FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019
181 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 Wolf: Ich glaube schon, dass die Menschen zu investieren bereit sind, wenn man ihnen einen Zugang zu neuen Ideen gibt. Deshalb verteufle ich die Crowd überhaupt nicht. Wir haben auch bereits ein Crowdinvestment gemacht. Die Crowd-Anleger sind im Durchschnitt 25 Jahre jünger als unsere sonstigen Anleger. Schluss- endlich ist es das, was jeder Automobilhersteller gemacht hat: Er hat Einstiegsmodelle geschaf- fen. Das werden wir, glaube ich, auch in unse- rem Bereich machen müssen. Bei der Crowd wird wie bei anderen Investments auch viel schiefgehen, aber die digitale Zeichnung an sich ist interessant. Der Investor kann schnell einstei- gen und muss sich nicht durch 20 Seiten Zeich- nungsunterlagen kämpfen. Endlweber: Die digitale Zeichnung ist für die Anbieter auch ein Einstieg ins Direktkunden- geschäft, mit dem auf lange Sicht die Ver- triebskosten sinken können. Das müsste der Vertrieb doch fürchten. Oder nehmen Sie das gelassen? Meller: Ich sehe das gelassen. Wir suchen Kun- den, die Beratung wünschen. Die gibt es heute und auch in Zukunft. Unabhängigkeit vom Pro- dukt und gute Beratung sind wichtig. Dafür brauchen wir von den Emissionshäusern ein gutes Reporting, absolute Ehrlichkeit und Transparenz – und das auch in Jah- ren, in denen die Entwicklung schlech- ter ist. Damit kann der Vertrieb arbeiten. Randelshofer: Das haben wir doch schon! Für die AIF muss einmal im Jahr der NAV veröffentlicht werden. Dümmler: Damit der AIF mit Aktien- fonds mithalten kann, muss der NAV öfter geliefert werden. Einmal im Jahr und das sechs Monate nach Bilanz- stichtag reicht nicht. Der NAV solle quartalsweise oder zumindest halbjähr- lich geliefert werden. Randelshofer: Das ist doch Utopie. Bei der Immobilie handelt es sich um ein illiquides Asset. Da kann man nicht so hantieren wie bei Börsenwerten. Dümmler: Es wäre wichtig, dass die Daten digital geliefert werden. Dann können die Werte in die Gesamtdepot- übersicht der Anleger gepackt werden, und die Berater können ihre Service- gebühr drauflegen. So könnten die Produkte genauso verkauft werden wie Aktienfonds. Endlweber: Die Crowdplattformen zeigen, dass die Anleger bereit sind, mit relativ weni- gen Informationen ein Risiko einzugehen. Liegt das am besseren Marketing oder doch an der Einfachheit des Produkts? Wolf: Man muss das kritisch hinterfragen. Weiß denn der durchschnittliche Anleger in der Crowd weniger als bei einer Vermögensanlage? Meller: Wenn der Anleger beraten wird, weiß er mehr. Ich glaube, dass die Rendite bei den Crowdangeboten eine große Rolle spielt. Wir werden auch hier erleben, dass es einen großen Aufschrei gibt, wenn der Boom zu Ende ist. Sommer: Und dann haben die Anleger nichts gewusst. Dümmler: Es sind weniger Seiten, aber die wer- den wenigstens gelesen – anstatt 500 Seiten, die komplett einfach nur in den Aktenschrank ge- stellt werden. Sommer: Die Vermittler, die ihre Kunden über Affiliate-Systeme an Crowdplattformen ver- mittelt haben, sind massiv enttäuscht. Die Rück- meldungen sind desaströs. Die Kunden dahin abzugeben, sollte sich jeder gut überlegen, das ist meine Überzeugung. Endlweber: Lassen Sie uns zur Schlussrunde kommen. Was haben Sie in diesem Jahr ganz konkret vor – sei es auf Produktebene, im Vertrieb oder bei der Digitalisierung? Wolf: Wir sehen im Bereich der erneuerbaren Energien ein großes Potenzial. Die Einspeise- tarife sind zwar gefallen, aber die Produktions- kosten sind historisch niedrig. Es gibt für jeden Investor ein ganz interessantes Produkt. Wir werden der Anleihe treu bleiben, schließen aber Alexander Endlweber, FONDS professionell: „Eine professio- nell gemanagte Vermögensanlage ist nicht zwangsläufig schlechter als ein AIF.“ Frank Wolf, Green City Energy: „Die Kunden sind älter geworden und per se nicht mehr so bereit, langfristig Geld zu investieren, wie sie das vor zehn Jahren waren.“ » Ich glaube nicht, dass der freie Vertrieb mehr Schäden produziert hat als die Bankenvertriebswelt. Das ist vielleicht sogar eher umgekehrt. « Sascha Sommer, BIT Treuhand
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