FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

„Ich glaube, das ging mit dem schwar- zen Montag los“, sagt Rathausky. An diesem Tag im Oktober 1987, als die Börse einbricht, sitzt der Elfjährige vor dem Fernseher und beobachtet, welcher Kurs wie weit absackt. An diesem Tag wird ihm auch klar, dass es einen Zu- sammenhang zwischen der Mercedes- Aktie und dem Wagen in der Garage seines Großvaters gibt. Erste Aktie mit zwölf Jahren Als er zwölf Jahre alt ist, muss Rathauskys Mutter ihren Sohn zur Bank begleiten, damit er ersparte 600 D-Mark in seine erste Aktie investieren kann. Auf dem Gymnasium im nahegelegenen Winnenden gewinnt er einige Jahre später zusammen mit einem Freund das Plan- spiel Börse der Kreissparkasse. Die Sonne hat den Kampf mit den Wolken gewonnen, es wird langsam heiß. Deshalb geht es nun zum Kronprinzengarten, wo alte Bäume viel Schatten spenden. Das ist gut so, denn wenn Uwe Rathausky über Value Inves- ting spricht, braucht der Zuhörer einen kühlen Kopf. „Für Henrik und mich bedeutet Value, dass wir in wunderbare Geschäftsmodelle und gutes Management investieren, und das zu einem attraktiven Preis“, erklärt er. Der „typische Buffett-Dreiklang“, wie Rathausky es nennt, ist aber nur ein Teil der Gané-Philosophie. Hinzu kommt die Kompo- nente Event. Darunter verstehen Rathausky und Muhle bestimmte Ereignisse, die eintreten müssen, damit aus einer Anlagemöglichkeit ein Investment wird. Drei Events kommen dafür in Frage: neue Faktoren, die Umsatz und Marge eines Unternehmens treiben, Ver- änderungen in der Kapital- oder aber in der Aktionärsstruktur. Bei Ereignissen dieser Art schauen die Fondsmanager sich die Titel des betreffenden Unternehmens noch genauer an als zuvor. Das gilt für Anleihen ebenso wie für Aktien. „Auf der Aktienseite investieren wir in Gewinnerunternehmen, auf der An- leihenseite in die Stabilität des Zahlungs- stroms“, erklärt Rathausky. Ohnehin sind die beiden Wertpapiergattungen für die Gané- Manager zwei Seiten derselben Medaille. „Aktien sehen wir als Eigenkapitalanlei- hen“, erläutert Rathausky. Um die Renditen mit denen klassischer Bonds vergleichbar zu machen, betrach- ten Rathausky und Muhle den Zahlungs- strom einer Aktie. „Dafür setzen wir den freien Cashflow eines Unternehmens ins Verhältnis zum Unternehmenswert und drehen die Kennzahl auf den Kopf“, so Rathausky. Damit bekommen er und Muhle eine Ausgangsrendite. Nun ma- chen sich die Fondsprofis Gedanken über die Zukunft dieses Kupons, die von zwei Faktoren abhängt. „Das ist zum einen die Ertragskraft des Geschäfts- modells, zum anderen die Fähigkeit des Managements zur Kapitalallokation“, erklärt er. Kommen Muhle und Rat- hausky zu einer positiven Einschätzung, dann investieren sie. „Die Vergleichbarkeit der Zahlungs- ströme ist für uns sehr wichtig“, sagt der Fondsmanager. „Nur so können wir abschät- zen, wo ein Unternehmen in fünf oder sieben Jahren stehen wird.“ Die Bewertung von Firmen sei deutlich schwieriger geworden. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung vollziehen sich Veränderungen viel schneller, die Halbwertszeit von Unternehmen sinkt. „Das betrifft jede Branche, überall gibt es Gewinner und Verlierer“, sagt Rathausky. Muhle und er versuchen, die Gewinner eng zu selektieren. Gerade 20 Aktien und zwölf Anleihen umfasst das Portfolio ihres Fonds aktuell. „Wenn wir ein Unternehmen nicht ge- nau verstehen, investieren wir nicht. Punkt!“ Einen Punkt setzt Rathausky auch erst ein- mal hinter die Erläuterungen der Gané-Philo- sophie. Seitlich des Sandweges zur Amalien- Ins Gespräch vertieft: Uwe Rathausky und seinem Kollegen Henrik Muhle ist die Wertschätzung ihrer Investoren sehr wichtig. Foto: © Andreas Gebert Auf dem Weg zum Palmengarten: Die Wege von Uwe Rathausky und Henrik Muhle kreuzten sich schon früh. Zwischendurch die Enten füttern? Solche Freizeitvergnügungen unternimmt Uwe Rathausky nur mit seiner Frau und den beiden Töchtern. Seit 2014 lebt die Familie in München, für sie die schönste Stadt Deutschlands. 132 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 porträt I uwe rathausky | gané

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