FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Immer mehr Banken entdecken die „kirchliche Kundschaft“. So bietet bei- spielsweise die Stadtsparkasse Düssel- dorf einen Fonds extra für Kirchen- gemeinden aus dem Kölner Bistum an. Fürchten Sie die neue Konkurrenz? Diese Konkurrenz gibt es bereits sehr lange. Fast alle Banken schätzen und umwerben die Kirche als Kunden, das ist kein neuer Trend. Wir haben den Vorteil, dass unsere Mitarbeiter und Berater aus dem kirchlichen Umfeld kommen, vielfach ehrenamtlich tätig sind und die Kirche und unsere Kunden daher von in- nen verstehen. Wir als Bank wiederum sehen uns auch als Teil der Gemeinschaft und wol- len unseren Mitgliedern und Kunden in finan- ziellen Fragen den Rücken freihalten. Es be- steht also eine tiefe Beziehung. Konkurrenz nehmen wir immer ernst, haben aber keine Angst vor ihr. Wir erleben immer mehr Men- schen, die fühlen, dass das Wertegerüst auch innerhalb der Bankphilosophie wichtiger wird. Arbeitet die Pax-Bank im Wertpapier- bereich anders als beispielsweise die Großbanken? Welche Vertriebsziele ge- ben Sie Ihren Betreuern in der Zentrale oder in Ihren sieben Filialen? Sie werden bei der Pax-Bank keine Vertriebs- ziele finden, die auf Produkte abzielen. Das war noch nie Philosophie unserer Bank. Die Produkte sollen zum Kunden passen, und der Berater hat dafür auch die notwendigen Freiräume. An dieser Stelle unterscheiden wir uns sehr klar von den Philosophien anderer Institute. Aber mit irgendeiner Art von Zielen wird auch Ihre Bank arbeiten? Wir arbeiten intensiv mit Aktivitätszielen. Der regelmäßige Kontakt zum Kunden ist wichtig, und wir fordern Betreuungsgespräche ein. Wobei wir gerade im Privatkundensegment auch akzeptieren, wenn der Kunde sagt, dass er nicht angesprochen werden möchte. Wir arbeiten zudem mit Ertragskennzahlen und Ertragszielen, wobei der Berater dies nicht auf Ebene des einzelnen Kunden spürt. Am ein- zelnen Kunden lassen wir dem Berater be- wusst den Freiraum. Das klingt nach heiler Welt, aber es geht wirklich. Dadurch entste- hen langfristige Kundenbeziehungen. Wenn man vertraulich mit Ihren Bera- tern spricht, würden diese nicht über zu hohen Vertriebsdruck klagen? Nein, das werden Sie nicht erleben. Sie wer- den eine hohe Auslastung und auch Stress- potenzial erleben, weil wir versuchen, eng an unseren Kunden und Dienstleister für sie zu sein. Aber einen Vertriebsdruck im Sinne von „Wir müssen noch den Pax-Bank-Fonds ver- kaufen!“ gibt es bei uns nicht. Zu Ihrer Kundschaft gehören viele Kir- chengemeinden. Jetzt planen Sie, diesen Gemeinden einen digitalen Klingelbeutel anzubieten. Was verstehen Sie darunter? Wir möchten die bargeldlose Spende voran- treiben. So bieten wir mit der Crowdfunding- plattform „Wo2oder3.de“ für spendensuchen- de Organisationen einen Einstieg in die digi- talen Medien an. Und der digitale Opferstock kann von großen Kirchen, beispielsweise in Trier oder Berlin, genutzt werden, um von in- ternationalen Besuchern, die meist mit Kre- ditkarte bezahlen, Spenden einzusammeln. Für Besucher der Gottesdienste, die oftmals nicht das passende Geldstück oder den pas- senden Schein für die Kollekte parat haben, gibt es jetzt einen digitalen Klingelbeutel. Der hybride Klingelbeutel besitzt einen traditio- nellen Teil, indem man die Scheine oder Münzen werfen kann, daneben gibt es die NFC-Schnittstellen-Tastatur mit sechs vorein- gestellten Spendenbeträgen, auf die man tip- pen kann. Dann zieht der Gottesdienstbesu- cher einfach seine Bankkarte darüber und die Spende wird daraufhin vom Konto abgebucht. Wie kommt die digitale Variante des Spendensammelns, die bald starten soll, innerhalb der Kirche an? Es gibt eine sehr kritische Diskussion in der Kirche. Wir wissen, dass nicht alle Kirchen- gemeinden den digitalen Klingelbeutel nutzen wollen. Es gibt eine Reihe von Gemeinden, die ihn nachfragen, dies sind vor allem jünge- re, städtische Gemeinden. Dazu gehört dann auch ein Priester, der mitmacht. Die techni- sche Voraussetzung ist, dass WLAN im Kir- chengebäude vorhanden ist. Es gibt aber auch genug Leute, die sagen, warum soll die Tech- nik jetzt auch noch in den Gottesdienst ein- ziehen? Für diese Ansicht habe ich Verständ- nis. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass einzelne Gemeinden den digitalen Klingel- beutel am Ende des Gottesdienstes beim Her- ausgehen einsetzen werden. Das muss jede Kirchengemeinde für sich entscheiden. Wir glauben, dass die neue Technik Schritt für Schritt ihren Weg gehen und eines Tages Nor- malität, aber nicht kurzfristig zum Standard werden wird. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER | FP » Wir möchten jedem Kunden eine Vermögensverwaltung anbieten können. « Klaus Schraudner, Pax-Bank Foto: © Cornelis Gollhardt Klaus Schraudner: „Einen Vertriebsdruck im Sinne von ‚Wir müssen noch den Pax-Bank-Fonds verkaufen!‘ gibt es bei uns nicht.“ bank & fonds I klaus schraudner | pax-bank 342 www.fondsprofessionell.de | 1/2019

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