FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Execution sowie der Risikokontrolle behalten wir jedoch die Hoheit.“ Zudem erlegte San- tander den Partnern bestimmte Einschrän- kungen auf. Eine Wertpapierleihe ist ebenso ausgeschlossen wie der Einsatz bestimmter Derivate. Auch bei regionalen Beschränkun- gen sind die Varianten der Spanier strikter als die Originalstrategien. Dementsprechend sind die Santander-Go-Fonds nicht bloß Kopien, sondern eigene Fonds, deren Wertentwicklung aufgrund der verschiedenen Vorgaben abwei- chen kann. „Ich halte die Auslagerung des Manage- ments für ein sehr valides Modell, wenngleich die Idee nicht komplett neu ist“, sagt Matthias Hübner von der Unternehmensberatung Oli- ver Wyman. „Dahinter steht die strategische Frage, wie sich ein Anbieter posi- tioniert und inwiefern er sich noch als Vollsortimenter definiert.“ Tat- sächlich kursieren solche Ideen schon seit geraumer Zeit in der Branche, wie FONDS professio- nell aus Gesprächen mit Branchen- akteuren vernahm. Und es finden sich weitere Bei- spiele. Nordea Asset Management etwa hat bereits vor 20 Jahren eine Multi-Boutiquen-Struktur aufge- baut. Diese richtet sich sowohl nach innen, umfasst aber auch die Kooperation mit externen Mana- gern. „Wir sind der festen Über- zeugung, dass Investment Manager bessere Ergebnisse liefern, wenn ihr Anlageprozess autonom und unabhängig ist“, sagt Dan Sauer, Leiter des institutionellen und Wholesale-Vertriebs von Nordea AM in Deutschland. Auch Nordea übergibt in bestimmten Be- reichen das Portfoliomanagement für kom- plette Fonds an Dritte. „Wir gehen exklusive Partnerschaften mit sorgsam ausgewählten Boutiquen ein, die bewiesen haben, dass sie konsistent in bestimmten Regionen oder Anlageklassen einen Mehrwert liefern“, erläu- tert Sauer. Die Liste der Partner reicht von Aegon über MacKay Shields und Loomis, Sayles & Company bis hin zu Doubleline Capital von Starinvestor Jeffrey Gundlach. Kette geknackt Der wachsende Konkurrenz- und Kosten- druck imAsset Management könnte das Auf- brechen der Wertschöpfungskette vorantrei- ben. „Angesichts der Situation der Branche, in der Erträge und die verwalteten Vermögen nicht mehr so stark wachsen, richten einige Anbieter den Blick auf ihre Strukturen“, be- richtet Branchenkenner Hübner. „Im Zuge des Wachstums haben einige Anbieter erhebliche Kosten aufgebaut. Daher überlegen diese nun, wie sie sich schlanker und effizienter aufstel- len.“ Eine Auslagerung des Managements an Dritte ermögliche es, schlanker zu produzie- ren und zugleich die Breite des Sortiments zu wahren. Die Anbieter konzentrieren ihr haus- eigenes Management dann auf die Felder, in denen sie besonders stark sind. Als ein weiterer Aspekt ermöglicht eine sol- che Struktur die Expansion in neue Bereiche – wie das Beispiel Santander AM zeigt. „Stark gefragt ist derzeit etwa das Feld der Alternatives. Doch nicht immer gelingt es einem etablierten Asset Manager, ein Manage- mentteam anzuwerben“, sagt Hübner. „Die Übertragung des Managements an Dritte kann hier für beide Seiten von Vorteil sein.“ Die Fondsgesellschaft erweitert ihr Sortiment, die Manager wiederum erhalten Zugang zu einer großflächigen Vertriebsstruktur. Ein weiterer Punkt, der für eine zunehmen- de Verbreitung solcher Modelle spricht: Das ausgelagerte Manage- ment ist im institutionellen Feld bei Mandaten oder Spezialfonds bereits etabliert. „Im Prinzip über- tragen wir nur ein bewährtes und gängiges Modell auf den Retail- bereich“, erläutert Santander-Ma- nager Jochum. Dennoch steckt viel Arbeit in der Auslagerung. „Die Auswahl und die Due-Dili- gence-Prüfung unserer Partner folgen einem intensiven Verfahren, in dem sich beide Partner bis auf Prozessebene eingehend prüfen“, berichtet er. So eingehend, dass es fast an eine Übernahme heran- reicht. SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Christoph Hemmerich; Axel Gaube Dan Sauer, Nordea AM: „Unabhängige Investment Manager liefern bessere Ergebnisse.“ Stefan Jochum, Santander AM: „Wo wir über keine Prä- senz verfügen, greifen wir auf externe Expertise zurück.“ Steuerung verlegt Beispiel Deutschland: Anteil des ausgelagerten Portfoliomanagements an dem in offenen Wertpapierfonds verwalteten Vermögen (2.750 Mrd. Euro) Das Management durch Dritte ist im institutionellen Feld durchaus verbreitet. Die Daten umfassen offene Spezialfonds und Publikumsfonds. BVI-Jahresbericht 2019 Eigene Anlage- entscheidungen 39 % Portfolio- management durch Drittte im Ausland 32 % Portfolio- management durch Dritte in Deutschland 29 % 12 % Andere 5 % Frankreich 5 % Großbritannien 6 % USA 4 % Sonstige EU-Länder Neben Nordea ist erstmals auch Santander Asset Management auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim vertreten. Beide Gesell- schaften stellen nachhaltige Investmentlösungen vor. Anmeldung: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 29. + 30. JAN. 2020 350 www.fondsprofessionell.de | 4/2019 vertrieb & praxis I auslagerung

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