FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

W er spenden will, muss nicht unbedingt ein Überwei- sungsformular ausfüllen. Er kann im Supermarkt beispielsweise zu einem Müsliriegel namens „Share“ greifen. „Mit diesem Riegel spendest du eine Mahlzeit an einen Menschen in Not“ , steht darauf zu lesen – und ein QR-Code verrät, wo die Spende konkret ankommt. Ähnlich verhält es sich mit einigen Investmentfonds. Jüngst wurden einige Produkte aufge- legt, bei denen der Anbieter zumindest auf einen Teil sei- ner Erträge ver- zichtet. Das soll dem Gemeinwohl dienen, aber natürlich auch dem Marketing. Vor knapp einem Jahr lancierte die Bochumer GLS Bank etwa den BAUM Fair Future Fonds, der auf Aktien nachhaltig wirtschaften- de Unternehmen abseits der Standardwerte setzt. Der Clou: Die erfolgsabhängige Vergü- tung fließt an den gemeinnützigen Verein BAUM (Bundesdeutscher Arbeitskreis für um- weltbewusstes Management). Sie fällt an, wenn der Fonds in einem Geschäftsjahr ein Plus von mehr als sechs Prozent erwirtschaftet. Urwald gerettet Der neue Fonds ist nicht das erste GLS- Produkt mit einer solchen Komponente. So spendet das Institut auch einen Teil seiner Ein- nahmen aus dem GLS Bank Klimafonds. Im letzten Geschäftsjahr floss dieses Geld in Pro- jekttage für die Klimabildung von Schülern und den Schutz von 40 Hektar Urwald im Nordosten Perus, ist im „Investitionsbericht“ des Fonds zu lesen. „Derzeit wählen wir die Projekte aus, die im laufenden Geschäftsjahr gefördert werden“, sagt GLS-Fondsspezialist Stefan Fritz. Ähnlich läuft es beim GLS Mikrofinanzfonds: Dort unterstützt die Bank gemeinsam mit der Frankfurt School of Finance aus ihren Einnahmen Schulun- gen für Mitarbeiter der Mikrofinanz- institute, in die der Fonds investiert. Über das bloße Investment hinaus en- gagiert sich auch Candriam bei einem The- menfonds: Der seit Februar vermarktete Can- driam Equities L Oncology Impact setzt auf Unternehmen, die Produkte und Dienstleistun- gen zur Krebsdiagnose und -behandlung ent- wickeln. Zehn Prozent der Management- gebühr spendet der Anbieter an Krebsfor- schungsorganisationen. „Wir wollen uns direkt am Kampf gegen den Krebs betei- ligen“, sagt Candriam-Chefanlagestratege Vincent Hamelink. Ende dieses Jahres soll das erste Geld fließen. Bei einem weiteren Fonds, dem im Juni lancierten Candriam SRI Equity Climate Ac- tion, gehört die Spende zum Produktverspre- chen: Der Fonds soll komplett klimaneutral sein, darum wird ein Teil des Management- entgelts in Emissionsgutschriften investiert, um den Kohlendioxidausstoß der Portfolio- unternehmen anteilig zu kompensieren. Eigenes Fondssegment Die Idee, das Geldverdienen und -verteilen in einem Produkt zu bündeln, ist nicht ganz neu. Bis vor einigen Jahren gab es in Deutsch- land sogenannte Spendenfonds. Marktkenner erinnern sich an ein gutes halbes Dutzend solcher Produkte. Schon 1976 legte die DWS den GKD-Fonds auf, den ersten seiner Art. Das Kürzel steht für Gmeiner Kinderdorf – Anleger konnten die Erträge des Mischfonds ganz oder teilweise an die SOS-Kinderdörfer weiterleiten und erhiel- ten dafür eine Spenden- quittung. Später ließ die DWS den Bildungsfonds und den Panda-Renditefonds folgen, die die private Universität Witten/ Herdecke und die Umweltschutzorganisation WWF unterstützten. Union Investment brachte 1995 zwei Spen- denfonds auf den Markt: Beim Pro-Mundo- Fonds kam die Ausschüttung kirchlichen Hilfswerken zugute, beim DKU-Fonds dem Kinderhilfswerk Unicef. Die Deka hatte den Deka Lux Pro Missio im Programm, dessen Erträge an die katholische Hilfsorganisation Missio gingen. Und die Frankfurter Sparkasse bot einst zusammen mit der Schweizerischen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse, den DSQ-Multispar-SKA-Fonds an, dessen Aus- schüttungen der Deutschen Stiftung Quer- schnittslähmung zuflossen. Agio für den guten Zweck Der GKD-Fonds verwaltete zeitweise mehr als 200 Millionen Euro, die meisten anderen Spendenfonds erreichten dagegen keine rele- vante Größe. Einige verschwanden schon um die Jahrtausendwende vom Markt, andere hielten sich bis nach der Finanzkrise. Mittler- weile ist das Segment Geschichte. Nur bei zwei ehemaligen Spendenfonds lebt immerhin die Wertpapierkennnummer weiter: Der Bil- dungsfonds ging im DWS Balance auf, der Panda-Renditefonds im Acatis Fair Value Bond. Aus diesen Fonds heraus fließen jedoch seit vielen Jahren keine Spenden mehr. Nachhaltigkeit ist aktuell das große Thema der Invest- mentbranche. Im Zu- ge dieser Diskus- sion entdecken die Fonds- anbieter das gute Gewis- sen für sich – und spen- den eifrig, auch wenn es sich mit- unter nur um kleine Beträge handelt. Foto: © Alterfalter | stock.adobe.com Jüngst kamen einige Fonds auf den Markt, bei denen ein Teil der Erlöse gespendet wird. Die Idee passt in die Zeit – ist aber nicht ganz neu. Verdiene und gib - d 136 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I spendenfonds

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