FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

das ist schon eine signifikante Größe. Früher hatten wir fast ausschließlich französische Immobilien im Portfolio. Vor fünf Jahren fiel dann der Entschluss, unser Geschäft zu diver- sifizieren, vor allem um unseren französischen Kunden auch Immobilien aus anderen Län- dern anbieten zu können. Es gibt in Europa nur drei wirklich relevante Immobilienmärkte: Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Wenn Sie ein wirklich europäischer Asset Manager sein wollen, kommen Sie an Deutschland also nicht vorbei. Cushman & Wakefield Investors war insbesondere in Deutschland und Großbritannien aktiv, darum hat diese Übernahme unser Geschäft gut ergänzt. Investiert haben wir vor allem hier in Frankfurt, wo mittlerweile zwölf Immobilien- experten sitzen. Das Team in London ist klei- ner – auch deshalb, weil der britische Markt schon schwierig war, bevor der Brexit ein Thema wurde. Wie sich das dortige Immo- biliengeschäft weiterentwickelt, muss sich noch zeigen. Klar ist aber, dass London auch nach dem Brexit einer der relevanten Märkte bleiben wird. Wird das Frankfurter Immobilienteam hier in das alte Veritas-Büro ziehen? Eines Tages werden wir unsere beiden Frank- furter Standorte sicherlich zusammenlegen, aktuell hat das aber keine Priorität. Wir möch- ten uns zunächst darauf konzentrieren, das eigentliche Business voranzubringen. Im Tagesgeschäft gibt es zwischen den Wertpa- pier- und Immobilienexperten ohnehin keine großen Berührungspunkte. Die La-Française- Vertriebskollegen, die früher bei unserer Real- Estate-Einheit saßen, sind schon hierhin um- gezogen. Was bedeutet die Übernahme denn für das Vertriebsteam? Uwe Bachert verant- wortet seit 2014 das Wholesale-Geschäft von Veritas Investment, Kay Scherf kam im September 2017 als Leiter der deut- schen Niederlassung von La Française Asset Management International an Bord. Nun wurden beide Einheiten zusammengelegt. Wer hat das Sagen? Die neue Geschäftsführerin Aurélie Fouilleron Masson verantwortet nun den Vertriebs-, Mar- keting- und Kommunikationsbereich. Das Vertriebsteam wird von Kay Scherf geleitet, der an sie berichtet. Mit insgesamt drei Kol- legen im Wholesale-Bereich ist das Team sicherlich nicht überbesetzt, um den gesamten deutschen Fondsselektorenmarkt abzudecken. Sollte sich einer der Kollegen mit der neuen Konstellation nicht wohlfühlen, liegt es an ihm, eine Entscheidung zu treffen. Wir hoffen jedenfalls, dass alle an Bord bleiben. Mit Blick auf potenzielle Vertriebskanäle gibt es eine interessante Konstellation: Die Targobank gehört wie Ihr Haus auch zur Crédit-Mutuel-Gruppe. Ergibt sich hier die Möglichkeit einer Kooperation? Das hoffen wir (lacht) ! Doch ganz so einfach ist das nicht. Wir gehören der Crédit Mutuel Nord Europe, die Targobank der Crédit Mutuel. Deshalb sind wir keine Geschwister, sondern eher Cousins. Außerdem hat sich die Targobank der offenen Architektur verschrie- ben und strebt im Investmentgeschäft meines Wissens keine strategischen Partnerschaften an. Aktuell kooperieren wir nicht mit der Targobank. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir einige attraktive Produkte zu bieten haben. Wenn es uns gelingt, andere Marktteil- nehmer von der Qualität unserer Fonds zu überzeugen, sollten wir auch bei unserem Cousin punkten können. Sie haben vorhin erwähnt, dass sich La Française auf der Aktienseite dem Impact Investing verschrieben hat. Was verbirgt sich dahinter? Wir haben in London ein Team mit sieben Kollegen, die alle nichtfinanziellen Aspekte der Unternehmen analysieren. Deren Expertise fließt beispielsweise in unseren Zero-Carbon- Fonds ein, also ein Portfolio mit Unternehmen, die unterm Strich kein Kohlendioxid emittie- ren. Aktuell arbeiten wir daran, dieses Know- how in den Investmentprozess unserer Frank- furter Fondsmanager zu integrieren. ESG-Kriterien spielen bei Investitions- entscheidungen für die Veritas-Fonds doch schon seit Jahren eine Rolle, oder? Ja, aber wir sind überzeugt davon, dass wir in diesem Punkt deutlich besser werden können, wenn wir unsere eigene, viel tiefer gehende Expertise nutzen. Wir sehen auch durchaus einen Unterschied zwischen ESG und Impact Investing: Wer ESG-Kriterien berücksichtigt, verfolgt meist einen Best-in-Class-Ansatz, wählt also aus jedem Sektor die vorbildlichen Unternehmen aus. Impact Investing ist mit strengeren Vorgaben verbunden, manche Sek- toren scheiden von vornherein aus. Ziel ist es, Unternehmen zu unterstützen, die einen posi- tiven Einfluss auf unsere Umwelt oder die Gesellschaft haben. Wir sind überzeugt davon, dass es eine Nachfrage nach entsprechenden Fonds gibt, und diesen Zugang möchten wir bieten. Falsch wäre es dagegen, allen Fonds einen grünen Anstrich zu geben. Es sind nicht alle Assets grün – das müssen wir akzeptieren. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH | FP » Allen Fonds einen grünen Anstrich zu geben wäre falsch. Es sind nicht alle Assets grün – das müssen wir akzeptieren. « Patrick Rivière, La Française Patrick Rivière: „Wir wollen die Multi-Asset-Expertise aus Hamburg weltweit zugänglich machen. So dient die Übernahme nicht nur dazu, Kunden in Deutschland zu akquirieren, sondern auch Mandate anderswo zu gewinnen.“ 285 www.fondsprofessionell.de | 2/2019

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