FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
tung daran knüpft. Ein Blick auf die Referenz- indizes großer Mischfonds fördert zudem so manche Überraschung zutage. „Bei Mischfonds ist die Frage nach einem Vergleichsmaßstab ein zentrales Thema und schwieriger als bei sortenreinen Fonds“, sagt Stefan Gretschel, Geschäftsführer des Kölner Dachfondsspezialisten RP Rheinische Port- folio Management. „Bei Aktienfonds gibt es so etwas wie eine natürliche Benchmark, mit der die Entwicklung verglichen werden kann.“ So wird ein Portfolio mit Fokus auf deutsche Standardwerte sinnigerweise am Leitindex Dax gemessen, für ein auf den Euroraum ausgerichtetes Pendant bietet sich der Euro Stoxx 50 an. „Das sieht bei Misch- fonds anders aus“, erläutert Gretschel. Benchmark-Mix Denn eine defensive Strategie beispielswei- se lässt sich kaum fair mit derselben Messlatte vergleichen wie ein Fondslenker, der grund- sätzlich einen großen Teil des Vermögens in Aktien steckt. „Bei Mischfonds, die das Vermögen klas- sisch zwischen Aktien und Anleihen aufteilen, ist eine zusammengesetz- te Benchmark durchaus angemessen“, meint RP- Manager Gretschel. Dies kann ein aus Renten- und Aktienbarometern zu- sammengesetzter Index sein. Das Mischungs- verhältnis lässt sich dann auf konservative, ausgewogene oder aggressive Ansätze zu- schneiden, also etwa 25 Prozent Aktienindex zu 75 Prozent Anleihen, 50 zu 50 oder eben mit höherem Aktienanteil. Hinzu kommt die Ausrichtung nach Anlageregionen oder Wäh- rungsräumen. „Schwieriger stellt sich das bei Absolute- Return- oder flexiblen Mischfonds dar“, er- klärt Gretschel. „Hier können Geldmarktsätze mit einem bestimmten Aufschlag durchaus eine gute Indikation sein.“ So wählen manche Anbieter Sätze wie Eonia, Euribor oder Libor plus einen bestimmten Aufschlag an Basis- punkten. „Aus Sicht eines Endanlegers kann die Angabe einer konkreten Rendite, die ange- strebt wird, sogar hilfreicher sein als eine zusammengesetzte Benchmark.“ Kunden wis- sen dann ganz konkret, mit welchen Erträgen sie rechnen können. „Professionelle Investo- ren wiederum bevorzugen zusammengesetzte Benchmarks, da diese auch eine Indikation auf das Risiko geben“, berichtet der RP-Ex- perte. Bei Absolute-Return-Fonds sei es wün- schenswert, wenn neben einer Rendite über Geldmarkt auch Aussagen zu Risiken getrof- fen würden, etwa eine Zielvolatilität. Eine weitere Möglichkeit ist der Vergleich mit der Konkurrenz. Ratinggesellschaften wie Morningstar, Scope, Lipper oder die auf ver- mögensverwaltende Produkte spezialisierte MMD Analyse & Advisory gruppieren die Fonds in Kategorien ein. Die Wertentwick- lung eines Portfolios lässt sich dann anhand der unmittelbaren Wettbewerber messen. Aber auch hier gibt es Tücken. „Der Vergleich mit der Konkurrenz funktioniert besser, wenn die Vergleichsgruppe relativ homogen ist“, merkt Gretschel an. „Das Feld der flexiblen Mischfonds beispielsweise ist hinge- gen recht inhomogen.“ Hier müssten Investoren aufpassen, wenn sie prin- zipiell aktienlastige mit defensiver aufgestellten Strategien vergleichen. Eine clevere Wahl des Index kann die Wertentwicklung eines Fonds wiederum gut aussehen lassen. FONDS pro- fessionell hat von den wichtigsten Misch- fondskategorien bei Morningstar Portfolios mit einem Volumen von mehr als drei Mil- liarden Euro durchleuchtet. In der Tabelle ab Seite 108 sind Fonds aufgeführt, die einen Referenzindex oder ein klar definiertes Anla- geziel in ihren „Wesentlichen Anlegerinfor- mationen“ (KIID) aufgeführt haben. Einige Anbieter betonen dabei, dass ein aktives Management erfolge und der angegebene Index nicht nachgebildet, sondern lediglich zum Vergleich herangezogen werde. Die meisten Portfoliolenker geben einen zusammengesetzten Index an. Einige messen sich aber auch mit Geldmarktsätzen und einem Aufschlag, vereinzelt aber auch ohne. Ein Beispiel ist der Pictet Multi Asset Global Opportunities. Hier stellt sich die Frage, ob die seit Jahren negativen Geldmarktsätze noch eine angemessene Referenzeinheit sein kön- nen. „Für Multi-Asset- und Total-Return- Strategien ist es durchaus üblich, Kasse- oder Geldmarktverzinsung als Messlatte zu ver- wenden“, sagt Walter Liebe von Pictet Asset » Bei Aktienfonds gibt es so etwas wie eine natürliche Benchmark. Das sieht bei Misch- fonds anders aus. « Stefan Gretschel, RP Rheinische Portfolio www.fondsprofessionell.de | 1/2020 105
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