FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Bei einer Perspektive, die uns eventuell noch auf Sicht der nächsten fünf, vielleicht sogar zehn Jahre ein Zinsniveau nahe null oder sogar im negativen Bereich beschert, müssen wir daran arbeiten, noch mehr Kunden an das Wertpapiergeschäft heranzuführen. Weil un- sere Kunden nur dann eine nachhaltige Chan- ce haben, ihr Vermögen nicht nur zu halten, sondern zu mehren oder eine sinnvolle private Altersvorsorge zu betreiben. Dass Potenzial ist also groß genug, um alle beteiligten Par- teien zufriedenzustellen. Scholl: Aus Sicht unseres Verbundpartners dürfte der Anteil der Deka-Fonds an unseren Beständen verständlicherweise gern höher sein. Aber wenn wir es schaffen, über die Glaubwürdigkeit unseres Wertpapierangebots das Vertrauen unserer Kunden nicht nur zu gewinnen, sondern auch lang- fristig zu behalten, strahlt das natür- lich am Ende auch positiv zurück auf die Fondspalette der Deka, die ja bewusst ein Teil dieses Angebots ist. Gelingt es Ihnen denn, Ihre Kun- den davon zu überzeugen, von Sparbuch und Festgeld in die Wertpapieranlage zu wechseln? Saile: Auch wenn die Kapitalmärkte sich nach den Tiefständen im vierten Quartal 2018 im bisherigen Jahresverlauf insgesamt deutlich erholt haben, müssen wir feststellen, dass diese Erholung zwar in den Kunden- depots sichtbar wird, aber in gewisser Weise noch nicht in den Köpfen der Kunden ange- kommen ist. Wir spüren zumindest eine deut- liche Reduktion der Aktivität unserer Kunden. Wie drückt sich das konkret aus? Saile: Im langjährigen Durchschnitt basieren die Zuwächse in unseremWertpapiergeschäft zur Hälfte auf Transaktionen, die aus dem ak- tiven Beratungsgeschäft entstehen, die andere Hälfte geht auf die Eigeninitiative von Kun- den zurück. Das hat sich im bisherigen Jah- resverlauf insofern verändert, als die Eigen- initiative auf Seiten der Kunden deutlich ge- dämpft ist. Die Unsicherheit aufgrund von po- litischen Störfeuern wie dem Handelskonflikt zwischen China und den USA, aber auch die Entwicklung rund um den Brexit wie auch die zunehmende Sorge um eine Abschwächung der Konjunktur weltweit spielen dabei eine Rolle. Und wenn dann diese kundenseitige Motivation zu handeln fehlt, wenn ein solch starker Impuls wegfällt, dann müssen wir na- türlich unsere eigenen Aktivitäten verstärken, um Kunden davon zu überzeugen, dass trotz all dieser kurzfristig nachvollziehbaren Belas- tungsfaktoren auf mittlere und längere Sicht kein Weg amWertpapiergeschäft vorbeiführt. Es kann doch nicht sein, dass wir laut den jüngsten Zahlen der Bundesbankstatistik zwar einen Rekordzuwachs bei der Ersparnisbil- dung von zehn Prozent haben, dass der Groß- teil aber immer noch auf inzwischen nicht mehr verzinsten Tagesgeldkonten landet. Wie sehen solche eigenen Aktivitäten genau aus? Scholl: Neben der Kundenansprache mit rela- tiv neuen Themen im Rahmen von Veran- staltungen wie dem eingangs angesprochenen Finanzforum zur nachhaltigen Geldanlage muss man sich natürlich auch konkret auf Produktebene etwas einfallen lassen. Wir waren sehr erfolgreich mit einer eigenen Pro- duktkombination, die wir speziell zu unserem 185-jährigen Bestehen entwickelt haben. Bei diesem „Jubiläums-Duo“, wie wir das ge- nannt haben, wird die eine Hälfte eines Anla- gebetrags in ausgewählte Investmentfonds in- vestiert, zugeschnitten auf die individuellen Ziele und die persönliche Risikonei- gung des Kunden. Die andere Hälf- te wandert in ein einjähriges Spar- kassenzertifikat, das – passend zum Jubiläumsjahr – mit in der aktuellen Situation besonders attraktiven 1,85 Prozent verzinst wird. Saile: Ein wenig stolz sind wir auch auf unser Angebot einer eigenen vermögensverwaltenden Lösung namens Sparkasse Pforzheim Calw Stefan Saile: „Im Durchschnitt basieren die Zuwächse in unserem Wertpapiergeschäft zur Hälfte auf Transaktionen, die aus dem aktiven Beratungsgeschäft entstehen, die andere Hälfte geht auf die Eigeninitiative von Kunden zurück.“ » Wir waren durchaus erfolgreich mit einer eigenen Produktkombination, die wir speziell zu unserem 185-jährigen Bestehen entwickelt haben. « Stephan Scholl, Sparkasse Pforzheim Calw Foto: © Andreas Laich Größte Sparkasse in Baden-Württemberg Die Sparkasse Pforzheim Calw ist am 1. Januar 2003 aus dem Zusammen- schluss der früheren Stadt- und Kreis-Sparkasse Pforzheim und der ehema- ligen Kreissparkasse Calw entstanden. Die Geschichte des Hauses mit Haupt- sitz in Pforzheim geht allerdings sehr viel weiter zurück. Denn das Vorläufer- institut, die Städtische Sparkasse Pforzheim, wurde bereits Ende November 1834 gegründet. Mit einer Bilanzsumme von knapp 12,5 Milliarden Euro ist das Finanzinstitut die größte Sparkasse in Baden-Württemberg. Auf Bundes- ebene rangiert das Haus unter den Top Ten des Sparkassensektors. Mit einem Kreditvolumen von 8,7 Milliarden Euro und Kundeneinlagen von 8,4 Milliarden Euro halten sich die beiden Segmente in etwa die Waage. bank & fonds I stefan saile und stephan scholl | sparkasse pforzheim 368 www.fondsprofessionell.de | 3/2019
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