FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

hen nicht unter diesem primären Erfolgsdruck, da bereits viele technische Funktionen, bei- spielsweise die Depotführung, aus dem lau- fenden operativen Betrieb heraus ohne we- sentliche Zusatzkosten für den Robo-Advisor übernommen werden können“, so Sälzle. Die Banken haben eine andere Herausforderung: Sie scheuen sich, dem eigenen Filialnetz Kun- den abzujagen. „Die Senior Manager wissen dort schon, wohin die Reise geht, aber sie springen nicht über ihren eigenen Schatten“, meint ein Brancheninsider, der anonym blei- ben will. „Trotz eines guten Produkts wollen sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden und setzen weiterhin auf das Filialnetz. Man bräuchte den Mut zur Kannibalisierung.“ Aus diesem Grund spricht die DWS mit ihrem Robo auch nicht direkt Endkunden an, sondern bietet die Technologie Vertriebspart- nern an, die selbst keine digitale Vermö- gensverwaltung programmieren könnten. Der Mutterkonzern Deutsche Bank wiederum wirbt für seinen eigenen Robo namens „Robin“ nur auf Sparflamme. Grüne Nische Trotz der großen Konkurrenz starten immer noch neue digitale Vermögensverwalter in den Markt. So bietet das hessische Haftungsdach Finet Asset Management seit diesem Jahr mit Vividam eine Onlinelösung an, die die angeschlossenen Vermittler auf Anfrage mit persönlicher Beratung kombinieren können. Vividam setzt auf eine Auswahl aktiv gema- nagter Fonds, die nach ökologischen und ethi- schen Kriterien investieren. Damit wächst die Nische der „Öko-Robots“, die noch recht klein ist. Angesichts des Momentums, das die nachhaltige Geldanlage aktuell hat, dürfte es allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis weitere Digitalanbieter auf diesen Trend auf- springen. MARCUS HIPPLER | FP Lars Reiner | Ginmon „Die Grenze verschwimmt“ Lars Reiner, Gründer des digitalen Vermögensverwalters Ginmon, über die Frage, worauf Anleger bei der Auswahl eines Anbieters achten sollten, die Konzentration auf dem deutschen Markt und die Kooperation mit freien Vermittlern. Foto: © Ginmon L ars Reiner gründete Ginmon 2014 und zählt damit zu den Vorreitern auf dem deutschen Robo-Markt. Anfangs ar- beitete das Fintech mit einer Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler, seit Mai 2017 hat es eine KWG-Lizenz und kann damit eine „echte“ Vermögensverwaltung anbieten. Herr Reiner, worauf sollten Privatanleger bei der Auswahl eines Robos Wert legen? Lars Reiner: Anleger sollten prinzipiell auf drei Punkte besonders achten: Da ist erstens die langfristige Rendite – hat sich der Anbie- ter am Markt überhaupt schon bewiesen? Zweitens die Sinnhaftigkeit der Anlagestra- tegie – ist mein Geld nach wissenschaftlich fundierten Grundsätzen angelegt? Und drit- tens die Unabhängigkeit – ist der Anbieter frei in seinen operativen und anlagespezifi- schen Entscheidungen? Darüber hinaus spie- len die Qualität des Kundenservice und eine für den Anleger stimmige Gebührenstruktur ebenfalls eine große Rolle. Welches verwaltete Vermögen braucht ein Robo-Advisor denn, um rentabel arbeiten zu können? Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden. Grundsätzlich ist es möglich, schon mit relativ wenigenAssets under Management und mit einer flachen Fixkostenstruktur pro- fitabel zu arbeiten. Je nach Priorisierung von Produktentwicklung und Marketing steigen jedoch auch die Anforderungen an die Höhe der Assets. Grundsätzlich halten wir es für realistisch, im mittleren dreistelligen Millio- nenbereich gewinnbringend zu wirtschaften. Wie viel Geld verwaltet Ihr Unternehmen mittlerweile denn? Zur Höhe unseres verwalteten Vermögens geben wir grundsätzlich keine Auskunft. Der Konzentrationsprozess unter den An- bietern hat sich im vergangenen Jahr fort- gesetzt. Mit wie vielen Roboberatern rech- nen Sie mittelfristig am deutschen Markt? Das ist schwer zu beziffern. Grundsätzlich sind in Deutschland bereits heute mehr als 700 Finanzdienstleistungsinstitute durch die Bafin zugelassen, von denen ein beträcht- licher Anteil auch bisher schon Vermögens- verwaltungsdienstleistungen erbracht hat. In Zukunft erwarten wir daher eher, dass länger etablierte Anbieter sich ebenfalls hin zu einem digitalen Produktangebot bewegen und die Grenze zwischen Robo-Advisor und „normalem“ Vermögensverwalter mehr und mehr verschwimmt. In der Zukunft werden sicherlich sowohl traditionelle Anbieter, die auf die Digitalisierung keine adäquate Ant- wort finden, als auch moderne Anbieter, die kein wirtschaftliches Geschäftsmodell für sich finden, vom Markt verschwinden. Plant Ginmon eigentlich, auch mit freien Finanzanlagenvermittlern zu kooperieren? Schon heute arbeiten wir für ein Pilotprojekt mit ausgewählten mittelständischen, lokalen Anlagevermittlern zusammen. Wir sehen hier sowohl eine konstante Nachfrage nach einer Zusammenarbeit mit uns als auch ein grund- sätzlich hohes Potenzial in der Verbindung aus digitaler Vermögensverwaltung und persönlicher Beratung. MARCUS HIPPLER | FP Lars Reiner, Ginmon: „Wir arbeiten mit ausgewählten mittelständischen Anlagevermittlern zusammen.“ 354 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 vertrieb & praxis I digitale vermögensverwaltung

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