FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
anlagen sind daher nur ausnahmsweise mit- versichert. Alle anderen Bereiche werden in Paketen zusammengefasst, die beispielsweise Privat-, Berufs-, Verkehrs- und Mietrechts- schutz beinhalten. Als preisgünstige Anbieter für das Familien-Paket mit mindestens 300.000 Euro Deckungssumme und maximal 150 Euro Selbstbeteiligung im Schadenfall wies das Portal Check24 zuletzt beispielswei- se die Gesellschaften Deurag (Tarif „SB-Vario direkt“; 210 Euro Jahresbeitrag), ConceptIF („Classic Plus“; 230 Euro) und DMB Rechts- schutz („Securo“; 237 Euro) aus. Allerdings ist bei der Deurag keine kosten- lose Erstberatung bei einemAnwalt inbegrif- fen, die allein schon rund 200 Euro kostet. Bei der DMB Rechtsschutz sind Schäden im Ver- tragsrecht erst ab 750 Euro Streitwert versi- chert, während andere oft bereits ab dem ers- ten Euro zahlen. Man muss also genauer hin- schauen – bei über 250 Tarifen kein leichtes Unterfangen für Makler. Erfahrungen und Ratings Wichtig ist also nicht nur der Preis, sondern auch das Bedingungswerk und nicht zuletzt die Leistungsregulierung der Versicherer. Da- her kommt den Erfahrungen von Kollegen großes Gewicht zu. Die Maklergenossenschaft Vema etwa befragt regelmäßig ihre 3.200 Partnerbetriebe zur Produktqualität in ver- schiedenen Sparten, kürzlich nach den Favo- riten der privaten und gewerblichen Rechts- schutzversicherung. Zu bewerten galt es die Produktqualität, die Qualität der Antragsbear- beitung und Policierung sowie die Erfahrun- gen im Leistungsfall. Ergebnis: Im Neuge- schäft der Rechtsschutzversicherung für Pri- vatkunden bevorzugen die Vema-Mak- ler derzeit die Concordia, die ein spe- zielles Vema-Deckungskonzept anbie- tet, die Auxilia und die Arag. Die Qua- lität der drei Bedingungswerke wurde mit Schulnoten zwischen 1,55 und 1,68 bewertet. In der gewerblichen Rechtsschutzversicherung werden die- selben drei Anbieter favorisiert. „Beim gewerblichen Rechtsschutz herrscht noch großes Potenzial im Bestand“, so Vema-Vorstand Hermann Hübner. Ein anderes Indiz für die Anbieter- auswahl sind Ratings. Das Analyse- haus Franke und Bornberg hat 2018 zum zweiten Mal überhaupt den Markt für Rechtsschutzversicherungen nach fast 80 Kriterien untersucht. Jeder vierte der über 250 untersuchten Tarife für Singles sowie für Familien von 38 Versi- cherern erhielt die Höchstnote. Selbst bei den besten Tarifen gab es jedoch zum Teil deutlich abweichende Leistungen, etwa mit Blick auf die Höhe der Kostenübernahme für Mediation oder die Mitversicherung von Aufhebungs- vereinbarungen beim Arbeitsrechtsschutz. „Die Leistungsdichte hat zugenommen“, re- sümiert Geschäftsführer Michael Franke. Verbesserte Bedingungen Als Beispiel nennt Franke Deckungszusa- gen für den Fall, dass private Internetnutzer wegen vermeintlicher Urheberrechtsverlet- zungen belangt werden. Zugelegt habe auch die Zahl der Tarife, die Kunden unterstützen, falls deren Online-Reputation von Dritten ge- schädigt wurde. Der Schutz erstreckt sich laut Franke darauf, Schadenersatz- und Unterlas- sungsansprüche geltend zu machen. Gleich- wohl gäbe es trotz wachsender Erstattungs- grenzen in vielen Tarifen noch Luft nach oben. Beispielsweise seien die Kosten für eine Erstberatung oft auf 1.000 Euro pro Kalender- jahr begrenzt, was in vielen Fällen nicht aus- reiche, um die Anwaltskosten zu decken. Der Jahresbeitrag in der Spitzengruppe der Kategorie Familie schwankt je nach Tarif und Leistungsumfang zwischen 222 und 553 Euro, für Singles ist es rund 30 Euro billiger. Vor allem die modulare Struktur mit optiona- len Bausteinen liege im Trend, konstatiert Franke. Es gebe positive Entwicklungen, etwa Deckungserweiterungen für Sozial-, Steuer- und Verwaltungsverfahren oder kunden- freundliche Entwicklungen beim Arbeits- rechtsschutz. Kritisch sei, dass vielfach die Kosten für außergerichtliche Verfahren nicht bezahlt würden. „Ein einzelnes Leistungskriterium, das un- bedingt erfüllt sein muss, gibt es eigentlich nicht. Was für einen Kunden unverzichtbar ist, kann für einen anderen völlig überflüssig sein“, sagt Michael Salzburg, Geschäftsführer des Berliner Maklerunternehmens Friedels Fairsicherungsbüro. „Das Wichtigste bei der Produktauswahl ist, dass das Produkt und die ausgewählten Bausteine zur konkreten Le- benssituation des Kunden passen und mög- lichst alle Rechtsrisiken, denen er ausgesetzt ist, abgedeckt sind.“ Junge Konkurrenz Als Konkurrenz zu den Versicherern bieten auch sogenannte Legaltechs Kunden Hilfe bei der Durchsetzung rechtlicher Ansprü- che an. Im Erfolgsfall erhalten die Un- ternehmen einen Teil des Schadener- satzes. Das bringt Konkurrenz für die Schadenabteilungen der Rechtsschutz- versicherer. Einige Versicherer betrei- ben inzwischen aber auch eigene Le- galtechs oder kooperieren mit ihnen. So hat die DEVK hat das Portal Klu- go.de gestartet, und die Arag arbeitet mit Mineko.de zusammen. Was das Aufkommen dieser Start- ups letztlich für die Vermittler bedeu- tet, steht noch nicht fest. Kommt der Kunde dadurch schnell und preiswert zu seinem Recht, kann der Makler die Szene entspannt beobachten. Er selbst darf ja ohnehin keine Rechtsberatung anbieten. DETLEF POHL | FP Was kostet eine Klage? Kosten bis zur Gerichtsentscheidung in der 1. Instanz* Die Kosten einer Klage erreichen mitunter die Hälfte des Streitwertes, zeigt eine Analyse des Versicherungsverbandes GDV. *Gerichtskosten sowie außergerichtliche und gerichtliche Kosten des eigenen und gerichtliche Kosten des gegnerischen Anwalts Quelle: Berechnungen des GDV 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 10.000 Euro 5.000 Euro 1.000 Euro 4.546 Euro 2.547 Euro 768 Euro Anwaltskosten Gerichtskosten Gesamtkosten Euro Z Michael Franke, Franke und Bornberg: „Die Leistungs- dichte bei Rechtsschutztarifen hat zugenommen.“ 271 www.fondsprofessionell.de | 3/2019
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