FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019
generationen, und die Zinszusatzreserve (ZZR) zu finanzieren“, erklärt Lars Heer- mann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur. Die Ergebnisse sollen Vermittlern Anhaltspunkte bei der Anbieterauswahl liefern. Ein Ergebnis des EKG-Checks: Die um- satzstarken Anbieter schneiden auch in dieser Auswertung sehr unterschiedlich ab. Während Marktführer Allianz für das Jahr 2017 mit einer EKG-Quote von 547 Prozent der Rech- nungszinsanforderungen ebenso überzeugt wie die Nürnberger und die R+V, bleiben viele Gesellschaften unter dem Marktschnitt von 371 Prozent (siehe Grafik diese Seite). Deutlich unter 300 Prozent bleiben von den bekannten Marken beispielsweise HDI, Gothaer, Generali und Signal Iduna. Positiv heben sich der Maklerversicherer Interrisk und der Direktversicherer Europa ab. Der Durchschnittswert von 371 Prozent (2016: 418 Prozent) drückt aus, dass das ver- fügbare Ertragspotenzial der Branche theo- retisch ausreicht, um die 2017 bestehenden Rechnungszinsanforderungen 3,7 Mal zu finanzieren, sofern neben den Erträgen auch die Hälfte der Bewertungsre- serven und die komplette freie Rück- stellung für Beitragsrückerstattungen (RfB) aufgelöst würden. „Dieses Ex- tremszenario eignet sich als ‚Standhaf- tigkeits-Kennziffer‘, mit der wir die Ertragslage der Lebensversicherer untereinander vergleichbar ma- chen“, erklärt Heermann. Seit 2014 ist die EKG-Quote marktweit stets gesunken. Es bestehe aber kein Grund zur Panik, betont der Analyst. „Durch die neue Berechnung der ZZR würde die EKG-Quote 2018 – bei unveränderten Zinsverhältnissen – auf rund 450 Prozent steigen.“ Unterschiedlich transparent Anders als diese Trendaussagen zur generellen Ertragskraft, die für Makler bei der Auswahl der Anbieter eine Rolle spielen können, werden in der Öffentlichkeit viel stärker Moment- aufnahmen wahrgenommen. Anbieter von klassischen Policen veröffentli- chen jedes Jahr ab November ihre Überschusssätze für das kommende Jahr. Genannt wird häufig die laufende Gesamtverzinsung aus Garantiezins (jedes Jahr garantiert) und Überschuss (immer nur für ein Jahr im Voraus garantiert). Um einen optisch höheren Ge- samtzins auszuweisen, werden auch eine Min- destbeteiligung an den Bewertungsreserven und der Schlussüberschuss eingerechnet. Bei- de Komponenten sind aber flüchtig und ste- hen dem Kunden nur zu, wenn er die verein- barte Laufzeit auch tatsächlich durchhält. Beispiel Nürnberger Lebensversicherung: Die Franken belassen die laufende Verzinsung in der konventionellen Lebensversicherung 2019 bei 2,5 Prozent des Deckungskapitals. Hinzu komme noch ein Schlussüberschuss- anteil von etwa 0,28 Prozent, sodass die gesamte Verzinsung bei 2,78 Prozent liege. „Dieser Wert versteht sich zuzüglich einer Beteiligung an den Bewertungsreserven“, hieß es. Transparent ist das nicht gerade. 2018 war die laufende Verzinsung klas- sischer privater Rentenversicherungen laut Assekurata um 0,14 Basispunkte auf den historischen Tiefstand von 2,47 Prozent ge- sunken. Zum Vergleich: In den Jahren 2000 und 2001 waren es im Schnitt noch mehr als sieben Prozent. 2012 wurde die Vier-Prozent- Marke und 2016 dann die Drei-Prozent-Mar- ke unterschritten. Abgesehen von 2007 und 2008 ging es bei der Kombination aus Garan- tiezins und Überschuss kontinuierlich bergab. Der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt. Einige Anbieter wie die Ideal, die vor allem Sterbegeldversicherungen anbie- tet, und die DEVK-Gesellschaften ha- ben die Werte für die laufen- de Gesamtverzinsung 2019 erhöht (siehe Tabelle nächste Seite). Andere Gesellschaften senkten ihre Sätze zwar nochmals leicht, da- runter die Debeka, die Ergo Direkt und die Deutsche Ärzteversicherung, doch die große Mehrheit der Anbieter hält die laufende Verzinsung stabil. Die Nürnberger Beamten bietet mit 1,75 Prozent am wenigsten. Insgesamt könnte sich 2019 marktweit eine leich- te Erhöhung auf durchschnittlich 2,45 Prozent des Deckungskapitals erge- ben, nach 2,41 Prozent im Vorjahr. Abschied von der Klassik Ende Januar stellte Assekurata auch die jährliche Marktstudie zu Über- schussbeteiligungen und Garantien bei Lebensversicherungen vor. Ergebnis: „Erstmals seit vielen Jahren gibt es 2019 auf breiter Basis stabile Dekla- rationen“, sagt Reiner Will, der Ge- schäftsführer des Ratinghauses. Über alle Tarifgenerationen beträgt der lau- fende Zins bei Klassik-Policen jegli- cher Spielart (klassische Lebensversi- cherung, Privatrente, Einmalbeitrags- Foto: © Assekurata EKG der anderen Art Ertragskraft-Garantie-Quote der Lebensversicherer 2017 1 Die Kennzahl zeigt, inwieweit die Ertragskraft des Versicherers ausreicht, um die Rechnungszinsanforderungen zu decken. 1 in Prozent der Rechnungszinsanforderungen (Auswahl) Quelle: Assekurata | Stand: Dez. 2018 0 % 200 % 400 % 600 % Signal Iduna Generali Volkswohl Bund Huk-Coburg Gothaer HDI Debeka Alte Leipziger Axa Stuttgarter Zurich Swiss Life Ergo Continentale Marktschnitt R+V AG Sparkassenvers. Sachsen Nürnberger Allianz Interrisk Europa 869 % 724 % 547 % 439 % 424 % 422 % 371 % 368 % 360 % 346 % 343 % 330 % 330 % 320 % 292 % 282 % 279 % 256 % 250 % 249 % 247 % Ertragskraft- Garantie- Quote der Lebensver- sicherer 2017 Lars Heermann, Assekurata: „Die EKG-Quote macht die Ertragslage der Lebensversicherer vergleichbar.“ 206 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 fonds & versicherung I lebenspolicen
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=