FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © blackday | stock.adobe.com D as Investmentgeschäft ist hart um- kämpft. Hunderte Anbieter mit aber- tausenden Fonds im Sortiment buhlen um das Geld der Anleger. Angesichts der Angebotsflut fällt es unweigerlich schwer, die passenden Produkte herauszufiltern. Ergattert ein Manager Auszeichnungen wie Pokale, Medaillen oder Topratings, erlangt sein Fonds zweifelsohne eher die Aufmerksamkeit der Investoren. Das wiederum fördert den Vertrieb. Es zahlt sich also aus, insbesondere bei den großen Ratingagenturen so gut wie möglich dazustehen. Zu den größten Analysehäusern für Fonds weltweit zählt Morningstar. Einige US-Asset-Manager sollen sich bei der Fondsratinggesellschaft aller- dings eine bessere Bewertung erschli- chen haben, indem sie geschönte Daten über ihre Portfolios an das Ana- lysehaus weitergaben. Diesen Vorwurf erheben jedenfalls drei amerikanische Akademiker, nachdem sie die gemel- deten mit den tatsächlichen Portfo- liobeständen verglichen hatten. Mor- ningstar widerspricht der Darstellung der Autoren. Die Einschätzung der Forscher fuße auf Fehlinterpretationen. Es sei zu keinen nennenswerten Fehlmeldungen gekommen. Die Ratings wurden korrekt vergeben, entgeg- net die Analysegesellschaft. Der Disput entspann sich im November 2019, als die drei Wissenschaftler Lauren Cohen, Umit Gurun und Huaizhi Chen ein Diskussionspapier veröffentlichten. Lauren Cohen hat an der renommierten Harvard- Universität in Cambridge bei Boston den Lehrstuhl für Finanzen und Unterneh- mensführung inne, Gurun ist Professor für Finanzen und Buchführung an der Uni- versität Texas in Dallas und Chen ist As- sistenzprofessor an der Universität Notre Dame nahe Chicago. Das Werk trägt die Überschrift: „Don’t Take Their Word For It: The Misclassification of Bond Mutual Funds“, übersetzt also „Traue ihnen nicht: die Fehlklassifizierung von Anleihenpubli- kumsfonds“. In einem besseren Licht So wuchtig, wie der Titel daherkommt, so schwer wiegt auch der Vorwurf, den die drei Forscher erheben. US-Fondsgesell- schaften melden demnach an Morningstar, einen höheren Anteil an Anleihen mit soli- der Bonität zu halten, als es tatsächlich der Fall sei. In der Folge erhielten diese Fonds ein besseres Morningstar-Sterne-Rating. Dieses misst das Abschneiden eines Fonds im Ver- gleich zu seiner Konkurrenz anhand des Ver- hältnisses von Risiko und Wertentwicklung. „Über das gesamte Spektrum der Anleihenfonds hinweg stellten wir eine erhebliche Fehlklassifizierung fest“, sagt Chen vom Mendoza Col- lege of Business der Universität Notre Dame. „Diese Falschmeldun- gen treten verbreitet sowie anhaltend auf und erscheinen strategischer Na- tur. Sie lassen die falsch berichten- den Fonds in einem weitaus besse- ren Licht dastehen, als sie es tatsäch- lich sind.“ Gut 30 Prozent der unter- suchten Rentenfonds bergen der Untersuchung zufolge Anleihen mit schlechterer Bonität, als sie an die Ratinggesellschaft gemeldet wurden. „Viele Fonds, die von Morningstar als AAA-Portfolio geführt werden, sind tatsächlich voller Ramschan- leihen“, sagt Chen. US-Anleihenmanager sollen eine solidere Bonität der Zinspapiere in ihren Fonds gemeldet haben, um bessere Fondsratings zu ergattern, behaupten Forscher. Geschönte Portfolios? Schöner Schein: Amerikanische Rentenfondsmanager zeigen bei der Ratinggesellschaft Morningstar an, welche Anleihen in ihren Portfolios liegen. Dabei sollen sie aufgehübschte Daten übermittelt haben, meinen drei Wissenschaftler. Notorisch daneben Zahl der Anleihenfonds nach Risikokategorien sowie falsch klassifizierte Fonds Ein erheblicher Teil der untersuchten US-Rentenfonds soll die Risiken von Bonds zu niedrig angesetzt haben. Quelle: Huaizhi Chen, Lauren Cohen, Umit Gurun: „Don’t Take Their Word For It: The Misclassification of Bond Mutual Funds“, November 2019 0 300 600 900 1.200 1.500 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 Hohe Bonität Mittlere Bonität Niedrige Bonität Falsch klassifiziert Zahl der Anleihenfonds 138 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I fondsratings

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