FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

Top Select über die Deka. Der Fonds inves- tiert in eine Reihe von namhaften vermögens- verwaltenden Mischfonds mit unterschied- lichen Managementansätzen und Investment- stilen. Mit dem bereits im April 2017 aufge- legten Konzept sind wir in gewisser Weise so- gar zum Vorreiter innerhalb der Sparkassen- landschaft geworden. Denn auch andere Spar- kassen sind inzwischen dazu übergegangen, einen solchen eigenen Fonds aufzulegen, weil sie erkannt haben, dass mit einem solchen Bekenntnis zur eigenen Identität durchaus ein emotionaler Zugewinn verbunden sein kann, der nicht zu unterschätzen ist. Wenn man sich die Bilanzzahlen für 2018 anschaut, steht es insgesamt nicht schlecht um die Sparkasse Pforzheim Calw. Sowohl Kreditvolumen als auch Einlagengeschäft konnten mit acht re- spektive sechs Prozent deutlich gesteigert werden. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz für den bisherigen Verlauf 2019 aus? Scholl: Schon zur Jahresmitte hat sich abge- zeichnet, dass 2019 ein eindeutig schwierige- res Jahr werden wird. Einerseits belasten die weiter gesunkenen Zinsen und die Verfla- chung der Zinskurve natürlich das klassische Bankgeschäft. Gleichzeitig hat sich die wirt- schaftliche Situation insgesamt etwas ver- schlechtert, was natürlich Auswirkungen auf die Risikokosten hat. Insofern müssen auch wir sicher kämpfen, sind aber noch relativ zufrieden. Denn auch wenn die konjunkturel- len Wolken sich etwas verdunkelt haben, so profitieren wir noch von einer insgesamt star- ken mittelständischen Industriestruktur. Wir können im Kreditgeschäft vieles umsetzen, was für die großen Banken oft schon zu klein, aber dennoch hochgradig profitabel ist. Ent- sprechend haben wir im Vergleich zu vielen anderen Sparkassen eine eher atypische Bilanzstruktur mit einem deutlich höheren gewerblichen Kreditvolumen. Und das spie- gelt sich natürlich in unseren Wachstumsraten wider, zumal das Kreditgeschäft neben den Provisionserträgen letztlich die einzige Er- tragsquelle ist, die uns imAugenblick bleibt. Besondere Bedeutung imWertpapierge- schäft Ihrer Sparkasse haben inzwischen auch Stiftungen. Wie kommt das? Saile: Auch hier spielt die Zinsentwicklung der letzten Jahre eine wesentliche Rolle. In der alten Zinswelt waren eben Zinserträge von drei, vier oder auch fünf Prozent nahezu risi- kolos über Anleiheninvestments erzielbar. Inzwischen müssen sich auch Stiftungen sehr viel stärker in Richtung etwas risikoreicherer Assetklassen bewegen, um noch auskömmli- che Erträge zu erwirtschaften. Viele Stiftungen haben sich entsprechend auch für Aktienbei- mischungen geöffnet, die wir in der Regel über die hauseigene individuelle Vermögens- verwaltung in der Umsetzung begleiten. Denn die meisten Stiftungsvorstände bringen selbst nicht das Know-how und die Affinität zum Börsengeschäft mit. Am bekanntesten ist die Udo-Linden- berg-Stiftung, die sich um das kulturelle Erbe von Hermann Hesse kümmert. Es ist aber nicht die größte Stiftung, oder? Scholl: Das ist richtig, die Udo-Lindenberg- Stiftung ist zwar nicht die größte, sie ist aber eine der schon sehr früh gegründeten Stiftun- gen, die zudem schon allein von der Außen- wirkung her immer eine besondere Bedeutung haben wird. Unsere Sparkasse hat bereits im Jahr 2007 die Bürgerstiftung für die Region namens „Mit Herz und Hand“ ins Leben ge- rufen. Inzwischen betreuen wir unter dieser Dachorganisation insgesamt 180 Stiftungen unterschiedlicher Größe in unserer Region, davon sind rund 60 sogenannte Treuhandstif- tungen. Viele sind auf den Todesfall des Stif- ters angelegt, im Augenblick also oft noch eher mit einem geringen Kapital ausgestattet. Aber wie kommt das offenbar immer noch dynamische Wachstum an neu ge- gründeten Stiftungen gerade in Ihrem Institut zustande? Scholl: Das hängt vor allem mit spürbaren Veränderungen in der demografischen Ent- wicklung zusammen. Zum einen nimmt die Zahl der Menschen ohne Kinder, sprich: ohne Erben, nach wie vor deutlich zu. Speziell in der Region, die wir mit unserer Sparkasse betreuen, finden sich zudem wie gesagt sehr viele kleinere, mittelständisch geprägte Unter- nehmen. In beiden Fällen bietet eine Stiftung ausgezeichnete Möglichkeiten, beispielsweise die Basis für den langfristigen Erhalt eines Unternehmens über den Tod des ursprüngli- chen Gründers hinaus sicherzustellen oder auch die Pflege und die Finanzierung eines bestimmten Förderziels optimal zu unterstüt- zen. Wir haben dieser Entwicklung Rechnung getragen und bieten mit einem Kompetenz- center für das Stiftungs- und Generationen- management professionelle Lösungen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP » In der alten Zinswelt waren Zinserträge von drei, vier oder auch fünf Prozent nahezu risikolos über entsprechende Anleihen- investments erzielbar. « Stefan Saile, Sparkasse Pforzheim Calw Foto: © Andreas Laich Stephan Scholl: „Inzwischen betreuen wir unter unserer Dachorganisation insgesamt 180 Stiftungen unterschiedlicher Größe in unserer Region, davon sind rund 60 sogenannte Treuhandstiftungen.“ bank & fonds I stefan saile und stephan scholl | sparkasse pforzheim 370 www.fondsprofessionell.de | 3/2019

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