FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019
rente, Riester, Basisrente) durchschnittlich 2,84 Prozent (2018: 2,85 Prozent). Für Neu- verträge bei klassischen Privatrenten mit 0,9 Prozent Garantiezins werden im Schnitt 2,46 Prozent laufender Zins deklariert. Allerdings bieten nur noch 30 der 54 untersuchten Gesellschaften Klassik-Policen an. 30 offerie- ren inzwischen Verträge der „Neuen Klassik“ mit zeitlich oder in der Höhe eingeschränkter Garantie. Neuverträge werden da laut Asse- kurata 2019 im Schnitt mit 2,40 Prozent lau- fendem Zins deklariert. Keine Beitragsrendite Diese Werte sind nicht als Beitragsrenditen zu interpretieren. Sie werden nur auf den Bei- tragsanteil angerechnet, der in die Kapitalan- lage geht. Weit über die Hälfte des Kunden- geldes fließen in den Risikoschutz (Todesfall) und die Vertragsverwaltung. Bei der in der Tabelle unten berücksichtigten Überschussbe- teiligung fließen nur die Zinsüberschüsse aus den gesamten Kapitalerträgen ein, an denen Kunden zu mindestens 90 Prozent beteiligt werden müssen. Außen vor bleiben bei der jährlichen Deklaration dagegen Kosten- und Risikoüberschüsse. Den Kunden gehören mindestens 90 Prozent der Risikoüberschüsse und 50 Prozent der sonstigen Überschüsse, insbesondere der Kostenüberschüsse. Erhöhter Druck auf die Kosten begleitet die Branche weiterhin. Insofern käme den Versi- cherern der von der Politik avisierte Provisionsdeckel gerade recht. Ob sich Berlin dazu durchringen wird, ist aber noch nicht klar (siehe auch den Artikel auf Seite 360). Der Evaluierungsbericht des Bundesfinanzministeriums zum Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) von 2014 enthalte keinen Missstand, der einen solchen schwer- wiegenden Eingriff in die gesetzlich garantierte Gewerbefreiheit und die Pri- vatautonomie der Unternehmen recht- fertigen würde, meint der Vermittlerver- band AfW. Er untermauert seine Posi- tion mit zwei Rechtsgutachten, die den Deckel als verfassungswidrig einstufen. Kommt es tatsächlich zum Provisions- Cap, erwartet fast jeder zweite Makler massive Umsatzeinbußen. Das hätte auch Folgen für das Beratungsangebot. Neue Produkte Trotz des drohenden Provisions- deckels und der Run-off-Debatten: Die freien Vermittler haben die Lust an der Leben-Sparte nicht verloren. Zählt man bio- metrische Lebensversicherungen hinzu, ist die private Altersvorsorge für die Makler nach wie vor die wichtigste Sparte. Mit 26,1 Pro- zent des Geschäftsvolumens liegt sie immer noch knapp vor dem privaten Schaden- und Unfallgeschäft mit 24 Prozent, wie die Um- frage „Private Vorsorge 2018“ der BBG Be- triebsberatung unter etwa 380 Maklern ergab. Der Erhebung zufolge vermitteln inzwischen fast 50 Prozent der Befragten am häufigsten fondsgebundene Produkte mit Garantien, gefolgt von Fondspolicen ohne Garantien (44 Prozent) und Indexpolicen (39 Prozent). Nur 19 Prozent der Makler favorisieren demnach klassische Lebensversicherungen und Verträge der „Neuen Klassik“. Dabei fließt das meiste Geschäft mit großem Ab- stand an die Allianz. Bei Klassik-Policen fol- gen Volkswohl Bund und Alte Leipziger, bei Indexpolicen Volkswohl Bund und Stuttgarter, bei Fondspolicen Alte Leipziger und Volks- wohl Bund. Den meisten Einfluss auf die Ge- samtzufriedenheit der Makler hat laut Umfra- ge die Produktqualität. Dazu zählen etwa die Verständlichkeit des Bedingungswerks, die Beständigkeit des Tarifwerks, die Verbindlich- keit von Garantiezusagen und die Chance zur Anpassung an spezifische Lebensphasen. Komplexe Beratung Die Anbieter arbeiten inzwischen marktweit an neuen Produkten, die das Alleinstellungs- merkmal der Lebensversicherung – die Absi- cherung einer lebenslangen Rentenzahlung – mit höheren Ertragschancen kombinieren sol- len. Je ferner die Rente, desto leichter fällt es, das Anlagerisiko zu bändigen und den Kun- den von alternativen Konzepten zu überzeu- gen. Bei der „Neuen Klassik“ nutzen die An- bieter weiter die Vorteile der versicherungs- eigenen, streng kontrollierten Kapitalanlage (Sicherungsvermögen), während bei Fonds- policen Garantien aufgegeben und Risiken an Kunden und Investment- gesellschaften ausgelagert werden. „Bei reinen Fondspolicen gibt es kei- ne Garantie auf eine Mindestauszah- lung, aber die Chance auf hohe Ren- diten, wenn alles gut läuft“, meint Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg. „Läuft es schlecht, drohen jedoch Ver- luste“, gibt er zu bedenken. Bei „Neuer Klassik“ und Indexpolicen seien hohe Verluste dagegen ausgeschlossen. Auf der anderen Seite dürfen Anleger nach Inflation keine hohe Rendite erwarten. Für die Berater ist das Geschäft da- mit deutlich komplexer geworden. Sie müssen herausfinden, welches Risiko ihr Kunde tatsächlich zu tragen bereit ist – und welches Produkt von welchem Anbieter das richtige wäre. Als klassi- sche Lebenspolicen noch attraktive Zin- sen abwarfen, fiel die Beratung natur- gemäß leichter. Doch diese Zeiten sind bekanntlich vorbei. DETLEF POHL | FP Foto: © Allianz Markus Faulhaber, Allianz Leben: „Wachstum ist das beste Kostenmanagement.“ Die renditestärksten Klassikanbieter 2019 Laufende Gesamtverzinsung 1 Lebensversicherer 2019 2018 2017 Ideal 3,30 3,00 3,00 Axa 2,90 2,90 2,90 Allianz 2,80 2,80 2,80 Targo 2,80 2,80 2,80 Continentale 2,80 2,80 2,70 Europa 2,80 2,80 3,00 Die Bayerische 2,75 2,75 3,05 R+V a.G. 2,75 2,75 2,90 DEVK a.G. 2,70 2,40 2,40 Interrisk 2,65 2,65 2,80 R+V AG 2,60 2,60 2,70 Mylife 2,60 2,60 2,55 Sparkassen-Versicherung 2,55 2,55 2,65 Alte Leipziger 2,50 2,50 2,65 Nürnberger 2,50 2,50 2,75 Ergo Direkt 2,50 2,75 2,75 DEVK Allgemeine 2,50 2,30 2,30 Concordia Oeco 2,50 2,50 2,50 Inter 2,50 2,50 2,50 Marktschnitt 2,45 2 2,41 2,51 Nur bei einem Anbieter steht eine Drei vor dem Komma. 1 aus Garantiezins und Überschuss 2019 (ohne Bewertungsreserven und Schlussüberschuss) 2 Schätzung nach Auswertung von über 80 Gesellschaften mit rund 90 Prozent Marktanteil Quelle: eigene Recherchen, Unternehmensangaben | Stand: 20.1.2019 208 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 fonds & versicherung I lebenspolicen
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=