FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019
Studien von J.P. Morgan Asset Manage- ment zeigen immer wieder, dass Frauen das Gefühl haben, sich beim Thema Geld- anlage nicht gut auszukennen, risikoaver- ser sind als Männer und sich Rendite- chancen zugunsten einer vermeintlichen Sicherheit entgehen lassen. Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe dafür? Pia Bradtmöller: Über die Gründe können wir auch nur spekulieren, Tatsache ist aber, dass unterschiedliche Untersuchungen die- se Verhaltensweisen bestätigen. Blickt man in die Vergangenheit, so stellt man fest, dass Frauen in Deutschland erst seit 1962 ein eigenes Konto eröffnen durften. In Österreich durften sie das immerhin schon fünf Jahre vorher. Frauen haben also histo- risch gesehen weniger Erfahrung mit Geld. Und viele Frauen haben weniger Geld zur Verfügung, zum Beispiel durch Teilzeitarbeit. Da ist man dann vielleicht automatisch etwas risikoscheuer oder denkt fälschlicherweise, mit kleinen Beträgen lohne sich ein Kapitalmarkt- investment nicht. Christoph Bergweiler: Uns ist es auf jeden Fall wichtig, diese Verhaltensweise ernst zu neh- men. Und wie sich diese Muster aufbrechen lassen, möchten wir mit unserer aktuellen Kampagne besonders in den Fokus stellen. Warum? Das J.P. Morgan Income Barometer hat zwar mehrfach offengelegt, dass Männer anders anlegen als Frauen. Man könnte aber auch sagen: Was soll’s, es gibt ihn nun einmal, den „kleinen Unterschied“. Finden Sie nicht? Bradtmöller: Nein, damit sollte man sich nicht zufriedengeben. Ich denke, dass dieser „kleine Unterschied“ Frauen langfristig maßgeblich beim erfolgreichen Vermögensaufbau behindert. Frauen sollten sich vor Augen führen, dass sie eine längere Lebenserwartung haben als Män- ner und deshalb auch mehr Geld für ihren Ruhestand benötigen. Und da etwa 40 Prozent aller Ehen in Deutschland und Österreich ge- schieden werden, sollten sich Frauen auch nicht auf einen Partner als Altersvorsorge ver- lassen. Viele Frauen haben auch geringere Ein- kommen, sei es durch Teilzeitarbeit oder den Gender Pay Gap. Gerade erst wurde in den sozialen Medien wieder vielfach eine Studie des Bundesministeriums für Familie zitiert, die herausgefunden hat, dass in Deutschland nur zehn Prozent der Frauen zwischen 30 und 50 Jahren ein eigenes Nettoeinkommen von über 2.000 Euro haben. J.P. Morgan Asset Management startet eine Kampagne für Frauen als Anlegerinnen. Wozu genau braucht es diese Kampagne? Bradtmöller: Wie erwähnt haben Frauen demo- grafisch eine besondere Notwendigkeit, mehr aus ihrem Geld zu machen. Dass sie aber bis- lang eher zurückhaltend waren, hat uns dazu veranlasst zu überlegen, wie wir ihnen helfen können, ihre finanzielle Stabilität zu verbessern. Ein erster Schritt ist dabei, das Finanzwissen zu stärken. Nicht zuletzt hat das Thema Geld- anlage für Frauen in Anbetracht des existenten Risikos weiblicher Altersarmut durchaus auch gesellschaftspolitische Relevanz. Gerade für Erstanlegerinnen sind Finanzbera- terinnen und Berater häufig eine erste Anlauf- stelle, um sich zu informieren und das Thema Geldanlage besser zu verstehen. Wir möchten unsere Vertriebspartner in diesem wichtigen Moment unterstützen. Da sich viele Sorgen vor dem Kapitalmarkt durch Zahlen und Fakten entkräften lassen, haben wir beispielsweise mit unserem Anlegerbuch und den „Prinzipien für die langfristige Geldanlage“ Publikationen er- stellt, die viele Antworten geben und die wichtigsten Argumente bündeln. Welche Glaubwürdigkeit hat gerade J.P. Morgan Asset Management für das The- ma? Bergweiler: Gender Diversity ist bei J.P. Mor- gan kein Lippenbekenntnis: Global sind die Hälfte aller Mitarbeiter des J.P. Morgan-Kon- zerns Frauen. Besonders beeindruckend ist, dass auch 50 Prozent der Vorstands- mitglieder weiblich sind – eine Quote, von der viele andere Finanzdienstleister weit entfernt sind. Im Asset Management sind 45 Prozent des global verwalteten Vermö- gens in den Händen von Fondsmanagerin- nen. In Deutschland sind bei J.P. Morgan Asset Management 41 Prozent aller Mit- arbeiter weiblich und 40 Prozent der Füh- rungsrollen im lokalen Management mit Frauen besetzt. Dies ist nur eine Dimension des langjährigen Engagements von J.P. Morgan bei der Förderung und Unterstützung der weiblichen Mitarbeiter. Mit „Women on the Move“ wurde vor einigen Jahren eine Initiative gestartet, die sich zu- nächst „Empowerment“ von Frauen intern auf die Fahnen geschrieben hatte und nun immer weiter auch extern expandiert. Wichtig ist zu verstehen, dass Diversity – auch über das Gen- der-Thema hinaus gedacht – kein Selbstzweck ist. Wir erleben es in unserem Team seit Jah- ren, dass die manchmal unterschiedlichen Per- spektiven eine Bereicherung darstellen und ein erfolgsentscheidender Faktor sind. So steht die Begleitung von Frauen bei ihren Anlagefragen im Fokus, um ihre finanzielle Stabilität zu stär- ken. Dieses weitreichende Commitment macht uns hoffentlich bei dem Thema sehr glaubwür- dig, dass es sich nicht nur um eine Marketing- kampagne handelt. Wie genau wird die Kampagne aussehen, was ist alles geplant? Bradtmöller: Es wird mehrere Säulen geben, einerseits für unsere Vertriebspartner und ande- rerseits mit Informationen für Endanlegerinnen. Die Zusammenarbeit mit Finanzberaterinnen und -beratern ist insofern besonders wichtig, als dass sie im Beratungsgespräch mit den Anlegerinnen den entscheidenden Unterschied Frauen setzen bei der Geldanlage oft zu stark auf Sicherheit. Pia Bradtmöller, Leiterin Marketing & PR bei J.P. Morgan Asset Management, und Christoph Bergweiler, Leiter Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa, erklären, wie ihr Haus Anlegerinnen unterstützen will. J.P. MORGAN ASSET MANAGEMENT | FRAUEN & ANLEGEN » Viele Frauen waren in der Geldanlage bisher zu zurückhal- tend. Daher haben wir überlegt, wie wir ihnen helfen können. « Pia Bradtmöller, Head of Marketing & PR Deutschland und Österreich » Gender Diversity ist bei uns
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