FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019
bedenken, Herausgeber der Analyseplattform „Fondstelegramm“. Denn: „Die strengeren Publizitätsanforderungen für Anbieter und Produkte lösen eine Informationsflut aus, die von einem durchschnittlichen Anleger nicht bewältigt wird. Auch die transparentesten Unterlagen werden nicht gelesen, wenn sie zu umfangreich sind.“ Außerdem weist Welther darauf hin, dass Regulierung und Bürokratie die Emissionskosten kräftig erhöht hätten, was letztlich zulasten der Anleger gehe. Anders gesagt: Die Zulassung verteuert das Invest- ment – und das in einer Zeit, da die Preise für Qualitäts-Assets sehr hoch sind. Das ist sicher auch ein Grund dafür, warum die Anbieter selbst der Meinung sind, dass die Branche nicht noch mehr Regulierung benö- tigt. Die strengeren Gesetze für Anbieter und Vertriebe hätten sich bereits insgesamt positiv auf die Sachwertinvestmentbranche und die Produktqualität ausgewirkt, meinen gut zwei Drittel der Emissionshäuser. Auch die Bera- tung der Anleger bewertet die Branche heute sehr viel positiver als früher. Neue Maßstäbe Uneinigkeit herrscht bei der Frage, warum der Absatz im Sachwertinvestmentmarkt trotz EZB-Nullzinspolitik, Strafzinsen und Börsen- turbulenzen nicht zulegen kann. Zwar hält etwas mehr als die Hälfte der Anbieter stei- gende Platzierungszahlen für wahrscheinlich. „Denn mit klassischen Zinsprodukten wird man auch in den kommenden Jahren keine realen Erträge erzielen können“, sagt Norman Lemke, Mitgründer und Vorstand des Private- Equity-Fondsanbieters RWB. Seiner Beob- achtung nach ziehen immer mehr Privatanle- ger und viele institutionelle Investoren alter- native Ertragsquellen in Betracht. „Diese Ent- wicklung wird 2019 sicher weiter an Fahrt ge- winnen“, so Lemke. Allerdings glaubt auch gut ein Viertel der Initiatoren, dass jährlich zwei bis drei Milliarden Euro Eigenkapital- umsatz das neue Marktniveau sind, an das man sich gewöhnen muss. Früher waren mehr als zehn Milliarden Euro keine Seltenheit. Im vorigen Jahr wurden im gesamten Be- teiligungsmarkt nach FONDS professionell Erhebungen bei Privatanlegern nur 1,8 bis zwei Milliarden Euro Eigenkapital platziert. Davon entfiel etwas mehr als eine Milliarde Euro auf Publikums-AIF. Das Neugeschäft ist im Vergleich zu 2017 insgesamt um etwa ein Drittel zurückgegangen. Angesichts dessen, dass mit P&R ein platzierungsstarkes Unter- nehmen ausfällt, ist das Ergebnis nicht so schlecht. Hinzu kommen bei den befragten Unternehmen noch rund zwei Milliarden Euro für offene Immobilienfonds. Und unter Berücksichtigung von Spezialangeboten für professionelle Anleger haben die nicht ausschließlich auf institutionelles Geschäft ausgerichteten Sachwertanbieter voriges Jahr sogar mindestens neun Milliarden Euro Eigenkapital umgesetzt. Die Crowdfunding-Szene hat 2018 laut „Crowdinvest.de“ rund 250 Millionen Euro bei Anlegern akquiriert, ein Viertel mehr als 2017. Allein 202 Millionen entfallen auf Immobilienprojekte. Die Anbieter im klassi- schen Beteiligungsmarkt sehen die Crowdin- vestments inzwischen etwas weniger kritisch. Dass die Plattformen und Emittenten in der Schwarmfinanzierung viel weniger reguliert sind, schmeckt der „Old Economy“ trotzdem nicht. Dennoch werden sich die Start-ups, darüber herrscht Einigkeit, nicht aufhalten lassen. Und immerhin ein Viertel der befrag- ten Beteiligungsanbieter kann sich vorstellen, selbst einmal via Crowdfunding Geld einzu- sammeln. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Foto: © RWB Norman Lemke, RWB: „Mit Zinsprodukten erzielt man auch in den kommenden Jahren keine realen Erträge.“ Höhere Qualität Sind die Produkte nach der Regulierung besser? Im Großen und Ganzen wurde die Produktqualität durch die Gesetze besser. Quelle: FONDS professionell Umfrage unent- schieden 9 % nein 14 % teilweise ja 33 % ja 44 % Geduldete Mitbewerber Wie sehen Sie die Crowdinvesting-Branche? Nur noch ein Viertel der „Old Economy“ sieht die neuen Wettbewerber kritisch. Quelle: FONDS professionell Umfrage neutral 54 % kritisch 27 % positiv 19 % Ruf nach Regeln Soll Crowdinvesting strenger reguliert werden? Der Ruf nach schärferen Auflagen für die Schwarm- finanzierung wurde leiser. Quelle: FONDS professionell Umfrage unent- schieden 28 % nein 17 % ja 55 % Hilfreiche Gesetze Wirkte die Regulierung positiv auf die Branche? Die Zufriedenheit mit der Entwicklung der Branche nahm 2018 zu. Quelle: FONDS professionell Umfrage un- entschieden 20 % nein 11,0 % ja 69 % 186 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 sachwerte I service-award
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