FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Andere Anbieter halten sich mit Neuaufla- gen dagegen zurück. Union Investment etwa, früher ein großer Anbieter in diesem Segment, plant aktuell keine neuen Produkte. „Aus dem Vertrieb werden regelmäßig Wünsche nach neuen Rentenlaufzeitfonds geäußert“, sagt Andreas Riesinger, Gruppenleiter im Produkt- management. „Allerdings fokussiert sich die Nachfrage auf vergleichsweise konservative Produkte. Bei diesen stellt es aufgrund der aktuellen Zinssituation eine große Herausfor- derung dar, für die Anleger attraktive Rendite- chancen zu erreichen.“ Bei höheren Zinsen werde Union Investment neue Produkte aber „intensiv prüfen“, so Riesinger. Ähnlich äu- ßern sich Allianz Global Investors, Fidelity International und die DWS (siehe Kasten unten). Tobias Krause, Produktspezialist bei Fidelity Deutschland, bringt es auf den Punkt: „Oft klafft doch eine erhebliche Lücke zwi- schen dem, was ein Kunde an Rendite erwar- tet und was realistisch zu erwirtschaften ist.“ Sparen mit Ziel Im Segment der Lebenszyklusfonds war von neuen Anbietern oder echten Innova- tionen zuletzt nichts zu hören, doch die Produktkategorie hält sich wacker. Allianz GI beispielsweise bietet bereits seit 2006 die „Finanzplan“-Reihe an. „Damit sind Anleger zu Beginn in chancenreichere Anlageklassen wie Aktien investiert und partizipieren so über einen längeren Zeitraum an höheren Rendite- chancen“, sagt Thorsten Glemit, Spezialist für diese Produkte bei Allianz GI. „Gegen Ende der definierten Laufzeit wird das Kapital auto- matisch in defensivere Anlageklassen umge- schichtet, um Gewinne systematisch abzusi- chern.“ Die Zuflüsse, etwa aus fondsgebun- denen Versicherungen der Allianz, bewegten sich „auf stetigem Niveau“. Die Serie kommt aber nicht exklusiv in Fondspolicen zum Ein- satz, sondern wird breit vertrieben. Ähnlich ist es bei Fidelity. Die Lebens- zyklusfonds der „Target“-Reihe würden über die gleichen Kanäle vermarktet wie klassische Fonds, sagt Produktspezialist Krause. Sie rich- ten sich an Kunden, die auf ein bestimmtes Ziel hin sparen. „Das kann die Altersvorsorge, also die Rente, sein, aber auch die Volljährig- keit eines Kindes oder eine größere Anschaf- fung.“ Bei der Deka heißt die entsprechende Serie „Zielfonds“. Der Wettbewerber aus dem genossenschaftlichen Lager hat die „Unipro- fianlage“ im Angebot, für die Union Invest- ment Luxembourg die Rückzahlung eines vorab festgelegten Betrags garantiert. Eine formale Garantie spricht auch die fran- zösische Großbank BNP Paribas für die „Easy Future“-Fonds ihrer Asset-Management-Toch- ter aus. Die sieben Laufzeitfonds bilden Fäl- ligkeiten von 2021 bis 2043 ab. „Der Kapital- schutz ist dynamisch und orientiert sich an der Restlaufzeit und dem Zinsniveau“, erläutert Tanja Gudjons, Leiterin des Publikumsfonds- vertriebs bei BNP Paribas Asset Management in Deutschland. Die „Easy Future“-Fonds sind die Nachfolger der „Target Click“-Serie, die bis 2014 angeboten und mittlerweile an die Anteilseigner ausbezahlt wurde. Mehrwert gesucht Zu den wenigen großen Häusern, die keine Lebenszyklusfonds anbieten, gehört die DWS. „Die Idee von Lebenszyklusfonds ist prinzi- piell charmant: Sie erlaubt es dem Fondsma- nager, das Geld auf ein konkretes Ziel seiner Anleger hin zu managen“, sagt Produktchef Ferdinand Haas. Die Analyse solcher Fonds zeige aber häufig eher ernüchternde Ergebnis- se: „Die Rendite kam in der Vergangenheit meist zustande, weil die Produkte von der Rally am Rentenmarkt profitiert haben.“ Soll heißen: Die Fonds schwammen eher mit dem Markt nach oben, als dass sie durch außerge- wöhnliche Leistungen glänzen konnten. Typisch bei diesen Konzepten sei, dass die einzelnen Fonds meist kein besonders großes Volumen aufwiesen, sagt Haas. Dies führe dazu, dass ein Manager zahlreiche Fonds mit unterschiedlichen Enddaten verantworte, was ein komplexes Unterfangen sei. „Ein aktives, individuelles Management mit taktischer Asset Allocation ist bei solchen Fonds deshalb schwierig darzustellen“, sagt er. Als Alter- native biete sich ein mechanistischer, regel- gebundener Ansatz an. „In diesem Fall stellt sich aber die Frage, welchen Mehrwert der Asset Manager hier wirklich liefern kann“, sagt Haas. Die DWS habe sich daher dazu entschieden, solche Fonds zumindest derzeit nicht anzubieten. „Wir konzentrieren uns im Multi-Asset-Bereich auf Produkte, die mit einem konstanten, klar definierten Risiko- budget ausgestattet sind“, sagt Haas. „Dort trauen wir uns zu, einen echten Mehrwert bieten zu können.“ BERND MIKOSCH | FP Foto: © DWS » Oft klafft eine erhebliche Lücke zwischen dem, was ein Kunde an Rendite erwartet und was realistisch zu erwirtschaften ist. « Tobias Krause, Fidelity International Die Anfänge der Rentenlaufzeitfonds Zu den ersten Anbietern von Rentenfonds mit begrenzter Laufzeit zählt die DWS. „Das Konzept wurde in der Finanzmarktkrise quasi aus der Not heraus geboren, kam dann aber so gut an, dass wir zahlreiche solcher Fonds aufgelegt haben“, erinnert sich Ferdinand Haas, Produkt- chef für die Regionen EMEA und Asien-Pazifik. Früher: Vor gut zehn Jahren, als das Bankensystem zu kollabieren drohte, verwaltete die DWS große Geldmarkt- fonds, für die sie Garantien abgegeben hatte. In den Port- folios lagen auch variabel verzinste Anleihen, sogenannte Floater, deren Kurs in der Finanzkrise unter Druck geraten war. Um drohende Garantiezahlungen zu vermeiden, wur- den die werthaltigen, im Kurs aber gesunkenen Floater in separate Portfolios ausgelagert. „Wir konzipierten damit Fonds mit festem Laufzeitende, die wir mit einem attraktiven Garantiekupon und der Chance auf zusätzliche Gewinne ausstatten konnten“, berichtet Haas. „Diese Fonds wurden über die Deutsche Bank vertrieben und erfreuten sich bei den Privatkunden großer Beliebtheit. Der Vertrieb wünschte sich weitere Produkte, sodass wir in Summe Dutzende solcher Fonds aufgelegt haben.“ Heute: Aktuell bietet die DWS allerdings keine Laufzeit- fonds an. „In riskanteren Segmenten des Rentenmarktes, zum Beispiel Unternehmens- oder Schwellenländeranlei- hen, bietet die Diversifikation eines Laufzeitfonds zwar immer noch einen Vorteil gegenüber der Direktanlage in eine einzelne Anleihe“, sagt Haas. „Allerdings lassen sich im aktuellen Niedrigzinsumfeld attraktive Angebote nur schwer strukturieren, insbesondere wenn man die anfal- lenden Kosten berücksichtigt.“ Ferdinand Haas, DWS: „Ein aktives, individuelles Manage- ment ist bei Lebenszyklusfonds kaum darzustellen.“ 116 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I laufzeitfonds
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