FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

– richtig Gas“, meint Sven Hildebrandt von der Beratungsgesellschaft Distributed Ledger Consulting. Ein erster Schritt ist bereits getan: Elektronische Wertpapiere an sich sind bereits zulässig und dürfen mit Wertpapierprospekt öffentlich angeboten werden. Nur sind sie eben noch nicht für Asset Manager zugäng- lich. Dieser Ausschluss dürfte sich aber schwerlich auf Dauer aufrechterhalten lassen. Offen für Neues Darüber hinaus lässt die Bundesregierung ausloten, in welchem Rahmen hierzulande Blockchain, Bitcoin und Co. eingesetzt wer- den könnten. Dazu haben zum einen das Fi- nanz- mit dem Wirtschaftsministerium und zum anderen das Finanz- und das Justizminis- terium Konsultationen gestartet. Die Fonds- industrie in Deutschland wie auch in ganz Europa bezieht dazu eine klare Position: Die Asset Manager möchten die Möglichkeit ha- ben, direkt in Krypto-Assets investieren zu können. „Ob dies alle auch nutzen würden, ist eine andere Frage“, sagt Hildebrandt. „Aber der Weg sollte offenstehen.“ Freude unter Blockchain-Jüngern löste zudem das eingangs erwähnte Papier der Unionsfraktion mit dem Titel „Zukunfts- technologie Blockchain – Chancen für Deutschland nutzen“ aus. Denn hier for- dern die Abgeordneten der Mitregierungs- parteien, die Blockchain-Urkunden, die sogenannten Token, den herkömmlichen Wertpapieren vollständig gleichzustellen. Der Kabinettsbeschluss, der die Verwah- rung von Kryptowerten unter Bafin-Auf- sicht stellt, ist ein Schritt in diese Richtung. Die Trennung zwischen klassischen und digi- talen Vermögenswerten könnte somit tatsäch- lich aufgehoben werden. Vom Geschäft abgeschnitten „Viele Krypto-Asset-Verwahrer stehen be- reits in den Startlöchern“, ergänzt Hildebrandt. Wandert im Lauf der Zeit nicht nur die Verwahrung von Kryptowährungen, sondern auch von klassischen Wertpapieren wie Ak- tien oder Anleihen auf digitale Plattformen, könnten zahlreiche Akteure vom Geschäft ab- geschnitten werden, wenn sie sich nicht tech- nologisch und organisatorisch darauf ausrich- ten, warnt Hildebrandt. Allerdings sieht der Kabinettsbeschluss vor, dass herkömmliche Finanzinstitute diese Lizenz nicht erhalten. Findige Akteure wie die Börse Stuttgart grün- den daher Ableger, die wiederum eine Erlaub- nis zur Krypto-Verwahrung beantragen. Letztendlich kann diese Entwicklung auch das Gefüge in der Fondsbranche verändern. Diese wurde von der Digitalisierung bislang allenfalls gestreift. Fax und Papier sind hier durchaus noch präsent. Wenn aber elektro- nische Anleihen und Aktien und deren Ver- wahrung einmal etabliert sind, ist der Weg zu elektronischen Fondsanteilen nicht mehr weit. Dies könnte auch den Vertrieb im Asset Ma- nagement umkrempeln. Hier schließen sich Folgefragen an, etwa auf welcher Basis der Fondsanteilshandel stattfinden soll. Ähnlich wie bei Computerbe- triebssystemen gibt es auch bei der Block- chain verschiedene Plattformen. Wenn jeder Anbieter eine eigene Version bastelt und ein- führt, wird dies im Markt kaum auf Akzep- tanz treffen – vor allem nicht, wenn die Fonds-Blockchain bis hinunter zu einem End- kunden reichen soll. „Daher wäre eine Block- chain nach einem einheitlichen Standard begrüßenswert, wie etwa Swift“, sagt Siebel. Noch ist das Zukunftsmusik – die aber viel- leicht sehr rasch Realität werden kann. „Die Blockchain-Technologie mag zwar kein All- heilmittel gegen alle Probleme sein“, meint Johnson von Greenwich Associates. „Doch nach dem Tal der Tränen folgt der Pfad der Erleuchtung. Denn in den nächsten Entwick- lungsstufen stellt sich schrittweise heraus, welche Verbesserungen die neue gegenüber der bestehenden Technik bietet.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © BVI, DLC Sven Hildebrandt, DLC: „Die Bundesregierung gibt bei dem Thema – für ihre Verhältnisse – richtig Gas.“ Rudolf Siebel, BVI: „Eine Blockchain nach einem einheit- lichen Standard wäre begrüßenswert, wie bei Swift.“ » Die Blockchain mag kein Allheil- mittel gegen alle Probleme sein. Doch nach dem Tal der Tränen folgt der Pfad der Erleuchtung. « Richard Johnson, Greenwich Associates Der Optimismus setzt sich durch Wie Finanzdienstleister die Aussichten von Blockchain-Anwendungen einschätzen Nach der ersten Euphorie über die Blockchain machte sich eine gewisse Ernüchterung breit. Manche Projekte erfüllten nicht die Erwartungen. Dennoch sind viele Akteure umso mehr vom Sinn der Technik überzeugt. Quelle: Greenwich Associates 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2019 2018 59 % 11 % 3 % 27 % 67 % 10 % 3 % 20 % Pessimistisch Neutral Optimistisch Keine Angabe 336 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I blockchain

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