FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Foto: © dimdimich | stock.adobe.com E uropaweit verwalteten Robo-Advisors Ende 2018 immerhin rund 14 Milliar- den Euro, schätzt DB Research, die Analyseabteilung der Deutschen Bank. Davon entfielen etwa 3,8 Milliarden Euro auf den deutschen Markt. Gegenüber dem Vorjahr bedeuten diese Zahlen eine Verdopplung des verwalteten Geldes, und auch für das laufende Jahr ist nochmals mit Steigerungen zu rech- nen. So verkündete beispielsweise in diesem Sommer das Unternehmen Weltsparen, mit seinen Weltinvest-Portfolios die 100-Millio- nen-Euro-Marke geknackt zu haben. Die Robo-Advisors zielen vor allem auf Kunden ab, die eine professionelle Vermö- gensverwaltung suchen, gleichzeitig Wert auf niedrige Kosten legen und auf eine persön- liche Betreuung weitgehend verzichten kön- nen. Daneben gibt es noch weitere Vorteile: „Zunächst einmal sparen Anleger natürlich die Zeit und Arbeit, sich um ihr Portfolio küm- mern zu müssen“, sagt DB-Research-Analyst Orçun Kaya. „Aber noch wichtiger: Das Delegieren kann helfen, Fehlentscheidungen bei der Geldanlage zu vermeiden, beispiels- weise aufgrund von geringer finanzieller Bil- dung oder eines wegen Denkfehlern systema- tisch verzerrten Verhaltens.“ Top-Player Der Markt der digitalen Verwalter ist nicht einfach abzugrenzen. Viele Anbieter, die eine Vermögensverwaltung mit etwas Technik anbieten, verpassen sich das Etikett „Robo- berater“. Dabei können die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein. „Die Grenzen zwi- schen einem Robo-Advisor, der nahezu aus- schließlich auf automatisierte Prozesse setzt, und einer klassischen Vermögensverwaltung im digitalen Mantel, die bestehende Prozesse und Strukturen über eine digitale Plattform anbietet, sind fließend“, sagt Rüdiger Sälzle, Vorstand des Analysehauses Fondsconsult. Unumstrittener Marktführer ist Scalable Capital. Die Münchner verwalten mehr als eine Milliarde Euro. Des Weiteren zählen Cominvest (Comdirect) sowie Quirion (Quirin Privatbank) und Liqid aus Berlin zu den Top- Playern. Eine genaue Reihenfolge ist schwer zu erstellen, da viele Häuser, etwa auch Gin- mon aus Frankfurt, keine Angaben zum ver- walteten Vermögen machen. „Wenige Robo- Advisors verwalten den Großteil des Gesamt- volumens, während die meisten Anbieter jeweils auf einen maximal zweistelligen Mil- lionenbetrag kommen“, sagt Sälzle, dessen Researchhaus eine ausführliche Robo-Advi- sor-Studie erstellt hat. Bei Gebühren zwischen rund 0,5 und zwei Prozent der Anlagesumme ist es fraglich, ob dieses Volumen ausreicht, um mittel- und langfristig zu bestehen. „Grundsätzlich halten wir es für realistisch, im mittleren dreistelligen Millionenbereich ge- winnbringend zu wirtschaften“, sagt Ginmon- Gründer Lars Reiner (siehe Interview Seite 354). Diese Grenze erreichten offensichtlich nicht alle Unternehmen, die einst mit viel Elan gestartet sind, denn erste Anbieter haben sich bereits wieder verabschiedet. So zog sich die ABN-Amro-Tochter Prospery Ende Mai aus dem deutschen Markt zurück. Laut Angaben des Unternehmens wurde die zum Überleben notwendige Kundenzahl nicht erreicht. Mit- bewerber verwunderte das Ausscheiden des Konkurrenten nicht: Prospery verlangte unge- wöhnlich hohe Beratungspauschalen von 179 bis 239 Euro pro Monat. Auch Gebührensen- kungen halfen nicht, genügend Kunden anzu- locken. Schon Ende 2018 hatte der Schweizer Anbieter Werthstein sein Deutschlandgeschäft aufgegeben. Und bereits im Sommer 2017 war Cashboard in die Insolvenz geschlittert. Konzentration Scalable-Geschäftsführer Eric Podzuweit rechnet mit einer weiteren Marktbereinigung. „In Deutschland und England gibt es rund zwei Dutzend Anbieter je Land, da sehen wir sicherlich noch eine Konzentration. Das ist aber kein spezifisches Fintech-Problem, son- dern der normale Gang der Dinge. Auch im E-Commerce-Bereich sah man diesen Kon- zentrationsprozess“, so der Firmenchef auf der Messe „Banking Exchange“. Er prophezeit, dass nur eine Handvoll der neuen Spieler übrig bleibt. Auch die Unternehmensberatung Oliver Wyman rechnet damit, dass sich der Markt weiter konsolidiert. Die Berater gingen ursprünglich davon aus, dass die Bestände der Robos hierzulande in diesem Jahr die Zehn- Milliarden-Euro-Marke knacken würden, kor- rigierten ihre Prognose für das Jahresende Das von Roboberatern verwaltete Vermögen wächst kontinuierlich. Doch auch der Wett- bewerb nimmt zu – und einige digitale Anbieter sind bereits vom Markt verschwunden. Größe zählt Schritt für Schritt nach oben: Es ist alles andere als trivial, mit einer Anlageplattform im Internet Geld einzusammeln. Oft platzt der Knoten erst, nachdem eine Kooperation mit dem klassischen Vertrieb geschlossen wurde. 350 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I digitale vermögensverwaltung
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