FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Foto: © Finaconsil Vermögensmanagement für Mediziner T ag für Tag das klassische Business-Out- fit anziehen, für jede kleine Marketing- aktion erst einmal eine Erlaubnis einho- len und nicht komplett selbstbestimmt arbei- ten zu können – darauf hatte Janine Kreiser irgendwann einfach keine Lust mehr. Daher beschloss die heute 31-jährige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittlerin 2014, sich mit ihrer eigenen Beratung selbstständig zu ma- chen. „Finaconsil Vermögensmanagement für Mediziner“ heißt das Unternehmen, das Krei- ser in Dresden gründete. Und wie der Name unschwer erkennen lässt, hat sie sich auf eine ganz bestimmte Zielgruppe spezialisiert. Was der Firmenname nicht verrät: Es sind nicht etwa die vermögenden Chefärzte und die renommierten Professoren, die Kreiser be- treut. „Ich habe mich ganz bewusst auf junge Mediziner fokussiert“, sagt die Vermittlerin. Und das nicht nur, weil sie selbst jung ist. Ärzte in den ersten Berufsjahren seien „schüt- zenswert“ findet Kreiser. „Sie haben von Anfang an ein hohes Einkommen, in der Regel aber wenig Finanzkenntnisse“, sagt sie. Daher benötigten sie dringend ein Coaching in Sachen Geldanlage und Altersvorsorge. Kaum Stornos Zudem hat Kreiser festgestellt, dass es in ihrer Zielgruppe – auch aufgrund der gro- ßen Verantwortung – ein besonders hohes Sicherheitsbedürfnis gibt. Einmal mit guten Policen ausge- stattet, die zur aktuellen Berufs- und Lebenssituation passen, stornierten junge Ärzte ihre Verträge daher nur sehr sel- ten. Außerdem hat Kreiser es fast immer mit freund- lichen, gebildeten Menschen zu tun. „Und wer möchte schließlich nicht gern mit netten Leuten arbeiten?“, fragt sie. Bereits in ihrer Zeit bei einem mittelständi- schen Finanzvertrieb für junge Akademiker, bei dem sie vor der Gründung ihrer eigenen Beratung zwei Jahre lang als Handelsvertre- terin gearbeitet hat, konzentrierte Kreiser sich auf Ärzte. Der Grund dafür war nicht in erster Linie das Interesse an diesem Beruf. „Ich habe vielmehr herausgefunden, dass sich die Beratung von Medizinern sehr stark standar- disieren lässt“, berichtet sie. Der berufliche Werdegang und die Einkommensverhältnisse seien gut abzuschätzen, das erleichtere die Fi- nanzplanung sowie die Produktauswahl, spare damit Zeit und mache ihre Arbeit effizient. „Ich weiß zum Beispiel, dass eine Assis- tenzärztin im vierten Berufsjahr in der Regel genügend Eigenkapital angespart hat, um in eine kleine Eigentumswohnung zu investieren, die dann vermietet werden kann“, berichtet Kreiser. Also spricht sie ihre Kunden auch erst auf ein Immobilieninvest- ment an, wenn sie das dritte Jahr im Job beendet haben. Vorher würde sich der Auf- wand schließlich kaum lohnen. Dreigeteilte Zielgruppe Um immer genau die Spar-, Anlage- und Versicherungsprodukte anzubieten, die zu der jeweiligen Ausbildungs- und Berufsphase pas- sen, hat Kreiser ihre Zielgruppe weiter unter- teilt: in Medizinstudenten, Berufsstarter und Assistenzärzte. Die Untergliederung erlaubt es ihr nicht nur, exakt auf die unterschied- lichen Bedürfnisse und finanziellen Möglich- keiten der einzelnen Kundengruppen einzu- gehen. Sie kann sie auch mit ganz ge- zielten Werbemaßnahmen ansprechen. So gibt sie für Berufsstarter etwa Seminare zum Thema Einstiegsge- hälter und Berufsunfähigkeitsversi- cherung, für Studierende Workshops zum Praktischen Jahr. Fünf Jahre nach der Gründung ihrer Beratung zieht Janine Kreiser eine posi- tive Bilanz: „Es läuft gut und jedes Jahr ein bisschen besser“, sagt sie. Verkaufsdruck habe sie überhaupt nicht mehr, das Geld komme „irgendwie von ganz allein“. Ob es aus Honoraren oder Pro- visionen kommt, ist un- terschiedlich. „Perspek- tivisch kann ich mir aber vorstellen, ganz auf die Honorarberatung um- zusatteln“, erklärt sie. Auf ein Ziel arbeitet die junge Vermittlern heute schon jeden Tag hin: 250 Mandate möch- te sie langfristig betreu- en. „Und ich möchte gemeinsam mit meinen Kunden alt werden“, sagt Kreiser. ANDREA MARTENS | FP Janine Kreiser hat sich vor fünf Jahren mit einer eigenen Beratung selbstständig gemacht. Seitdem fokussiert sie sich auf eine ganz spezielle Zielgruppe: junge Mediziner. Mit den Kunden alt werden Janine Kreiser hat sich vor fünf Jahren angehende Mediziner und junge Ärzte als Zielgruppe er- schlossen. Langfristig möchte sie 250 Mandanten betreuen, doch auch heute läuft das Geschäft schon richtig gut. 298 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I geschäftsmodell

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