Können die Leute überhaupt etwas mit demWort Sachwert anfangen? Das ist nicht definiert, und der normale Endverbraucher weiß damit vielleicht nichts anzufangen. Warum soll ein Aktienfonds kein Sachwert sein? Der Vorteil der Sachwertbranche ist, dass man sich als Anleger das einzelne Asset besser ansehen kann. Bei einer Aktie muss man sich das ganze Unternehmen ansehen und bei einem Aktienfonds viele Unternehmen. Es haben mehr Leute Lust, das Globale zu verkaufen und nicht nur eine Geschichte zu erzählen. Arndt: Wir haben in der Historie 8.000 Anleger in unseren Fonds. Davon sind 250 Investoren, die mehr als eine Million US- Dollar gezeichnet haben. Viele von ihnen haben in den vergangenen Jahren direkt in Immobilien investiert. Wir haben imWohn- immobilienmarkt seit dem Zweiten Welt- krieg die größte Hausse. Investoren haben in zyklischen Bewegungen agiert und sich direkt mit Wohnimmobilien eingedeckt. Randelshofer: Auch aufgrund von fehlender Fantasie und weil der Vertrieb sie mög- licherweise nicht wirklich berät und weil Investoren vielleicht niemanden haben, der sie richtig berät. Endlweber: Herr Sommer, woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass das Neu- geschäft nur bei zwei bis drei Milliarden Euro pro Jahr liegt? Sommer: Es liegt natürlich an den Vertrieben, Vermittlern und Beratern – und das hat diverse Gründe. Die Hälfte des Vertriebs hat sich dem Markt verschlossen, sprich der Bankenvertrieb. Interessanterweise denkt unser größter Bankpart- ner, der 2009 ausgestiegen ist, wieder darüber nach, einzusteigen. Zwei unserer größten Spar- kassen sind wieder eingestiegen. Der Umsatz ist noch auf niedrigem Niveau, aber ich spüre wie- der Aufwind. Dass große Vertriebe wie die Commerzbank ausgestiegen sind, ist aber nicht aufholbar. Mit einem stärkeren Vertrieb wird es auch mehr Angebot geben. Wir beobachten Ver- triebe, die keine Belastung aus der Vergangen- heit haben und deutlich stark wachsen. Wir se- hen aber auch: Wer in der alten Welt unterwegs war und vielleicht schon mal vor Gericht stand und keine Haftpflichtversicherung und keine Dokumentation hatte, hat Angst und ist aus dem Markt ausgestiegen. Ich glaube nicht, dass der freie Vertrieb mehr Schäden produziert hat als die Bankenvertriebswelt. Das ist vielleicht sogar eher umgekehrt. Zumindest ist es nicht signifi- kant anders. Randelshofer: Es fehlt auch das Geschäft durch die Vermittler mit Erlaubnis nach Paragraf 34c Gewerbeordnung, die früher vor allem zum Jahresende noch Verträge eingereicht haben. Durch die Einführung des 34f ist dieses Geschäft weggefallen. Sommer: Was aber nicht schlimm ist. Randelshofer: Ich sage nicht, dass das schlecht ist. Aber wir fragen uns ja, warum der Markt und das Volumen nicht so groß sind, wie sie eigentlich sein müssten. Denn angesichts der Inflations- und Zinssituation muss eigentlich der Durchschnittsbürger draufkommen, dass sein Portfolio Sachwerte, und ich meine nicht Aktien, benötigt. Hier sind die Berater gefragt! Meller: Aktien hat der genauso wenig! Das In- vestment ist minimal. Ich bin davon überzeugt, dass der Vertrieb der Flaschenhals ist. Wir haben genügend Anbieter, und ich bin froh, dass wir nicht mehr 500 Produkte prüfen müssen. Die neue Beratergeneration wird anders und offener dem Thema gegenüberstehen als der heute 60- Jährige. Wenn auf dem Weg dorthin nicht wei- tere Skandale wie P&R passieren, ist das eine Chance. Das ist eine langsame Entwicklung. Heuser: Ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis die Leute verstehen, dass man eventuell auch in Sachwerte und langfristig investieren muss, wenn man eine vernünftige Rendite ha- ben möchte? Denn es ist nicht absehbar, dass die Zinsen steigen, und inAktien investiert zu sein ist im Moment auch nicht gerade lustig. Meller: Ja, das sehe ich so. Randelshofer: Mich würde interessieren, wie aufgeklärt die Bürger sind, dass es diese Art der Investition überhaupt gibt. Weiß Lieschen Müller, dass es den AIF gibt, mit dem man mit kleinen Summen in Sachwerte gehen kann? Der Durchschnittsbürger meint doch immer, dass er eine Immobilie kaufen muss, damit er im Sach- wert investiert ist. Hans Heinrich Meller, Finum: „Ob die Verpackung ein AIF oder eine Vermögensanlage ist, trifft keine Aussage zur Qualität des Investmentprodukts.“ 180 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 roundtable I sachwer te Fotos: © Christoph Hemmerich » Die Qualität hängt vom Anbieter ab. Der AIF ist aber auch voll reguliert und bei ihm sind Dinge, die früher passiert sind, nicht mehr möglich. « Theodor Randelshofer, Deutsche Finance
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