FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019
Foto: © Franziska Aschenbrenner W ir gelten als die letzten Vegetarier unter Fleischfressern.“ Mit diesen Worten zur Außenwahrnehmung der Europäischen Union eröffnete Sigmar Gabriel, Ex-Bundesminister und Vizekanzler, die dies- jährige BVI Asset Management Konferenz im Gesellschaftshaus des Palmengartens in Frankfurt. Gabriel skizzierte für die erneut mehr als 500 Gäste – institutionelle Investoren und hochrangige Vertreter der deutschen Fondsbranche – die neuen wirtschaftlichen, geopolitischen und militärischen Machtachsen und mahnte die Europäische Union zu mehr Souveränität: „Wenn Europa in dieser neuen G2-Welt zwischen den USA und China nicht aufgerieben werden will, muss es weit mehr als in der Vergangenheit lernen, ein weltpoli- tischer Akteur zu werden.“ Das Zeitalter des Europazentrismus sei vorbei. „Nicht mehr der Atlantik, sondern der Pazifik ist das neue Gravitationszentrum der Welt“, so Gabriel. Das nächste Jahrzehnt wer- de entscheidend sein für die Zukunft der EU. Nur wenn es gelinge, inmitten der tektoni- schen Verschiebungen ökonomisch erfolg- reich zu bleiben, werde die EU weiter ein Ak- teur auf der weltpolitischen Bühne bleiben. Bündelung der Kräfte in der EU EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger plädierte in seinem Vortrag angesichts der technologischen Übermacht Chinas und der USA für eine Bündelung der Kräfte, etwa in der europäischen Forschungspolitik. „Wir brauchen imWettbewerb der Werteordnungen eine stärkere Europäische Union“, so Oettin- ger. Auch Deutschland verspiele gerade seinen Wettbewerbsvorsprung. „Deutschland droht wieder der kranke Mann Europas zu werden“, so die eindringliche Warnung des EU-Kom- missars. „Wir bewegen uns deutlich unterhalb unserer Wachstumsmöglichkeiten“, zeigte sich Oettinger überzeugt. Dieser Mahnung schloss sich Thomas Sat- telberger an, der seinen Vortrag überschrieben hatte mit den Worten „Überall Transforma- tion, nur nicht in der deutschen Politik“. Der frühere Topmanager und heutige Sprecher für Innovation, Bildung und Forschung der FDP warnte davor, dass Deutschland den Wandel verschlafen könnte, wenn es nicht zu einem Aufbrechen des Silo-Denkens in der Politik komme. Der Stand bei der EU-Taxonomie Den aktuellen Stand und die weitere Ent- wicklung der sogenannten Taxonomie als Teil des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzsystem erläuterte Nathan Fabian. Der Brite ist nicht nur Chief Responsible Invest- ment Officer der von den Vereinten Nationen begründeten Principles for Responsible Investment (UN-PRI), als Rapporteur der Ta- xonomy Group verantwortet er auch die Kommunikation der von der EU Technical Expert Group on Sustainable Finance erarbei- teten Ergeb-nisse (siehe auch unser Interview mit Nathan Fabian ab Seite 172). Big Data und Machine Learning Das Thema Big Data und die besonderen Chancen von künstlicher Intelligenz standen Zu seiner jährlichen Asset Management Konferenz hatte der deutsche Fonds- verband BVI nach Frankfurt geladen. Erneut sind über 500 Gäste gekommen. Vor neuen Herausforderungen Sigmar Gabriel, Ex-Bundesminister und Vizekanzler, mit mahnenden Worten: „Wenn Europa in dieser neuen G2-Welt zwischen den USA und China nicht aufgerieben werden will, muss es lernen, ein weltpolitischer Akteur zu werden.“ Sarah Holden vom US-Fondsverband ICI referierte über die betriebliche Altersvorsorge in den USA. Der Frankfurter Palmengarten bietet seit Jahren den Rahmen für die BVI Asset Management Konferenz. 310 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I bvi asset management konferenz
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