FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
beachtet. Auch dieses Produkt stieß schnell auf großes Interesse, berichtet Peter Gorynski, Leiter des Retail-Flächenvertriebs bei Franklin Templeton in Frankfurt. Ebenfalls im Mai tauchte ein in Deutsch- land ganz neuer Anbieter mit einem Renten- laufzeitfonds auf: Evli Fund Management (siehe auch Seite 328). Mit dem Nordic 2023 Target Maturity Fund setzt der finnische Asset Manager auf skandinavische Unternehmens- anleihen – und stellt Anlegern damit immer- hin drei Prozent Rendite per annum in Aus- sicht. Die Portfoliomanager Jani Kurppa und Juhamatti Pukka investieren unter anderem in Papiere ohne offizielles Rating. Diese Titel würden eine um 0,5 bis 1,5 Prozentpunkte hö- here jährliche Rendite abwerfen als europäi- sche Anleihen mit ähnlichem Risikoprofil, be- tont Evli. „Skandinavische Unternehmensan- leihen bieten ein attraktives Risiko-Ertrags- Profil innerhalb eines bemerkenswert stabilen politischen und wirtschaftlichen Umfeldes“, ist der Asset Manager überzeugt. „Anker der Stabilität“ Doch warum entdecken die Anbieter aus- gerechnet jetzt Rentenlaufzeitfonds für sich? „Im Gespräch mit unseren Kunden haben wir im vergangenen Jahr festgestellt, dass das In- teresse an Mischfonds gesunken, die Risiko- bereitschaft für Aktienfonds aber nicht gestie- gen ist“, sagt Franklin-Templeton-Vertriebs- profi Gorynski. „Das heißt, dass Berater und Kunden vor allem konservative Anlagen mit überschaubaren Schwankungen suchen, die zudem leicht erklärbar beziehungsweise aus Kundensicht leicht verständlich sind.“ Mit den Rentenlaufzeitfonds habe Franklin Templeton diesem Wunsch entsprechen können. Ein solcher Fonds eignet sich Gorynski zu- folge „für die nächsten fünf Jahre als Kerninvestment und Anker der Stabilität“. Wegen der festen Laufzeit habe der Kunde nur ein geringes Zinsänderungsrisiko, da das Management nicht auf Kurs- steigerungen aus sei, sondern auf die Kupons und die Rückzahlung zu 100 Prozent am Ende der Laufzeit. „Ebenso haben wir das Währungsrisiko für den Kunden eliminiert, da wir nur Euro-An- leihen im Portfolio haben“, sagt Gorynski. „Und weil Anleihen ein gewisses Investitionsvolumen voraussetzen, haben wir auch das Klumpenrisiko für den Kunden reduziert, indem wir ihm die Möglichkeit bie- ten, mehr als 70 Emittenten für einen Anlage- betrag ab 1.000 Euro zu kaufen.“ Alternative zum Tagesgeld? Auch Amundi hat im Frühjahr begonnen, eine Serie neuer Rentenfonds mit fester Lauf- zeit aufzulegen. Zwei Produkte wurden bereits platziert, zwei weitere sollen in diesem Herbst geöffnet werden. „Unsere Fonds haben eine Laufzeit von fünf bis sechs Jahren und bieten einen Zielkupon von 2,5 bis drei Prozent“, sagt Andreas Steinert, Leiter des Drittvertriebs und Mitglied der Geschäftsführung von Amundi Deutschland. „Im aktuellen Niedrig- zinsumfeld ist das eine attraktive Alternative zum Giro- oder Tagesgeldkonto.“ Steinert ver- weist auf die Expertise seines Hauses in die- sem Segment: „Das Volumen unserer Lauf- zeitfonds liegt kumuliert bei über 200 Milliar- den Euro. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren etwa 130 solcher Fonds und Mandate betreut und hatten noch keinen einzigen Aus- fall in den Portfolios zu beklagen.“ Er möchte die Laufzeitfonds vor allem über Filialbanken vermarkten, „dort, wo die großen Bargeldbestände liegen“. Klar ist allerdings, dass das Plus an Rendite nicht ohne Risiko zu haben ist. „Die Historie unserer Fonds zeigt, dass wir diese Produkte sehr konservativ ma- nagen. Zudem ist ein Risikopuffer eingebaut“, betont Steinert. Die Portfolios würden ständig überwacht und wo nötig angepasst. „Für Anleger, die die Fonds bis zur Endfälligkeit halten, ist das Risiko eines Kapitalverlustes sicherlich gering – jedoch vorhanden.“ Risiko sinkt mit der Zeit Zu den etablierten Anbietern solcher Fonds zählt auch Oddo BHF Asset Management. „Bisher haben wir bereits zehn dieser Fonds aufgelegt“, sagt Olivier Becker, Leiter Wan- delanleihen und Laufzeitfonds. Zuletzt wurde die Reihe im Januar 2018 durch den Oddo BHF Haut Rendement 2025 erweitert. Noch in diesem Jahr soll ein weiteres Produkt fol- gen. Becker verweist auf die hohe Nachfrage nach Hochzinsanleihen. In diesem Segment könnten Laufzeitfonds ihre Stärken ausspie- len: „Sie bieten eine bessere Planbarkeit im Vergleich zu traditionellen Fondsanlagen“, sagt er. Ein weiterer Vorteil sei, dass das Kreditrisiko im Lauf der Zeit sinke, anders als bei klassi- schen High-Yield-Fonds. Die Deka hat seit 2009 eben- falls eine eigene Serie entspre- chender Fonds, Deka-Rentspezial genannt. Erhältlich sind sie für vier Segmente: Unternehmens-, Hochzins- und Schwellenländer- anleihen sowie einen Mix dieser drei Anleihenklassen. Ende Juni lag das Volumen der ausstehen- den Produkte bei 1,4 Milliarden Euro. Anfang September lancier- te das Wertpapierhaus der Spar- kassen drei neue Fonds. Foto: © Oddo BHF Asset Management » Aus dem Vertrieb werden regelmäßig Wünsche nach neuen Rentenlaufzeit- fonds geäußert. « Andreas Riesinger, Union Investment Viel raus, wenig rein Nettomittelaufkommen der Laufzeitfonds in Deutschland in Mrd. Euro Viele Garantiefonds wurden in den vergangenen Jahren aufgelöst, ohne dass neue nach- folgten. Das erklärt einen Großteil der Abflüsse aus Laufzeitfonds. *1. Halbjahr | Quelle: BVI -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 2019* ’18 2017 ’16 2015 ’14 2013 ’12 2011 ’10 2009 ’08 2007 0 % 5 % 1 insgesamt um Liquidationserlöse bereinigt 2 5,9 % 0,1 % 2,0 % -0,2 % -0,2 % 0,3 % -1,0 % -2,7 % 0,4 % -0,7 % -11,1 % -0,6 % -0,3 % Olivier Becker, Oddo BHF Asset Management: „Bisher haben wir bereits zehn Rentenlaufzeitfonds aufgelegt.“ 114 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I laufzeitfonds
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