FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Management. So würden beispielsweise für Long-Short-Fonds sehr häufig Eonia oder Libor als Benchmark herangezogen. „Ziel des Pictet Multi Asset Global Oppor- tunities ist es, eine angemessene positive Ren- dite über einen Börsenzyklus hinweg zu erzielen, wobei eine dezidiert defensive Anlagestrategie zur Anwendung kommt“, führt Liebe weiter aus, „das bedeutet, dass die Kursrückgänge des Fondsanteilswerts in schwierigen Börsenphasen möglichst einge- grenzt werden sollen.“ Der „Erfolg“ eines Multi-Asset-Fonds messe sich ohnehin an der risikoadjustierten Mehrrendite, der Sharpe Ratio. „Dies ist für uns eine geeignete Maß- zahl für unsere Ambitionen bei der Rendite- erzielung. Insofern spricht nichts dagegen, den Eonia-Übernachtzinssatz als Fondsbenchmark zu verwenden“, meint Liebe. Ein Blick auf die Tabelle zeigt wiederum: Nur sehr wenige der großen Mischfondsma- nager wählen einen reinen Geldmarktsatz als Vergleichsbarometer. Der Großteil gibt einen – mehr oder weniger großzügigen – Auf- schlag hinzu. Aber auch zusammengesetzte Benchmarks erweisen sich als nicht trivial. So dürfte einigen Privatkunden der Unterschied zwischen einem Kurs- und einem Perfor- manceindex noch klar sein. Schwieriger wird es aber bei Details, etwa ob ein Barometer Dividenden vor oder nach Quellensteuern einrechnet. Die Zusammensetzung weniger geläufiger Aktien- oder Anleihenbarometer wird wiederum auch so mancher Finanzprofi nachschlagen müssen, um beurteilen zu kön- nen, welche Aussagekraft der Maßstab hat. Gänzlich unabhängig Andere Manager lehnen eine Benchmark gänzlich ab – und wollen keine in ihre Fonds- dokumente schreiben. „Nach unserem Ver- ständnis ist ein Multi-Asset-Fonds weitgehend frei, was die Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen, Einzeltitel, Regionen und Währungen betrifft. Das Fondsmanagement orientiert sich folglich auch an keinem Refe- renzindex“, sagt Bert Flossbach vom Vermö- gensverwalter Flossbach von Storch. Oberstes Ziel sei es, langfristig attraktive Renditen für die Anleger zu erwirtschaften, also eine „ab- solute Renditestrategie“. „Dem Anleger soll erspart bleiben zu hören, wie sich sein Fonds- manager brüstet, ‚nur‘ 25 Prozent verloren zu haben, während der Referenzindex 30 Prozent abgerutscht ist“, erläutert Flossbach. Vermögensverwalter Gretschel hat grund- sätzlich Verständnis für diese Haltung. „Ich würde es nicht verteufeln, wenn kein Refe- renzindex angegebenen wird“, so der Experte. „Es ist aber hilfreich, wenn Investoren eine gewisse Indikation über Rendite und Risiko erhalten.“ Anders sieht dies jedoch aus, wenn eine erfolgsabhängige Vergütung hinzukommt. „Gerade wenn eine Performance Fee an einen Vergleichsindex gekoppelt ist, bevorzugen wir eine faire Ausgestaltung mit angemessener Hurdle Rate und High Water Mark“, betont Gretschel. Es sollten also erst bestimmte Schwellen überschritten werden müssen, bevor die Erfolgsgebühr fällig wird. Pictet-Mann Liebe verweist auf die im Multi Asset Global Opportunities getroffene Foto: © Stefan Gretschel, Pictet AM Walter Liebe, Pictet AM: „Für Multi-Asset-Strategien ist Geldmarktverzinsung als Messlatte durchaus üblich.“ Stefan Gretschel, RP: „Es ist hilfreich, wenn Investoren eine Indikation über Rendite und Risiko erhalten.“ Das Maß zählt | Beispiel 2 Pictet Multi Asset Global Opportunities: Differenz der Wertentwicklung zu: 1 Privatfonds: 3-Monats-Euribor +125 Basispunkte; Pictet: Eonia Capitalization Index (Euro) | 2 75 % Barclays Euro Agg. TR & 25 % FTSE World TR | 3 Mischfonds Euro defensiv – Global Quellen: KIID, Morningstar Das Maß zählt | Beispiel 1 Privatfonds Kontrolliert: Differenz der Wertentwicklung zu: Je nach Wahl des Vergleichsmaßstabs können sich sehr unterschiedliche Bilder zur Out- oder Underperformance eines Fonds ergeben. -8 % -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 2019 2018 2017 2016 2015 2014 -8 % -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Vergleichsindex laut KIID 1 Morningstar-Vergleichsindex 2 Morningstar-Vergleichsgruppe 3 106 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I vermögensverwaltende fonds
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