FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020
Foto: © François Daburon S eit September 2008 managt Yoann Ignatiew den global anlegenden Mischfonds R-co Valor aus dem Haus Rothschild & Co. Asset Manage- ment. Anders als die Mehrzahl der Mitbe- werber in seiner Peergroup verzichtet der Franzose in seinem Konzept bewusst auf den Einsatz von Anleihen und weiß das im Interview auch gut zu begründen. Mit einer flexiblen Steuerung der Aktienquote in seinem Fonds, ergänzt durch Short- positionen zur Absicherung und den ziel- gerichteten Einsatz der liquiden Mittel im Fonds, gehört der R-co Valor im Lang- zeitvergleich zu den besten seiner Klasse. In starken Abwärtsphasen mussten Anle- ger allerdings eine gehörige Portion Ge- duld mitbringen, ehe der Fondspreis sich in einer anschließenden Aufwärtsbewe- gung der Kurse wieder erholt hatte. Wir haben Ignatiew unter anderem dazu befragt wie er mit der aktuellen Corona-Krise umgeht. Anfang Februar hat Ihre Gesellschaft eine umfangreiche Reorganisation ihrer Fondspalette bekannt gegeben. Was hat es damit auf sich? Yoann Ignatiew: Das betrifft in erster Linie eine Reihe von Namensänderungen bei eini- gen unserer UCITS-Fonds mit dem Ziel, damit aussagekräftige und wiedererkennbare Mar- kennamen zu schaffen, aber auch unserem Fondsangebot eine eindeutige und starke Struktur zu geben. Seither besteht das Angebot von Rothschild & Co Asset Management Europe aus den vier Marken Conviction, Va- lor, Thematic und 4Change. Die zwei Letzt- genannten sind sozusagen unsere Diversifizie- rungsinstrumente. „Thematic“ steht dabei, wie der Name schon verrät, für Fonds, die in aus- sichtsreiche Themen mit vielversprechenden langfristigen Perspektiven wie Immobilien oder Demografie investieren. Die „4Change“- Fonds zielen darauf ab, neben einer finanziel- len Performance eine verbesserte Auswahl nach ESG-Kriterien und die Suche nach einem positiven Impact in den Mittelpunkt zu stellen. Dann stehen die beiden anderen Marken für so etwas wie die Kernstrategien Ihrer Gesellschaft? Ganz genau. Unter „Conviction“ vereinen wir Fonds mit einem aktiven Managementansatz sowohl in Aktien als auch in Anleihen und di- versifizierten Fonds. Dahinter steht jeweils die klare Meinung des entsprechenden Fondsma- nagers, die er über eine konsequente Bottom- up-Analyse seiner Einzeltitel umsetzt. Dabei muss er sich regelmäßig am Ergebnis seines entsprechenden Referenzindex messen lassen. Das Segment namens „Valor“, dessen Be- zeichnung im Übrigen durch den von mir ver- antworteten „R-co Valor“ inspiriert ist, basiert auf einem „Carte blanche“-Ansatz ohne Ein- schränkungen durch einen Referenzindex, eine bestimmte Branchengewichtung oder eine geografische Aufteilung. Diese Portfolios können in alle Anlageklassen investieren und unterliegen keinem bestimmten Stilfokus. Der Ausdruck „Carte blanche“ steht ja für so etwas wie eine Blankovollmacht. Aber auch Ihnen sind doch bestimmt gewisse Leitplanken gesetzt? Wir müssen uns natürlich an die Vorgaben der UCITS-Richtlinie halten, etwa was die maxi- male Gewichtung von Einzeltiteln angeht. Ansonsten aber sind wir vollkommen frei in Bezug auf irgendwelche Indizes oder Sektor- und Ländergewichtungen. Wenn ich entscheide, dass wir besser keine Ge- wichtung in Telekomwerten haben sollten, was im Übrigen derzeit der Fall ist, dann setzen wir das auch ohne zu Zögern um. Das kann aber meiner Ansicht nach nur funktionieren, wenn man kurze und schnelle Entscheidungswege hat. Deshalb arbeite ich als der verantwortliche Fonds- manager in einem bewusst klein gehal- tenen Team mit zwei Co-Managern zu- sammen. Ist das nicht eine etwas dünne Besetzung für einen Fonds, der inzwischen immer- hin ein Nettofondsvermögen von etwas über zwei Milliarden Euro aufweist? Keine Restriktionen bedeutet ja nicht auto- matisch, keine Kontrolle zu haben. Wir stehen natürlich in einem ständigen Austausch mit anderen Kollegen aus dem Asset-Manage- ment-Bereich, aber auch aus dem Private Banking von Rothschild & Co. Daher profi- tieren wir durchaus von entsprechenden Synergien aus den Diskussionen mit den Kol- legen. Grundsätzlich aber bin ich davon über- zeugt, dass ein kleines und konzentriertes Managementteam in jedem Fall die besseren Entscheidungen zu treffen in der Lage ist als ein zu großes. Warum? Weil nur ein relativ kurzer Entscheidungspro- zess das Management eines Fonds wie des R-co Valor reaktionsschneller macht. In mei- ner inzwischen mehr als 30-jährigen Lauf- bahn im Asset Management habe ich auf jeden Fall eines gelernt: Wenn Sie mit 15 Kol- legen um einen Tisch herumsitzen, um über mögliche Investmententscheidungen zu dis- kutieren, dann bringt zwar vielleicht jeder seine Ideen mit ein, am Ende aber kommt es in der Regel nicht zu einer raschen Entschei- dung, auch wenn das nötig wäre. Es kommt Auch an dem von Yoann Ignatiew gemanagten Mischfonds R-Co Valor aus dem Haus Rothschild & Co. Asset Management sind die heftigen Kursrückgänge der letzten Wochen keineswegs spurlos vorbeigegangen. Der Franzose lässt dennoch den Mut nicht sinken und bleibt seinem Investmentkonzept treu. „Von Anleihen lassen wir schon » Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass ein kleines und konzentriertes Manage- mentteam die besseren Entscheidungen zu treffen in der Lage ist als ein zu großes. « Yoann Ignatiew, Rothschild & Co. AM markt & strategie I yoann ignatiew | rothschild & co. am 124 www.fondsprofessionell.de | 1/2020
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