FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Woran die Spendenfonds letztlich geschei- tert sind, ist gar nicht so leicht festzumachen. Bei manchen Fonds floss ein Teil des Ausga- beaufschlags dem guten Zweck zu, was nett klingt, aber nicht gerade hilft, den Vertrieb zu incentivieren, denn so verzichtet de facto die Bank auf Geld – und nicht der Anleger. Neue Anteilsklasse „Ein wichtiger Grund, weshalb sich die Spendenfonds nicht durchsetzen konnten, war das immer komplizierte Prozedere rund um die Spendenbescheinigungen für das Finanz- amt“, ergänzt Denise Kißner, Produktspezia- listin bei der DWS. „Als unsere Fonds noch überwiegend in Deutschland vertrieben wur- den, war das vergleichsweise einfach umzu- setzen“, erinnert sie sich. Doch der Vertrieb wurde immer internationaler – und entspre- chend komplex die steuerlichen Fragen. Komplett abschreiben würde Kißner die Spendenfonds jedoch nicht. Vor gut einem Jahr feierte die DWS gewissermaßen sogar die Wiedergeburt dieser Produktidee: Im Juni 2018 führte der Fondsanbieter für den DWS Invest ESG Equity Income eine neue Anteils- klasse ein, deren Erträge an den Crop-Trust gespendet werden können. Diese Stiftung un- terhält eine Saatgutbank auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, um die Vielfalt der Kulturpflanzen zu bewahren. „Noch beobach- ten wir in dieser Anteilsklasse keine große Nachfrage“, räumt Kißner ein. Ein Grund: Die Mindestanlagesumme liegt bei zwei Mil- lionen Euro. Kißner erwartet dennoch, dass es künftig bei weiteren Fonds solche Tranchen geben wird. „Spendenanteilsklassen passen hervorragend zum Konzept einer nachhaltigen Geldanlage. Darum denke ich, dass diese Idee bei immer mehr Investoren fruchten wird.“ „Greifbarer“ Klimaschutz Franklin Templeton hat sich etwas anderes einfallen lassen, um zum einen etwas Gutes zu tun und zum anderen für einen Fonds zu trommeln: Für den Franklin Green Target Income 2024 Fund (siehe auch den Artikel über Laufzeitfonds ab Seite 112) pflanzt der Anbieter je 100.000 Euro Kundengeld gemeinsam mit der Organisation Plant-My- Tree einen Baum in Deutschland. „In dem Fonds bevorzugen wir Unterneh- men, die ihren CO 2 -Fußabdruck in den kom- menden fünf Jahren deutlich verringern wer- den“, erläutert Peter Gorynski, Leiter des Re- tail-Flächenvertriebs bei Franklin Templeton in Deutschland. Somit könnten Anleger mit ihrem Geld einen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels leisten. „Wir haben uns als Firma überlegt, welche zusätzlichen Maßnah- men wir ergreifen können. Da kam uns die Idee mit den Bäumen“, berichtet Gorynski. „Aktionen wie das Bäumepflanzen sind wich- tig in unserer Öffentlichkeitsarbeit, weil damit Klimaschutz im Alltag gelebt und greifbar wird.“ Auf der Website zum Fonds rechnet das Investmenthaus vor, wie viele Bäume be- reits gespendet wurden – Anfang September waren es 1.082. Das Ziel von mindestens 1.000 Bäumen wurde damit schon erreicht. Ein Baum je Neukunde Franklin Templeton ist nicht das einzige Unternehmen, das Baumspenden für sich ent- deckt hat. Die Investmentboutique Prima Fonds Service beispielsweise rief jüngst für ihren Nachhaltigkeitsfonds Prima Global Challenges eine Vertriebsaktion aus: Für jede Einmalanlage bis Ende dieses Jahres zahlt das Unternehmen einen Baum für ein Auffors- tungsprojekt im sächsischen Leukersdorf. Dafür kooperiert das Unternehmen mit der Initiative Primaklima aus Bergisch Gladbach. Manche Bank und Versicherungsgesell- schaft hatte eine ähnliche Idee. Die Sparda- Bank Baden-Württemberg beispielsweise ließ im vergangenen Jahr für jeden Gironeukun- den einen Baum pflanzen. Die Helvetia Öster- reich mit Sitz in Wien wiederum gab Anfang dieses Jahres bekannt, für die ersten 1.000 Verträge ihrer neuen fondsgebundenen Le- bensversicherung „Fair Future Lane“ je einen Baum für den heimischen Schutzwald zu spenden, der in steilen Hanglagen Lawinen, Erdrutsche und Steinschlag von Siedlungen und Verkehrswegen fernhalten soll. Der Ver- sicherer unterstützt die Österreichischen Bundesforste bereits seit über fünf Jahren bei diesem Projekt – und ließ so nach eigenen Angaben über 50.000 Bäume wachsen. Wiedergutmachung Egal ob Mahlzeiten für Bedürftige, Klima- bildung an Schulen, Krebsforschung oder Aufforstung: Spenden in relevanter Höhe flie- ßen natürlich nur, wenn die Geschäftsidee zündet – das gilt für den Müsliriegel genauso wie für jedes Finanzprodukt. Im Jahr 2011 beispielsweise kam der Initiator Prosperia mit seinem Beteiligungsmodell „Mephisto 1“ an den Markt. Der Private-Equity-Fonds ver- sprach Investments in Unternehmen, die mit einer der sieben Todsünden ihr Geld verdie- nen. Quasi als Wiedergutmachung für das schlechte Gewissen warb Prosperia damit, zehn Prozent seines Gewinnanteils spenden zu wollen. Doch der Sündenfonds fand zu wenige Investoren – folglich blieben auch die guten Gaben aus. BERND MIKOSCH | FP Foto: © DWS, Franklin Templeton Denise Kißner, DWS: „Spendenanteilsklassen passen hervorragend zum Konzept der Nachhaltigkeit.“ Peter Gorynski, Franklin Templeton: „Mit Aktionen wie dem Bäumepflanzen wird Klimaschutz im Alltag gelebt.“ » Wir wollen uns direkt am Kampf gegen den Krebs beteiligen. « Vincent Hamelink, Candriam 138 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I spendenfonds
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