FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
tiert“, meint er. Hinzu kommt, dass die Kern- banksysteme überwiegend in der alten Pro- grammiersprache Cobol geschrieben sind, die kaum noch ein Informatiker beherrscht. Steigende Kundenzahlen Auch die DKB Bank aus Berlin war An- fang Juli von einem mehrstündigen Ausfall ihres Systems betroffen. Kunden konnten we- der Überweisungen veranlassen noch ihren Kontostand abrufen. Dies führte dazu, dass sich Stefan Unterlandstättner, der Vorstands- vorsitzende der Bank, tags darauf in einem Youtube-Video bei seinen Kunden entschul- digen musste – und den Ausbau der Server- kapazitäten ankündigte. Die DKB ist eine der Banken, die besonders vom Onlinetrend pro- fitieren: Das Institut steigerte die Zahl seiner Kunden von 2014 bis 2018 um rund ein Drit- tel von drei auf vier Millionen. Die DKB stammt als Tochter der Bayerischen Landes- bank aus dem öffentlich-rechtlichen Lager, stellt dies aber bewusst nicht in den Vorder- grund, da die Sparkassen vor Ort nicht ver- prellt werden sollen. Die Bank hat die Erfahrung gemacht, dass die Zeiten vorbei sind, da das Onlinekonto lediglich als Zweitkonto genutzt wurde. „Deutlich mehr als jeder zweite Kunde nutzt sein DKB-Cash-Konto als Hauptbankverbin- dung – mit steigender Tendenz“, sagt Sascha Dewald, Bereichsleiter Retail der DKB. Er setzt voll auf den Onlinekanal als Hauptab- satzweg. „Im Privatkundengeschäft sind wir eine reine Onlinebank und haben kein Bera- tungs- oder Filialgeschäft“, betont er. Daran solle auch in Zukunft festgehalten werden. Im Firmenkundengeschäft der Bank, in dem es hauptsächlich um die Finanzierung von Solar- oder Windkraftwerken geht, arbeiten jedoch auch Berater, die deutschlandweit an 25 Standorten präsent sind. Auch die ING Bank, die in Deutschland über neun Millionen Kun- den führt, betreibt mittlerweile im Firmenkun- denbereich drei Regionalbüros, die jüngst in Essen, Hamburg und Stuttgart eröffnet wur- den. Im Privatkundengeschäft möchten die Niederländer allerdings ebenfalls ausschließ- lich auf das Internet setzen. Wissen vermitteln Laut Branchenverband Bitkom kann die Digitalisierung auch dazu beitragen, das Fi- nanzwissen der Bürger zu verbessern. Zarte Erfolge sind schon sichtbar. In diesem Jahr gaben lediglich 53 Prozent der Befragten zu Protokoll, die Finanzwelt „immer weniger“ zu verstehen. Vor drei Jahren hatten sich noch 67 Prozent der Befragten entsprechend ge- äußert. „Zum einen bieten digitale Angebote sehr einfache und bequeme Möglichkeiten, sich über Finanzfragen zu informieren. Das können die Onlineangebote von Banken und Versicherungen sein, genauso aber natürlich auch Vergleichsportale“, erläutert Grigo. „Zum anderen helfen digitale Angebote dabei, sich einen Überblick über Finanzfragen zu verschaffen, zum Beispiel wenn man mit einem Klick im Onlinebanking sehen kann, wofür man sein Geld ausgibt.“ Die DKB bei- spielsweise bietet im Internet Erklärvideos zu ihren Produkten oder zur Funktionsweise von Brokern an. Die Bank unterhält sogar einen eigenen Youtube-Kanal, der unter dem Na- men „Neuwärts“ firmiert und immerhin mehr als 32.000 Abonnenten zählt. Beliebtes Smartphone Mittlerweile nutzt mehr als die Hälfte der Onlinebanking-Kunden das Smartphone, um auf ihr Konto zuzugreifen. 2015 lag der Anteil lediglich bei 34 Prozent. Vor allem die jüngere Generation setzt auf Mobile Banking: Unter den 16- bis 29-Jährigen greifen 63 Prozent zum Handy, um ihre Finanzen zu regeln. Nach wie vor gehören jedoch Laptop und PC zu den Spitzenreitern, wenn Bankkunden ihr Konto online nutzen. Des einen Freud, des anderen Leid: Der Siegeszug des Onlinebanking trifft vor allem die stationäre Filiale. In der Bitkom-Befra- gung gibt rund jeder dritte Befragte an, dass er seine Bankgeschäfte ausschließlich online tätigt und die Filiale gar nicht mehr aufsucht. „Das heißt: 15 Millionen Bundesbürger ab 16 Jahren gehen nie in eine Bankfiliale“, rechnet Grigo vor. Jeder zweite Befragte rechnet sogar damit, dass es in 20 Jahren keine Filialbanken mehr geben wird. MARCUS HIPPLER | FP Foto: © DKB Bank Sascha Dewald, DKB Bank: „Im Privatkundengeschäft sind wir eine reine Onlinebank.“ Treue zur Bank nimmt ab „Haben Sie schon einmal Ihr hauptsächlich genutztes Girokonto gewechselt?“ Ein Kontowechsel ist heute fix erledigt. Immer mehr Bürger machen davon Gebrauch. Quelle: Bitkom Research 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 2019 2018 Antwort „Ja“: 34 % Antwort „Ja“: 41 % Volkssport Girokonto-Hopping Befragung der Wechsler: „Wie oft haben Sie Ihr Girokonto gewechselt?“ 78 Prozent der Kunden, die ihrer ursprünglichen Hausbank untreu geworden sind, haben ihr Konto schon mehrmals gewechselt. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 73 Prozent. Quelle: Bitkom Research 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2019 2018 23 % 28 % 26 % 10 % 9 % 4 % 16 % 21 % 30 % 16 % 11 % 6 % 1 Wechsel 4 Wechsel 2 Wechsel 5 oder mehr Wechsel 3 Wechsel keine Angabe 360 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 bank & fonds I digitalisierung
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