FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

auf Sicht gefahren und hätten nicht berück- sichtigt, dass es zu einem Regimewechsel an den Märkten kam. Sie erlitten ein Minus im zweistelligen Prozentbereich. „Das entspricht nicht dem, was wir und viele Kunden von einem vermögensverwaltenden Fonds erwar- ten.“ So mancher Manager habe nach der tur- bulenten Entwicklung über das Jahr augen- scheinlich die Hoffnung gehegt, dass es eine Jahresendrallye schon richten werde. Wirt- schaftsdaten seien positiver wahrgenommen worden, als sie tatsächlich waren. Doch der Schlussspurt fiel aus. „Auch wenn es im Dezember schon sehr lange nicht mehr so einen Ausverkauf gab, darf man gerade als defensiver Manager diese Möglichkeit nicht einfach ausschließen“, mahnt Hajek. Der schlechte Jahresverlauf erhöht den Druck, die Verluste wieder aufzuholen. „Auch wir haben eins auf die Nase bekom- men“, räumt Peter Dreide offen ein. Der Manager des TBF Global Income sieht aber gute Chancen, durch die Erholung seit dem Jahres- wechsel einen guten Teil der Rückschläge wieder wettzu- machen. „Solche Möglichkei- ten muss man taktisch nutzen und flexibel auf die Marktlage reagieren“, erläutert der Grün- der der Boutique aus dem Städtchen Singen in der Nähe des Bodensees. Zugleich si- chere er sein Portfolio ab und kaufe solide Staatsanleihen. „Cash is King – im Moment“, ergänzt Dreide, aus dessen Haus auch der Bestseller 4Q Special Income stammt. Die Gesellschaft benannte ihre Produktpalette jüngst von „4Q“ nach dem Fir- mennamen in „TBF“ um. Defensive im Dilemma Zudem sollten Investoren und Berater nicht voreilig auf Trendumschwünge an den Börsen wetten. „Lieber verpasse ich zehn Prozent der Rallye, als ins offene Messer zu laufen“, so Dreide. Der Multi-Asset-Manager empfiehlt, die Augen offen zu halten und nach dem aus- geprägten Pessimismus des vergangenen Jah- res nicht in blinde Euphorie zu verfallen. Nach wie vor bestünden viele Risiken. „Viel- leicht stehen wir vor dem Ende der unendli- chen Ära von Globalisierung und Wachstum“, warnt Dreide. „Es braucht vielleicht noch nicht einmal eine Rezession, um einen wei- teren Rückschlag an den Aktienmärkten zu erwecken“, ergänzt Jakob Tanzmeister von J.P. Morgan Asset Management. Wie Dreide hegt auch der Multi-Asset-Experte des US- Hauses gedämpfte Erwartungen für das Jahr. „Wir sind in einer Spätphase der Konjunktur. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es zu Rückschlägen bei den Assetpreisen kommt“, so Tanzmeister. Einige Notenbanken scheinen sich wiede- rum vom Kurs der strikteren Geldpolitik ab- zuwenden. „Daher könnten die Fonds profi- tieren, die im vergangenen Jahr schwach ab- schnitten – sofern sie ihre Position beibehalten haben“, erläutert RP-Analyst Hajek. Weiterhin niedrige Zinsen verschärfen aber das Dilem- ma der vermögensverwaltenden Fonds. Ins- besondere dem defensiven Feld gehen damit die Renditequellen aus. Zudem müssen sie die 2018 erlittenen Verluste wieder ausgleichen. „Die Ertragskraft defensiver vermögensver- waltender Fonds ist begrenzt. Daher kann es mehrere Jahre dauern, ein zweistelliges Minus wieder aufzuholen“, hält Hajek fest. Dauert die Niedrigzinsphase an, würde dies die Manager noch weiter ins Risiko treiben. Sie bestücken ihre Portfolios, wie eingangs erwähnt, verstärkt mit Aktien oder riskanteren Anleihen. Solche Taktiken entlarvte der Kurs- verfall schon 2018. „Her- kömmliche Rentenfonds, die im vergangenen Jahr keine positive Performance erziel- ten, haben einen hohen Be- stand an Unternehmensan- leihen und sind daher je nach Bonität hoch korreliert zu Ak- tien“, erläutert Tarek Saffaf von Greiff Capital. Einen Ausweg sollen alter- native Ansätze eröffnen. Ein Beispiel sind Portfolios, die über den Einsatz von Deri- vaten auch in schwierigen Börsenlagen eine beständige Rendite erwirtschaften. Eine Strategie schien 2018 nahezu- Foto: © TBF, Greiff Capital Tarek Saffaf, Greiff Capital: „So manchen Volatilitätsfonds hat es im Dezember zerrissen.“ Peter Dreide, TBF Global Asset Management: „Auch wir haben eins auf die Nase bekommen.“ » Lieber verpasse ich zehn Prozent der Rallye, als ins offene Messer zu laufen. « Peter Dreide, TBF Global Asset Management Kapitalerhalt verpasst Performance und maximaler Verlust vermögensverwaltender Fonds im Jahr 2018 Die Entwicklung der vier Mischfondskategorien war im Schnitt negativ – zum Teil deutlich. Der Maximum Drawdown war entsprechend hoch. Quelle: MMD Analyse & Advisory -25 % -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % Rex Performance Index MSCI World Dax MMD- Index Flexibel MMD- Index Offensiv MMD-Index Aus- gewogen MMD- Index Defensiv Performance Zum Vergleich Maximaler Verlust Z -5,5 % -4,7 % -8,7 % -7,2 % -12,2 % -10,1 % -9,4 % -18,3 % -26,7 % -1,5 % +1,5 % -3,6 % -18,1 % -7,9 % 96 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds

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