FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Mischfonds, die ebenfalls den begrenzten Ein- satz von Derivaten ermöglichen. Zu diesem Zweck haben wir in Koopera- tion mit dem Datenanbieter Mountain-View einen Marktüberblick über entsprechende Pro- dukte in Deutschland und Österreich erstellt. Kriterien war neben der Notierung in beiden Ländern, dass eine Historie von zehn Jahren vorliegt. Ergänzend haben wir Fonds hinzu- gezogen, die 2016 aufgrund starker Perfor- mance oder hoher Fondsvolumina auffällig waren, selbst wenn sie keine zehn Jahre Lauf- zeit aufweisen. Uns hat schlicht interessiert, wie sich damals potenzielle Highflyer in der Zwischenzeit geschlagen haben. Dazu gehört auch der DWS Concept Kaldemorgen – ein Grenzfall in der Abgrenzung zu Multi-Stra- tegy, der aufgrund seiner Philosophie aber gut als Vergleichsprodukt herhalten kann. Auf den ersten Blick erfreulich Wertet man die auf diese Art entstandene Liste aus, so ergibt sich auf den ersten Blick ein erfreuliches Bild: Auf zehn Jahre gesehen notiert kein einziger Fonds im negativen Be- reich. Im Zehnjahresrückblick erzielt dabei der NN(L)Alternative Beta von NN Invest- ment Partners den mit Abstand höchsten Er- trag – per annum hat man es durchgerechnet auf ein Plus von 4,5 Prozent gebracht. Rund um Willem van Dommelen, Head of Factor Investing, hat sich ein Team von weiteren vier Faktorspezialisten versammelt. Das Ziel des Fonds formuliert van Dommelen folgender- maßen: „Wir wollen den Index HFRX Global Hedge Fund schlagen. Dieser Index setzt sich aus Fonds zusammen, die für gewöhnlich dar- auf abzielen, unabhängig von der Marktsitua- tion einen positiven Ertrag zu erwirtschaften. Dabei investieren wir nicht in Hedgefonds.“ Das klingt auf den ersten Blick paradox bis verwirrend, van Dommelen erklärt aber wei- ter: „Der Fonds legt an verschiedenen Märk- ten an, beispielsweise in Anleihen, Aktien und Devisen. Die Kauf- und Verkaufsentscheidun- gen basieren vollständig auf den Signalen un- serer mathematischen Modelle. Unser Modell ist darauf ausgerichtet, die zu einem bestimm- ten Zeitpunkt für die Wertentwicklung von Hedgefonds ausschlaggebenden Märkte zu identifizieren.“ Die Berechnungen des Mo- dells werden monatlich durchgeführt, die Überwachung aller Anlagen erfolgt täglich. Laut Morningstar-Daten liegen mehr als 70 Prozent des Portfolios in Cash oder cashähn- lichen Produkten. Der Rest sind Aktien und Anleihen. In allen Segmenten ist das Manage- ment überwiegend „long“ positioniert, setzt also auf steigende Kurse. Ähnlich gut schlägt sich Goldman Sachs mit seinem Goldman Sachs Strategic Absolute Return Bond I. Wie der Name sagt, setzt das Management verstärkt auf Anleihen, rechnet aber in Dollar ab – dieser Währungseffekt hat nicht unerheblich zur starken Performance des Managements beigetragen, wie man auch am Vergleich zu dem in Euro denominierten Schwesterprodukt sieht, das auf zehn Jahre gesehen moderate acht Prozent im Plus liegt. Stellt sich die Frage, ob das für einen Hedge- fonds gut genug ist. Wahrscheinlich schon, wenn die Absicherung im Krisenfall tatsäch- lich funktioniert – im Fall des Euro-Produkts von Goldman Sachs kann man dieser Frage sogar nachgehen, wurde es doch im Jahr 2006 gestartet: Tatsächlich ging die ersten beiden Jahre auch alles gut, dann kam, wie im Ge- samtmarkt auch, allerdings ein drastischer Knick. Zwar verlor der Fonds mit einem Mi- nus von 20 Prozent im Vergleich zumAktien- markt verhältnismäßig wenig, die Partizipa- tion an der historischen Hausse ist dafür aber auch gering. Stellt sich die Frage, wie man ge- genüber einem Anleger derartige Kursent- wicklungen argumentiert, insbesondere ange- sichts der Tatsache, dass der Fonds auf fünf Jahre gesehen sogar im Minus notiert. Man sieht also jetzt schon, dass im alter- nativen Segment die vorgegebene Strategie – also etwa hinsichtlich der Wahl der Währung – wichtiger für den Erfolg eines Produkts sein kann als der „Skill“ des Managers. Eine Frage des Geschicks Bei den Begriffen „Skill“ („Fähigkeit“ oder „Fertigkeit“) und „Manager“ drängt sich na- türlich der Schwenk zum DWS Concept Kal- demorgen auf. Wir erinnern uns: Die DWS kreierte den Fonds im Jahr 2011 de facto um ihren Starmanager herum. Als wir uns den Fonds 2016 unter dem Thema „Multi-Stra- tegy“ ansahen, war die Historie noch relativ kurz. Trotzdem war es Klaus Kaldemorgen » Ziel ist es, den Index HFRX Global Hedge Fund zu schlagen. Dieser Index setzt sich aus Fonds zusammen, die für gewöhnlich darauf abzielen, unabhängig von der Marktsituation einen positiven Ertrag zu erwirtschaften. Dabei investieren wir aber selbst nicht in Hedgefonds. « Willem van Dommelen, Head of Factor Investing bei NN Investment Partners Kaldemorgen setzt sich durch 2016 zum ersten Mal verglichen – 2019 hat sich die Lücke ausgeweitet. Als FONDS professionell 2016 die erste Analyse zum Thema Multi-Strategy durchführte, lag Kaldemorgen bereits an der Spitze. Quelle: Mountain-View -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 20 % 15 % DWS Concept Kaldemorgen Aviva Investors Multi Strategy JPM Systematic Alpha 2017 2019 2018 2016 Faden gerissen Das Standard-Life-Produkt galt die längste Zeit als Benchmark. Die selbst gesteckten Vorgaben werden seit 2016 nicht mehr erreicht. Anleger und Marktbeobachter hoffen auf ein Comeback. Quelle: SL Aberdeen 100 % 110 % 120 % 130 % 140 % 150 % 170 % 160 % SL GARS Zielrendite 6-Monats-Euribor 2017 2018 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 09 166 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 markt & strategie I alternatives & multi-strategy
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